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Ich unterhielt mich locker mit Lara, und fühlte mich wie die anderen ziemlich benommen und übermüdet.
Wir alle saßen auf unseren Fahrrädern auf dem Parkplatz vor dem Fahrradkeller, bereit zum Aufbruch.

Es war geplant, das wir direkt nach der Übernachtung mit den Rädern zum Freibad fahren sollten, wohin unsere Schule einmal im Jahr einen großen Schulausflug veranstaltete.

Alle standen durcheinander und Frau Wölk alias Sabina ging zwischen den vielen Schülern hindurch und überprüfte, ob alle da waren.

Gelangweilt stützte ich mich mit den Ellbogen auf meinen Lenker.

In diesem Moment durchfuhr mich ein Adrenalinstoß wie ein Blitzschlag.
Mark bahnte sich lässig einen Weg über den Parkplatz zum Eingang des Fahrradkellers.
Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich starrte ihn an, als währen wir die einzigen Menschen auf der Welt.

"Emica?", fragte Laura.
Waren wir leider nicht.

Laura musterte mich belustigt und fuchtelte dann mit der Hand vor meinem Gesicht herum.

"Es geht los! Du musst los fahren, denn so versperrst du den Weg zur Straße!"

Sie lachte, doch ich fand die Situation nicht besonders komisch. Ich bemerkte nämlich, dass mich tatsächlich schon alle anstarrten.

Na super, als wenn ich nicht schon rot genug wäre!
Während der Fahrradtour zum Freibad fuhr ich neben Laura, war aber die meiste Zeit mit den Gedanken woanders.
Genauer gesagt bei jemand anderem.

"Wollen wir uns", fragte ich Laura, "ein bisschen nach hinten fallen lassen? Dann können wir uns beim Fahren unterhalten."

"Aber das können wir hier doch auch", sagte sie irritiert.

"Schon", antwortete ich flüsternd, "aber bist du dir sicher, dass Mark alles hören soll, was du sagst? Zu allen möglichen Themen?"

Sie warf einen schnellen Blick nach vorne und sah Mark. Sie grinste.

"Na schön, du hast recht. Mein Liebesleben geht ihn nichts an", flüsterte sie  immer noch grinsend und wurde langsamer.

Ich atmete erleichtert auf. Ich hätte es keine Sekunde länger direkt hinter Mark ausgehalten, der es mir in T-Shirt und kurzer Hose wirklich verdammt schwer gemacht hatte, mich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren.

Als wir beim Freibad ankamen, schlossen wir unsere Räder an und drängten uns, zusammen mit etlichen anderen Schülern durch den schmalen Eingang auf das Gelände.

Laura, ich und die anderen Mädchen aus unserer Klasse legten unsere Handtücher zusammen und obwohl um uns herum alle ins Wasser rannten, Fußball spielten und Wasserschlachten machten, legten wir uns einfach auf unsere Handtücher und holten endlich etwas Schlaf nach.

Als ich die Augen öffnete, waren schon einige Mädchen aus meiner Klasse im Wasser und auch Laura war nirgends zu sehen.
Ich lies meinen Blick umherwandern.

Die drei Becken waren von Wiesen umgeben, auf denen überall Schüler Handtuchlager errichtet hatten. Ich erkannte viele Schüler aus meiner Stufe und auch einige Lehrer in Badekleidung.

"Mark bringt gleich noch die Reste vom Frühstücksbüffet her", hörte ich Melli zu Jana sagen.

Mark würde gleich herkommen? Ich musste sofort hier weg!
Abstand war das einzige, was mir helfen würde, mich von ihm abzulenken.

Ich zog hastig meinen Bikini an und wollte gerade loslaufen, als ich ihn sah.
Er war noch gut 30 Meter von uns entfernt, doch er kam eindeutig auf uns zu.
Ich sollte jetzt aufstehen und gehen.

Jetzt sofort!

Doch alles was ich tat war dazusitzen und ihn anzustarren.
Er hatte wie die meisten anderen Typen hier eine Badehose an und war ansonsten unbekleidet.

Er war nur noch wenige Schritte von uns entfernt und die anderen Mädchen erhoben sich, um ihm die Tüten mit dem Essen abzunehmen. Doch ich saß nur da und starrte seinen Bauchmuskeln an.

Verdammt, was war nur mit mir los?!

Ich schaute ihm ins Gesicht. Er wirkte irgendwie unglücklich und angespannt.

Als er seinen angespannten Gesichtsausdruck wieder gegen das süße Lächeln eintauschte, das mich sofort erröten ließ, wurde es mir zu viel.
Ich schnappte mir mein Handtuch und machte mich schnellen Schrittes auf den Weg zum Becken.

Ich war völlig durcheinander, aber eines wusste ich.
Wenn jemand so viel in mir auslöste, der unter keinen Umständen mein Freund werden könnte, würde das nicht gutgehen.

Das nächste Kapitel schreibe ich aus Marks Sicht :P

So sehr ~ A long way to love                                      Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt