Kapitel 4

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Ich setze mich auf das Bett und der Blonde liegt nur da und scheint zu schlafen. Ich legte mich vorsichtig neben ihn und entspanne mich langsam. Immerhin fällt er mich nicht an. Hoffe ich zumindest, wobei das traue ich dem faulen Sack nicht zu. Er scheint nett zu sein, wenn er dann mal wach war.

>Was hat der Hentai gemacht?< fragt er plötzlich.
>Vergewaltigungsversuch?<
>Typisch.<
Stille...
>Was hörst du?<
Shu reicht mir einen Kopfhörer. Aus diesem ertönt klassische Violinenmusik, kein Wunder dass er so oft schläft. Es ist ja ganz schön, aber irgendwie langweilig. Unbeholfen stecke ich ihm den Hörer zurück ins Ohr und denke an schmale feine Finger, die über die Saiten einer Violine huschen und mit dem Bogen der von der anderen Hand gespielt wird wunderschöne Töne erzeugt. Ich hebe meine Hände und schaue sie an. Klein, schmal und feingliedrig. Sollte ich es ausprobieren? Violine zu spielen?
>Sag mal, du hast nicht rein zufällig eine Violine, oder?< ich drehe mein Gesicht zu Shu. Er öffnet seine Augen, meerblaue Augen, und schaut mich fragend an.
>Wieso?<
>Hast du oder nicht?< entgegne ich. Er deutet in eine Ecke de Zimmers, und als ich aufstehe sehe ich den offenen Koffer, in dem sich eine wunderschöne Violine befindet. Ich nehme sie vorsichtig und lege sie an mein Kinn. Es fühlt sich so vertraut an, wie sie an meinem Kinn anliegt, wie der Bogen in meiner Hand liegt.

Langsam streiche ich mit diesem Bogen über die Saiten und platziere meine finger. Ich werde immer sicherer und beginne nun ein mir bekanntes Lied zu spielen. Immer mehr Töne dringen durch den Raum und ich schließe die Augen. Immer wieder gleitet der Bogen über die Saiten wie meine Finger die Töne angeben.  Mal lang mal kurz, Pause weiter. Ich summe mit und tanze ein wenig auf der Stelle. Sobald der letzte Ton verklingt, vermisse ich das Gefühl der Freiheit, dass das Spiel mir gab. Shu steht nun vor dem Bett und sieht mich verwirrt an.
>Das waren nicht nur Noten, das war Musik. Meinen Respekt. Wie heißt das Lied?< Ich zögere, denn mir fällt der Name nicht ein.
>Ich weiß es nicht, tut mir leid<
Shu nickt und setzt sich auf das Bett. >Kannst du noch etwas spielen?< Hoffnung liegt in seiner stimme, und ohne zu überlegen setze ich ein weiteres mal den Bogen an.

Doch durch das Aufschlagen der Tür werde ich gestört. >Verdammt Shu! Ich will schla-< als er die Violine in meinen Händen sieht stutzt der weißhaarige. >Du?< ich nicke. Als wäre  plötzlich ein Salter umgelegt worden lässt er sich neben Shu auf das Bett fallen. >Hey-< protestiert dieser, doch Subaru fordert mich zum weiterspielen auf.

Lächelnd Streiche ich den ersten Ton und auf einmal spielen meine Hände von allein weiter und eine weitere Melodie die mich in ihren Bann zieht erklingt. Auch diese kommt mir irgendwie bekannt vor.
Als hier ebenfalls der letzte Ton erklingt werde ich ein wenig traurig. Diese zwei Lieder erinnern mich an etwas, was in der Vergengenheit geschah, an die ich mich jedoch nicht mehr erinnerrn konnte. Wehmütig lege ich das Instrument in seinen Koffer zurück und schließe diesen. >Das war... wow. Hoshi, das war echt schön.< Subaru schien beeindruckt zu sein, und auch Shu sah mich lächelnd an. Ich muss ebenfals lächeln und verkünde, dass ich nun schlafen gehen werde.

Mit den letzten Worten und einem >Gute Nacht< verschwand ich aus dem Zimmer und zog mich in meines, das ich ohne allzuviel Mühe wiederfand zurück. Kein Laito, nur der Halbmond scheint durch das Fenster und lässt den Boden ein wenig schimmern. Ich werfe mich auf das Bett und schlafe abermals sofort ein. Diesmal werde ich durch keinen der Brüder geweckt, sondern durch die Sonne deren erste Strahlen mein Zimmer in ein rotorange tauchen.

Watashi no shiroi baraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt