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Emicas Sicht:

Als es zum ersten Mal in diesem Jahr schneite, stand ich an der Bushaltestelle vor unserer Schule.

Meine Freunde waren eben mit dem letzten Bus gefahren, doch ich genoss es so sehr, einfach nur da zu stehen, dass ich beschlossen hatte, den nächsten Bus zu nehmen.

Als kleines Kind war ich einmal mit dem Schlitten gegen einen Baum gefahren und hatte mir dabei den Arm gebrochen.
Danach hatte ich geschmollt und war nicht mehr rausgegangen, weil ich über die Glätte draußen so wütend war.

Doch dann hatte mein Vater mich zur Haustür geführt, sie geöffnet und nach draußen gezeigt, wo die Schneeflocken auf eine weiße Welt fielen und die anderen Kinder im Schnee spielten.

Dann hatte er mich gefragt: "Willst du wirklich auf all das wunderbare verzichten, nur weil du Angst hast, dich zu verletzen, Emica?"

Jetzt stand ich zwischen den wirbelnden Flocken und fragte mich, ob meine Eltern sehr enttäuscht von mir wären, wenn sie von Mark wüssten.

"Ist es nicht völlig unvorstellbar, dass die meisten Menschen den Sommer lieber mögen?", fragte mich eine vertraute Stimme.

Ich drehte mich lächelnd um und sah Mark vor mir stehen. Er sah einfach wunderschön aus und ich konnte nicht anders, als ihm einen schnellen Kuss zu geben.

"Ich würde dir gerne mal mein Zimmer zeigen." Ich hatte es gesagt, ohne nachgedacht zu haben.

"Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist", antwortete er.

"Bestimmt nicht, aber ist das wichtig?"

"Manche Menschen halten sich an Regeln und machen das Richtige."

"Manche Menschen sind nicht glücklich", erwidere ich.

"Bist du es?", fragte er und sah mich eindringlich an.

Ich überlegte kurz.
"Es würde mich glücklich machen, dir mein Zimmer zu zeigen, als wäre das keine schlechte Idee, sondern eine gute."

Er zögert kurz, als hätte ihn die Antwort nicht ganz zufrieden gestellt.

Der Bus hielt neben uns. Ich stieg ein und sah ihn erwartend an.
Er grinste stieg ein und wir schoben uns hinter einander zwischen den anderen Passagieren hindurch.

Ich fragte mich, ob er glücklich war und ob er wusste, dass mir alles außer dieser Frage egal war.
Vielleicht wäre er glücklicher, wenn er mit jemand anderem zusammen wäre.

Ich drehte mich um, lächelte, sah sein Lächeln, sah das Glück in seinem Blick und war mir sicher.
Ich machte ihn glücklich, nicht irgendjemand.

So sehr ~ A long way to love                                      Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt