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"Warum?"

"Warum hast du das getan? Wegen mir? Wegen... Wegen den Spasten in der Schule? Warum, huh?" An dieser Stelle könnte man sich wahrscheinlich eine sanfte, besorgte Stimmlage gut vorstellen. So war es nicht. Seine Stimme war kalt.

"Interessiert es dich wirklich?" Er nickte. "Sonst hätte ich nicht gefragt. Also. Redest du jetzt mit mir?" Ich schüttelte den Kopf. Er seufzte. "Nicht hier. Mein Dad und Christina  werden bald nach Hause kommen." Er nickte.

Mein Arm fing wieder an zu brennen. Ich verzog das Gesicht. Samuel schaute runter, genau wie auch ich. Es brannte so höllisch. Samuel hob mich aus der Wanne heraus und setzte mich auf der Toilette ab. Rayn hatte den Verbandskasten geholt und hielt ihn Samuel hin, der ihn eilig entgegen nahm, öffnete und in ihm kramte. Wenige Minuten später hatte er meinen Arm von der Hand aufwärts verbunden und mich rüber auf mein Bett getragen. Daran hätte ich mich gewöhnen können. Rayn hatte mir O-Saft wie auch eine Eisentablette gebracht. Ich hatte die Eisentablette in Wasser aufgelöst und leer getrunken. Es schmeckte einfach nur widerlich. Ich spülte den O-Saft gleich hinterher.

Samuel sah sich in meinem Zimmer um. Er betrachtete förmlich jedes kleine Detail.

Stephen

Ich hatte mir Tris' Zimmer noch nicht richtig anschauen können, da jedes Mal irgendetwas war. Das letzte Mal hatte sie auf dem Boden gesessen. Ich hatte ihren Arm verbunden. Ich wusste wie es ging, da ich mich selbst öfter verbinden musste, nach einen der Kämpfe. Ich kämpfte für Geld, geriet deswegen an zwielichtige Kerle, die mich nun in der Hand hatten. Es gab gutes Geld und umso besser der Gegner, umso mehr Geld. Aber ich war der Beste. 

Ihr Zimmer war schlicht gehalten. Weiß, braun. Mit ein par wenigen, farbigen Akzenten machte sie das ganze gemütlich. Das Zimmer war weder sehr groß, noch war es, wie der Rest des Hauses, dekadent. Mir gefiel es tatsächlich ziemlich gut.

 Mir gefiel es tatsächlich ziemlich gut

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Tris beobachtete mich, wie ich mir ihr Zimmer ansah.

Ich setzte mich auf das Sofa und sah hoch zu Tris. Ich durchbrach die Stille "Wie geht es dir... körperlich..." Sie zuckte die Schultern. "Ganz gut soweit. Das war kein Selbstmordversuch, falls du das denkst." Ich schüttelte den Kopf "Nein. So schätze ich dich nicht ein. Du scheinst eher der Typ Mensch zu sein, der sich komplett zerstören lässt, aber niemals es jemandem gönnen würde, gewonnen zu haben. Du würdest das nicht tun. Wie ich." Ich bewunderte sie, wobei ich sie erst seid gestern kannte. Ich erkannte eine starke Frau in ihr. Sie mochte sich selbst zwar hassen, kein oder kaum Selbstbewusstsein haben, aber sie war stark. Sie hatte weit mehr durch, als sie zugeben wollte und dennoch stand sie vor jedem aufrecht, ließ sich nichts anmerken.

Ich wusste, wie es war, sich selbst zu hassen. Ich hasste mich. Ich war Jahre lang in psychiatrischer Behandlung in England. Mein Vater war nur einer der Gründe. Er hatte sich mit den falschen Leuten angelegt. Eines Nachts kamen sie zu uns nach Hause. Als er sie sah rannte er weg, ließ Mum und mich zurück. Mums Diagnose hatte einen Keil zwischen die beiden getrieben. Er ließ sie zurück, zu schwach um sich gegen mehrere Männer zu wehren und auch ich war zu schwach um zu helfen. Sie hielten mich fest und sorgten dafür, dass ich dabei zusehen musste, wie sie meine Mutter einer nach dem anderen vergewaltigten. Sie reichten sie durch die Reihe wie ein Stück Fleisch. Ich hasste mich dafür, dass ich ihr nicht helfen konnte. Ich war erst 14 aber dennoch konnte ich es mir nicht verzeihen. 

Mein Vater hatte seine Strafe für seine Feigheit bekommen. Diese Nacht war der Auslöser meiner dunkelsten Seite. Das kribbeln in meiner Hand, die Lust die Angst einer Person zu spüren, die flehend vor mir kniet, um ihr Leben bettelnd. Ich konnte niemanden an mich heran lassen. Traute niemandem. Das machte mich jedoch zu einem guten Kämpfer.

Ich wollte sie kennen lernen, wissen, was sie quälte, in ihre Welt eintauchen und, warum auch immer, ich wollte ihr helfen. Ich wusste, es war riskant, sie in meine Welt einzuladen, aber ich konnte nicht anders.

Ich würde ihr meine Welt und vor allem mich ihr offenbaren, auch wenn es womöglich das dümmste war, was ich je getan hatte.

Sociopathic; Scared of loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt