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Emicas Sicht:

Nachdem ich letzten Donnerstag nicht zum Fahrradkeller gekommen war waren inzwischen fünf Tage vergangen.
Heute war Dienstag und zum ersten Mal seit letztem Donnerstag würde ich Mark gleich sehen, denn wir hatten in der zweiten Stunde Geschichte.

Als er die Klasse betrat, schaute ich ihn an, doch er ging direkt zum Pult, die Augen nach vorne gerichtet.

"Wir fangen damit an, die Hausaufgaben zu vergleichen, danach gehen wir runter in den Computerraum", sagte er und ich fragte mich, was er vorhatte.
Würde er mich weiterhin einfach ignorieren oder würde er mich vielleicht erneut um ein geheimes Treffen bitten?

Ich meldete mich und wurde aufgerufen.

Er sah mich mit einem Lächeln an und wartete auf meine Antwort, doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass er mich dran nehmen würde und war dem Unterricht nicht gefolgt.

"Ähm, ich glaube, also", stammelte ich und sah ihn hilfesuchend an, doch er sah mich nur vorwurfsvoll an, machte sich eine Notiz und nahm dann den nächsten dran.

Ich war genervt, obwohl er mich völlig normal behandelt hatte.

Auf dem Weg zum Computerraum näherte ich mich ihm und zu meiner Überraschung wich er mir nicht aus , sondern sprach mich direkt an: "Willst du etwas, Emica?"

Ich schüttelte nur lächelnd den Kopf, weil ich so reagiert hätte, wenn ein anderer Lehrer mich das gefragt hätte.

Vor den anderen und Laura wollte ich auf keinen Fall verdächtig wirken und so verlief die Stunde tatsächlich so, als wäre zwischen uns nie etwas gewesen.

Er lächelte mehrmals und ich lächelte trotzig zurück.
Wenn er so tun wollte, als wäre zwischen uns nicht diese Anziehung, dann konnte er das haben!

Wenn wir uns in den folgenden Tagen begegneten, grinste ich ihn herausfordernd an und er lächelte strahlend.

Manchmal kam er mir sehr nahe, um eine Reaktion zu provozieren, doch ich riss mich zusammen.

Zwei Wochen verstrichen und ich erwischte mich dabei, wie ich mich fragte, ob dieser Kuss eigentlich je statt gefunden hatte.

"Wir müssen reden", sagte Laura während der Pause auf dem Schulhof zu mir.

"Klar, was ist los?"

"Also gestern war ich zu Hause und das Telefon klingelte. Es war Leon. Er war sauer, weil er rausgefunden hat, dass ich mich mit Lukas treffe."

Leon war, während er mit Laura zusammen gewesen war, schon immer sehr eifersüchtig gewesen.
Jetzt hatte er natürlich kein Recht mehr dazu und es beunruhigte mich, was Laura mir erzählte.

"Hat er noch was gesagt? Dir irgendwie gedroht?", fragte ich und musterte sie besorgt.

"Nein, keine Ahnung. Er war wirklich wütend. Kannst du heute bei mir übernachten?"

"Tut mir leid, aber meine Eltern werden das niemals erlauben", sagte ich bedauernd. "Unter der Woche darf ich nicht bei Freunden schlafen."

"Kannst du dich nicht raus schleichen?"

"Hm, mal sehen."

"Bitte!!!"

Laura sah mich mit Hundeblick an.

"Na gut"

"Danke!" Sie umarmte mich stürmisch und ich lachte.

Ich verstummte schlagartig, als ich über Lauras Schulter hinweg Mark sah, der über den Schulhof ging.

Er sah mich an und nickte mir zu.
Dann hob er eine Augenbraue und grinste. Ich schaute entschlossen zurück und sah dann demonstrativ weg.

Verdammt, ich würde dieses Spiel nicht verlieren, von dem wir beide wussten, dass wir es spielten.
Ich würde ihn nicht zuerst ansprechen oder einfach küssen.

Das Foto oben ist irgendwie nicht so toll. Hoffe das Kapitel gefällt euch!

So sehr ~ A long way to love                                      Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt