Kapitel 28

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(Die Vemrutungen, die ihr angestellt habt, waren ja wirklich wirklich wirklich süß *-* ......... Und alle falsch :D)

Nachdem alle mit Kuchen versorgt waren, kam endlich auch Evie zurück, ein mattes Lächeln auf den Lippen. Ich konnte mir schon vorstellen, dass sie erschöpft war, denn das alles zu organisieren, erforderte sicherlich höchste Konzentration. Mit ihr kehrte auch Dad zurück und setzte sich auf den freien Platz neben mir. Stirnrunzelnd sagte er: "Champagner? Hoffentlich nicht allzu viel..."

"Ach, vielleicht ist das gar nicht so schlecht", widersprach ich, "So kann ich meine schlechte Laune ein wenig heben. Vergiss nicht, ich trage immer noch ein rosa Kleid, das ich auf den Tod nicht ausstehen kann." Weil ich damit gewissermaßen seinen wunden Punkt getroffen hatte, schwieg er endlich und beließ es auch dabei. Tatsächlich spürte ich, wie die prickelnde Flüssigkeit mir zu Kopf stieg und ich ein wenig angeheitert war.

Die Conners redeten ununterbrochen von all den großartigen Dingen, die sie dieses Jahr gesponsert und finanziert hatten, sonnten sich in der Anerkennung, die jeder ihnen zukommen ließ und grinsten selbstgefällig. Gleichzeitig schenkten sie dennoch immer wieder unsere Gläser nach und tranken selbst Alkohol, als wäre es Wasser. Schließlich rief eine hübsche Dame aus dem Organisatiionsteam zu einem ersten Eröffnungstanz auf und ehe ich mich versah, hatte mich mein Vater schon aus meinem Stuhl auf das Tanzparkett befördert, wo sich hauptsächlich alte Menschen im Takt der Musik hin- und herwiegten.

"Ich kann doch gar nicht tanzen", murrte ich und versuchte verzweifelt, dem Griff meines Dads zu entkommen, doch er lächelte nur besänftigend.

"Vertraue mir einfach, die Hälfte der hier Anwesenden kann nicht tanzen."

Zu einem langsamen, klassischen Stück bewegten wir uns sanft schaukelnd über die Fläche und ich starrte peinlich berührt zu Boden. Was, wenn das jemand sah? Andererseits war das Publikum hier hauptsächlich über 40 und interessierte sich wohl kaum für einen Teenager, der vom eigenen Vater zum Tanzen genötigt wurde.

"Ist alles okay? Ich finde es wunderbar, wie du kooperierst, obwohl das eigentlich keiner von dir erwartet hat. Wirklich, danke, dass du so nett zu allen bist, ich habe schon das schlimmste befürchtet", flüsterte Dad und ich nickte. Als ob ich eine andere Wahl gehabt hätte, als freundlich zu allen zu sein.

"Und ich bereue es sehr, dass ich in der vergangenen Zeit so wenig mit dir unternommen habe, denn es fühlt sich so an, als würde ein Teil von dir sich mir komplett entfremdet haben. Das möchte ich nicht, verstehst du? Deine Mutter besteht nun mal darauf, dass ich dich nie zu Gesicht bekommen darf und dich nie besuchen darf. Aber das heißt nicht, dass ich das nicht will. Wenn deine Mutter unsere Beziehung nicht weiter intensivieren möchte, dann ist das in Ordnung, schließlich hat sie das volle Sorgerecht. Mir wäre es nur lieber, du kämst manchmal her und wir könnten uns sehen, weil ich möchte es definitiv nicht verpassen, wie mein kleines Mädchen sich in die schönste junge Frau verwandelt", sprach er leise und ich nickte bloß heftig und biss mir auf die Lippe, um nicht vor Rührung zu weinen.

Das war vielleicht alles, was ich gehört haben musste, damit ich wieder Vertrauen in ihn haben konnte. Jetzt, nachdem er das ausgesprochen hatte, fühlte ich mich um etliche Kilo leichter.

Der Song endete und mein Vater führte mich an seinem Arm zurück zum Tisch, wo auch die Conners von ihrem Tanz zurückkehrten. Angeregt unterhielten sie sich mit Evie, welche die Arme vor der Brust verschrnkt hatte, und nicht allzu zufrieden wirkte.

"Aber Edwin, Amanda, Sie können uns doch nicht jetzt schon verlassen!"

"Ach, liebste Evie, wir wünschten ja, wir könnten einen Augenblick länger verweilen, doch wir sind auf die Beerdigung eines alten Freundes der Familie eingeladen, da können wir leider wirklich nicht bleiben. Das geht nun mal vor", entschuldigte sich Amanda und fasste sich theatralisch mit dem Handrücken an die Stirn.

"Wer wird denn am Tag vor Heiligabend beerdigt?", entfuhr es mir, ich hatte Mitleid mit Evie, die gewollt hatte, dass alles perfekt wurde, und nun verließen schon die ersten Gäste die Feier.

Edwin Conner bedachte mich mit einem unfreundlichen Blick und schüttelte den Kopf: "Das tut doch gar nicht zur Sache, der Sohn von Martin musste noch anreisen, damit seine Beerdigung auch wirklich stattfinden kann, und das geht einfach nur heute, wenn sie denn nicht am Vierundzwanzigsten selbst sein soll."

"Vielleicht stoßen wir noch einmal hinzu, sobald wir Saint Georg's verlassen haben", fügte Amanda hinzu und drückte erst meinem Vater, dann Evie und mir, jeweils zwei fette Küsse auf beide Wangen. Schnell und mit trippelnden Schritten verließ sie, Edwin im Schlepptau, den Saal und schon war sie aus meinem Blickfeld verschwunden.

Doch ihre zuvor gesagten Worten ließen mich hellhörig werden. Saint Georg's. War da nicht irgendetwas? Es wollte mir schlichtweg nicht einfallen. Warum kam mir der Name dieser Kirche so bekannt vor? Grübelnd tippte ich mir gegen das Kinn, ich war kurz davor, doch es kam mir nicht mehr in den Sinn.

Siehst du die Kirche dahinten? Saint Georg's. Da musste ich jeden Sonntag hin. Das Haus meines Vaters war direkt nebenan. Zayn.

Wir sind auf die Beerdigung eines alten Freundes der Familie eingeladen. '

Oh mein Gott. Die Sache war doch hoffentlich nicht das, was ich vermutete. Das konnte doch unmöglich die Beerdigung von Zayns Vater sein!? Aber das würde auch seine unerträglichen Stimmungsschwankungen erklären, und seine Fragen über den Tod...

"Ich muss weg", beschloss ich. Beim Rausgehen schnappte ich mir meine Tasche, schlich mich so unauffällig wie irgend möglich aus dem Saal und machte, dass ich unbemerkt davonkam. So schnell mich meine Beine -und diese schrecklich hohen Schuhe- trugen, rannte ich vor die Halle und sah mich auf dem Parkplatz um. Waren die Conners schon losgefahren? Würde ich sie noch erwischen können? Allen Anscheins nach nicht. Was sollte ich denn jetzt tun? Ich musste zu Zayn.

"Hallo!", rief ich verzweifelt und wedelte mit den Armen in der Luft herum, "Türsteher! Ich brauche dringend ihre Hilfe!" Der durchaus korpulente Mann am Eingang erhob sich schwerfällig und winkte mich zu sich. Als er mich fragte, was denn los sei, gab ich keine Antwort, sondern fragte ihn nur atemlos nach dem Weg zu Saint Georg's.

Ratlos kratzte er sich am Bart: "Hm. Hm. Ja. Nun ja, du musst erst in Richtung Zentrum laufen, das ist gar nicht so weit, und dann nimmst du den 681er Bus in Richtung East Sydney bis zur Station Kings Cross. Dann dürftest du die Kirche finden."

Wie hypnotisiert dankte ich ihm und rannte los, die Schuhe hatte ich ausgezogen und hielt sie nun in den Händen. Mein Kleid bauschte sich auf und ich war nicht ganz sicher, ob man meine Unterwäsche sehen konnte, oder nicht, ich fühlte mich nur schrecklich nackt. Keuchend bog ich in eine Seitenstraße ein, von der ich sicher war, dass sie ins Stadtinnere führte. Der heiße Ashalt verbrannte mir beinahe ich die Fußsohlen und mir war etwas schwummrig. Um einen Zusammenbruch zu vermeiden, zügelte ich mein Tempo und lief die Straße ab, nach einen Schild oder einer Person Ausschau haltend, die mir vielleicht Auskunft über meinen aktuellen Standort geben konnte.

Inzwischen war ich mir sicher, dass ich mich hoffnungslos verirrt hatte. Umkehren war aber auch keine Option mehr. Außerdem musste ich Zayn sehen, um sicherzugehen, dass es ihm gut ging. Ich vermisste ihn auf eine seltsame Art.

"Entschuldigen Sie bitte", rief ich einem Passanten zu, "Können Sie mir sagen, wo ich den 681er finde?" Seine Antwort lautete, dass er selbst nicht aus Sydney kam und sich ebenfalls kaum auskannte. Großartig.

Nachdem ich weitere Leute angesprochen hatte, die alle die Buslinie nicht kannten oder mich schlicht ignorierten, stolperte ich blindlings weiter, in der Hoffnung, endlich die Station zu finden, die ich gesucht hatte.

Meine Gebete schienen erhört worden zu sein, nur wenige Minuten später kam ich an einem Busbahnhof an, auf dessen Anzeigetafel eine große 681 prangte. Noch eine Viertelstunde, bis der Bus in meine Richtung losfahren würde. Enttäuscht lehnte ich mich gegen die Wand des kleinen Bahnhofhäusschens und wartete ungeduldig.

Meine Gedanken kreisten um Zayn. Wie er sich wohl fühlen musste, jetzt, wo sein Vater gestorben war. Wie ich unsensibles Miststück nicht bemerkt hatte, wie dreckig es ihm wegen der Sache ergangen war. Ich könnte mich dafür ohrfeigen. Das einzige, was jetzt noch meine Stimmung aufhellte, war die Aussicht auf ein müdes Zahnpastalächeln und schokoladenbraune Augen mit goldenen Sprenkeln.

23 Stunden - {zayn malik a.u.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt