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Emicas Sicht:

Ich wartete gespannt im Flur vor dem Lehrerzimmer, um Mark sehen zu können, doch er tauchte einfach nicht auf.
Mit der Zeit fühlte ich mich immer erbärmlicher.
Seit dem Kuss Vorgestern hatte ich an nichts anderes gedacht, doch er ließ sich nicht blicken und wollte mich also anscheinend nicht sehen.

Zwar hatte ich Vorgestern noch den Eindruck gehabt, er bereue den Kuss nicht, aber es war gut möglich, dass er seine Meinung wärend der letzten Nächte geändert hatte.

Ich jedenfalls hatte die ganze Zeit über das alles nachgedacht.
Dabei waren mir mehrere Dinge klar geworden.

1. Ich hatte eindeutig Gefühle für Mark

2. Ich wusste, dass es falsch wäre, noch einmal so etwas mit ihm zu tun und

3. Ich würde ihm nicht widerstehen können, wenn er sowas nochmal tuen wollen würde

Doch dem schien nicht so zu sein, denn er ließ sich in keiner der Pausen blicken. Ein eindeutiger Hinweis darauf, dass er mich bewusst mied.

Mit entsprechend enttäuschtem Gesichtsausdruck saß ich etwas später neben Laura im Bus auf dem Weg nach Hause.
Sie sprach mich mehrmals an, doch ich ging nicht darauf ein.

Zu Hause versuchte ich erst gar nicht mich auf die Hausaufgaben zu konzentrieren.
Ich brauchte die Zeit zum Nachdenken.

Auch am nächsten Tag ging Mark mir aus dem Weg und als wir uns einmal doch zufällig begegneten, tat er so, als würde er mich gar nicht wahrnehmen.

Am Freitagmorgen wartete ich mit gemischten Gefühlen in der Klasse auf Mark, bei dem wir Unterricht haben würden.
Sein Anblick löste schließlich mehr in mir aus als mir lieb war und so vermied ich den Augenkontakt mit ihm völlig.

Gegen Ende der Stunde erklärte er uns, dass wir in der nächsten Stunde eine Debatte führen würden und jeder von uns sich als Hausaufgabe bestimmte Ansichten aus dem Buch durchlesen sollte.

Er verteilte kleine Zettel auf denen die Buchseiten standen, die wir uns ansehen sollten.

Als es klingelte achtete ich auf niemanden, sondern ging zügig aus der Klasse ins Treppenhaus.
Dummerweise hatte Mark anscheinend den selben Gedanken gehabt, denn plötzlich standen wir beide allein draußen.

Ich verlangsamte meine Schritte, damit er mich überholte, denn den ganzen Weg die Treppe hinunter neben ihm zu gehen würde ich bestimmt nicht aushalten.

Er näherte sich mir auch tatsächlich schnellen Schrittes doch während er mich überholte, beugte er sich plötzlich blitzschnell zu mir und flüsterte mir zu: "Lies den Zettel!"

Er entfernte sich, doch ich stand sekundenlang da und grübelte nach, welchen verdammten Zettel er meinen könnte, denn ich brauchte anscheinend meine ganze Hirnkapazität, um zu begreifen, wie er das anstellte.
Wie er es anstellte mich so durcheinander zu bringen.

Er hat dir nur was ins Ohr geflüstert!
Er hat dich nicht mal berührt, Emica!

In diesem Moment wurde mir wenigstens klar, welchen Zettel er gemeint hatte.

Ich sprintete zurück in die Klasse und durchwühlte meine Federtasche danach.

Es standen zwar einige Seitenzahlen darauf, doch die eigentliche Botschaft war umkreist:

Treffen heute 16:00 Uhr im Fahrradkeller ~ M

Ich faltete den Zettel wieder zusammen und bekämpfte das Gefühl von Vorfreude, das in mir aufkam.

So sehr ~ A long way to love                                      Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt