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Emicas Sicht:

Ich hockte zusammengekauert in der Mädchentoilette.

Eigentlich hatte ich jetzt Sportunterricht, aber ich fühlte mich furchtbar und Herrn Raumann anzusehen, wäre sicher auch nicht hilfreich gewesen.
Schließlich war er erst der Auslöser des Streits gewesen.

Obwohl man es kaum als richtigen Streit bezeichnen konnte.

Ich war stinksauer gewesen und Mark verletzt und völlig ahnungslos worum es überhaupt ging.

Dabei war es doch so offensichtlich. Er hatte mich um ein Gespräch unter vier Augen gebeten.
Er war nervös gewesen.
Und er hatte liebevoll gewirkt.

Natürlich hatte ich gedacht, dass er mir sagen wollte, dass er mich liebte.
Als er mit Herrn Raumann angefangen hatte, hätte ich ihm am liebsten fassungslos eine gescheuert.

Dabei hatte ich wahrscheinlich noch nicht einmal ein Recht darauf, sauer zu sein.

Ich hatte ihm gesagt, dass wir nicht zusammen sein könnten.
Ich hatte ihn weggestoßen und jetzt dürfte ich mich eigentlich nicht beschweren.

Aber es tat so weh. So sehr.
Mit ihm war alles so unglaublich intensiv.

Die Anziehung
Die Wut
und die Liebe

Ich schlich mich nach draußen auf den Schulhof, um frische Luft zu schnappen.

Zu meiner Überraschung sah ich auf der anderen Seite des Hofes Laura.

Ich wollte zu ihr rennen und konnte plötzlich neben ihr noch zwei andere Gestalten ausmachen.
Beim Näherkommen erkannte ich Ole und Leon.

Na toll. Was hatten die hier verloren?

Marks Sicht:

Ich konnte nicht zum Unterricht. Ich sagte im Sekretariat Bescheid, dass für mich eine Vertretung die nächste Stunde übernehmen müsste, da mir nicht gut wäre.

Dann ging ich nach draußen um durchzuatmen.

Ich sah aus der Ferne einige Schüler, die mir bekannt vorkamen.
Ich näherte mich und erkannte Emica, die auf die anderen drei Personen zu rannte.

Eine dieser Personen war Laura, ebenfalls aus Emicas Klasse.
Die andern beiden waren Jungen.

Sie mussten etwa in der selben Klassenstufe sein und mit Schrecken stellte ich fest, dass der eine der Kerl war, der neulich in der Cafeteria Ärger gemacht hatte.

Offenbar bedrängten die beiden Jungen Laura und so sprintete auch ich in ihre Richtung.

Ich sah, dass Emica sie erreicht hatte und hörte jetzt deutlich, dass sie sich alle gegenseitig anschrieen.
Der eine Typ schubste Laura, worauf Emica ihn an der Schulter packte und versuchte ihn zu Boden zu ringen.

Ich beschleunigte mein Tempo und war nur noch ein kleines Stück von der Gruppe entfernt, in der eine richtige Rangelei angefangen hatte.

Laura trat den einen, während Emica am Boden lag. Ich stürzte mich auf den Kerl, der sich gerade auf sie werfen wollte und ein Fuß traf mich am Rücken. Ich stolperte und spürte einen Schmerz.

Ich ballte die Faust und verpasste dem einen einen Schlag, der ihn zurück taumeln ließ.
Laura und Emica hatten den anderen mit mehreren Tritten zwischen die Beine außer Gefecht gesetzt.

Endlich eilten immer mehr Schüler und Lehrkräfte auf den Schulhof und jemand trennte uns alle voneinander.
Ich riss mich los, um mich zu vergewissern, dass es Laura und Emica gut ging.

Das schien der Fall zu sein und ich beruhigte mich. Steven stand hinter mir und musterte mich besorgt.

"Alles okay bei dir?", fragte er und ich nickte.

"Gut", meinte er und umarmte mich kurz und fest. "Das musst du dem Chef aber plausibel erklären."

So sehr ~ A long way to love                                      Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt