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Emicas Sicht:

Weiß. Meine Zimmerdecke war weiß.
Ich lag seit über einer Stunde in meinem Bett und starrte auf die Holzlatten.
Ich versuchte mich auf das weiss zu konzentrieren.
Ich dachte nur an das weiss.

Es gelang mir nur ein paar Sekunden.

Dann waren da wieder diese anderen Gedanken.

Die Gedanken daran, wie Mark beim Sprechen lächelt.
Die Gedanken daran, wie sich unsere Blicke zufällig begegnen.
Die Gedanken daran, wie Mark mich in der dunklen Turnhalle mit flüsternder Stimme überzeugt, mich auszuruhen.
Als wäre es ihm total wichtig. Als wäre er mein fürsorglicher Freund.

Wieder starrte ich meine Zimmerdecke an. So werde ich es niemals schaffen einzuschlafen.

Frustriert drehte ich mich mit dem Kopf zur Wand.

Und dann schlief ich doch ein. (Das ist irgendwie immer so oder?;))

"Kommst du heute nach der Schule mit zu mir?", fragte mich Laura, als wir aus dem Bus ausstiegen.

"Klar, gerne.", antwortete ich. "Aber nur wenn wir auch ein bisschen lernen."

"Für die Mathearbeit übermorgen?"

Ich nickte und wir betraten die Schule.

Da wir heute keinen Geschichtsunterricht haben würden, würde ich Mark heute nicht sehen.
Den ganzen Tag machte ich einen großen Bogen um den Flur, in dem das Lehrerzimmer lag.

Als wir uns am Nachmittag bei Laura trafen, lernten wir tatsächlich, denn heute war Donnerstag und so waren es nur noch 7 Schultage bis zu den Sommerferien.
Für die Lehrer hieß das, noch schnell die letzte Arbeit schreiben.

"Hast du Lust, auf Eis?", fragte Laura.

Ich folgte ihr in die Küche.

"Ich bin nicht mehr mit Leon zusammen", sagte sie beinahe nebensächlich.

"Was?! Das ist doch nicht dein Ernst!"

Ich war ein wenig entsetzt, denn Laura hatte eine ewige On-off-Beziehung  mit einem anderen Jungen hinter sich und ich war überzeugt gewesen, dass das mit Leon endlich etwas Ernstes wäre.

"Wehe du machst aus ihm einen zweiten Ole!", beschwor ich sie.

"Niemals!" Sie lachte. "Leon ist einfach nicht der, für den ich ihn gehalten habe."

"Wie meinst du das? Hat er was bestimmtes falsch gemacht?"

"Nein. Eigentlich nicht. Aber er ist irgendwie komisch darauf.
Ich weiß nicht, ich glaube ich will jetzt lieber nicht darüber reden.

Aber wie sieht es bei dir aus? Hast du kürzlich dein Herz verschenkt?"

Ja!

"Nein"

"Ist da kein Typ, der dich anmacht?", fragte sie grinsend und wackelte mit den Augenbrauen.

Doch!

"Nein, ehrlich nicht."

"Dann sollten wir dich dringend mit einem verkuppeln! Sonst langweilst du dich in den Sommerferien noch!"

"Oh Mist! Das tut mir leid.", rief ich und griff nach einem Lappen. Ich kniete mich auf den Küchenboden, um das Eis aufzuwischen, dass mir vom Löffel gerutscht war.

Ich fürchtete einen Moment, Laura könnte durchschaut haben, dass das Eis mit voller Absicht auf dem Boden gelandet war, doch das schien nicht der Fall zu sein.

"Ich geh schon mal wieder hoch", sagte sie und ich atmete erleichtert auf.

Diese Befragung war hart gewesen, denn es machte mich fertig, Laura so direkt anzulügen.

Wir sprachen glücklicherweise nicht noch einmal über das Thema. Nach dem Lernen machten wir auch noch Hausaufgaben.

"Haben wir morgen Geschichte?", fragte Laura mich.

Meine Finger zitterten vor Aufregung, als ich meinen Stundenplan herausholte.

Ein Stromschlag und ein aufregendes Glücksgefühl durchzuckten mich.

"Ja."

So sehr ~ A long way to love                                      Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt