~21~

431 12 1
                                    


Emicas Sicht:

Die Prügelei war nun zwei Tage her und nächste Woche würden die Herbsferien beginnen.

Heute Abend war eine Party, für alle Schüler Schülerinnen und alle Lehrkräfte, denn unsere Schule wurde diesen Herbst 100 Jahre alt.

Laura und ich brauchten ewig um uns fertig zu machen, doch ich war mit dem Ergebnis sehr zu frieden.

"Lucas wird nicht die Augen von mir lassen können", sagte Laura glücklich, als wir uns im Spiegel betrachteten.

"Also ist es mit ihm wirklich was Ernstes, wenn du weiter mit ihm zusammen bist, obwohl uns Ole und Leon uns beide praktisch dafür verprügeln wollten", stellte ich fest.

"Erstens wollten sie es nicht nur. Es gab eine Prügelei und zweitens ja, ich mag Lucas sehr gerne", antwortete sie und wir gingen in Richtung Haustür.

Ich freute mich wirklich für sie.

Als wir bei der Schule ankamen, waren bereits etliche Menschen da. Wir waren von Lauras Mutter hergebracht worden und die hatte kaum einen Parkplatz finden können.

Nun drängten wir uns durch die Flure und Zimmer.
In der Aula war Platz zum Tanzen, doch die Leute waren in der gesamten Schule verteilt.

Laura und ich trafen schnell viele Freunde und rasch verloren wir uns aus den Augen.
Ich bahnte mir einen Weg zu den Getränken und hielt nach Mark Ausschau.

Ich wusste, dass der Schuldirektor heute Abend mit ihm reden wollte.
Mark war Lehrer und hatte einen Schüler geschlagen. Er steckte in ernsthaften Schwierigkeiten und das tat mir leid.

Der Gedanke an ihn, wie er in einem dieser Räume saß und ihm vielleicht gerade gesagt wurde, dass seine Laufbahn als Lehrer vorbei war, tat mir weh und ich fragte mich fieberhaft, ob ich die Situation bei meinem Gespräch mit dem Direktor mehr zu seinen Gunsten hätte darstellen können.

Marks Sicht:

Nervös wartete ich auf meinen Chef, den Direktor.
Er war schon 10 Minuten zu spät.

In diesem Moment kam eine Sekretärin herein und berichtete mir, dass sie eben mit dem Direktor telefoniert hätte.
Er würde erst in einigen Stunden hier sein und ich könne bis dahin die Feier genießen.

Ich verließ also das Zimmer und mischte mich unter die feiernden Menschen.
Nach einer Weile traf ich Steven.

"Ich muss dir was sagen", sagte er.

"Was?", fragte ich und nahm dankend eine Cola von ihm entgegen.

"Ich bin aus Stuttgart weg, weil ich an der Schule, an der ich unterrichtet habe, ein Problem mit einem der Schüler hatte.
Es kam zu keiner körperlichen Auseinandersetzung und ich wurde auch nicht entlassen, aber es wurde mir einfach zu stressig, mich ständig mit ihm auseinander setzten zu müssen."

"Warum erzählst du mir das jetzt? Willst du damit sagen, dass ich einfach kündigen sollte?"

Er schüttelte den Kopf und sagte: "Nein, deshalb nicht. Nachdem ich weg war erfuhr ich, dass der Junge mit seiner Familie weggezogen sei. Ich wollte trotzdem nicht an die Schule zurück.
Ich habe den Kerl nie wieder gesehen."

Sein Gesicht verdunkelte sich als er weitersprach.

"Bis zu meinem ersten Tag hier."

"Welcher von beiden?", fragte ich bestürzt.

"Leon Ronnek."

"Der Junge wird Ärger bekommen", sagte ich entschlossen. "Keiner von uns wird wegen ihm diese Schule verlassen."

"Das hatte ich auch nicht vorgehabt", sagt er lächelnd, "ich hab eher jeden Tag den Drang ihm zu zeigen, dass es nicht okay ist meinen besten Freund zu schlagen."

Von hinten trat die Sekretärin an mich heran.
"Der Chef ist jetzt da", informierte sie mich und nach einem aufmunternden Blick von Steven folgte ich ihr zum Direktor.

300 Reads!!

So sehr ~ A long way to love                                      Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt