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Emicas Sicht:

Während des Unterrichts merkte man uns nichts an. Rein gar nichts.
Wir sahen uns nicht an, lächelten uns nicht an und ich bekam nicht mehr Aufmerksamkeit von ihm, als ein anderer Schüler oder Schülerin.

Man konnte auch nicht sagen, dass wir jetzt eine Beziehung hatten. Nein, wir waren nicht zusammen.

Aber manchmal gab er mir ein Zeichen, oder ich ihm.

Am Ende der Stunde, wenn es klingelte, sahen wir uns genau in den 5 Sekunden während des Klingelns in die Augen.
Wenn dann einer von uns nickte, trafen wir uns in der nächsten großen Pause im Raum A24.
Ein Klassenzimmer, dass fast immer leer war.

Heute war es wieder so. Er nickte und 10 Minuten später stand ich vor dem Raum. Ich öffnete die Tür, trat ein und schloss hinter mir wieder die Tür zu. Wie gewöhnlich ließ ich das Licht aus, damit man von außen keinen Lichtschein unter der Türschwelle sehen konnte.

Er war schon da. Ohne ein Wort trat er im Dunkeln auf mich zu und umarmte mich von hinten.
Ich drückte mich an ihn und wir drehten unsere Gesichter zueinander. Sein Mund schwebte über meinem und ich fragte mich, ob ich es, wenn ich es wirklich wollen würde, schaffen könnte, ihn nicht zu küssen.

Dann lächelte ich über diesen irrsinnigen Gedanken und flüsterte die Worte.

"Ich liebe dich so sehr."

Er zog mich an sich und legte seinen Mund auf meinen.

Als ich 15 Minuten später den Raum verließ, war mir schwindelig vor Glück und ich hatte ein breites. Grinsen im Gesicht, dass ich einfach nicht los wurde.

Marks Sicht:

"Was grinst du so blöd?", fragte mich Steven selber grinsend im Lehrerzimmer.

"Ach nichts", antwortete ich ohne ihn anzusehen.

Das Emica und ich nur so selten Gelegenheit hatten, allein zu sein, führte dazu, dass sich unsere gesamte aufgestaute Leidenschaft und das Verlangen sich mit einem Mal entluden.

In der letzten Pause hatten wir uns in A24 getroffen und ich war richtig benommen davon.

"Hast du jetzt auch Schluss?", fragte ich lächelnd.

"Nein", antwortete er genervt und ich lachte.

"Wenigstens ist es ne Sportstunde mit der 11.", sagte er und grinste unverschämt.

Mein Lachen war verstummt und ich sah ihn geschockt an.

"Hey entspann dich," sagte er verwirrt. "Ich mach doch nur Spaß. Ich gehör nicht zu den Typen, die ihren Job missbrauchen, um heiße Mädchen zu stalken."

Ich wusste, dass er auf einen Idioten anspielte, mit dem wir zusammen studiert hatten.

Mir wurde klar wie scheinheilig es von mir war, mich über Steven und diesen Kerl aufzuregen und es selbst regelmäßig mit einer 11.-Klässlerin zu treiben, die ich selbst unterrichtete.

Ich fuhr nach Hause und steckte für mich und Steven Pizzen in den Ofen, aber meine gute Laune war verflogen.
Sie kam erst wieder, wenn ich mit den Gedanken wieder in A24 war.

So sehr ~ A long way to love                                      Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt