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Im Boxclub angekommen, hielt mich Tris mit ihren kleinen Fingern zurück. "Wieso sind hier nur Männer? Bitte sag nicht, dass es ein Boxclub ausschließlich für Männer ist?" Murmelte sie. Ich seufzte. "Ist es ihnen nicht fein genug, meine Dame. Tut mir leid, Kleine, aber ich werde sicherlich nicht wegen dir meinen Vertrag hier kündigen."
"Und wo soll ich mich umziehen? Vor irgendwelchen Männern sicherlich nicht." Ich machte die die Tür zu einer der beiden Umkleiden auf und sah rein. "Die hier ist leer. Geh dich umziehen, Ich warte hier." knurrte ich und schob sie in den kleinen, muffigen Raum. Naja der ganze Boxclub roch nicht gerade gut... "Aber guck nicht wieder ein!" sagt sie und hob warnend den Finger. Ich lachte "Wenn ich was sehe, was ich noch nicht gesehen habe, werfe ich einen Dollar danach." Damit ließ ich sie empört stehen und schloss die Tür.

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"Los! Noch Mal 30 Sekunden Seil springen! Und diesmal will ich mehr als 50!" Seid einer halben Stunde machten wir uns warm. Heute würde es für sie auch nicht zu mehr kommen. Sie war noch nicht einmal ansatzweise bereit, um zu boxen. Sie stöhnte entnervt auf. "Kleines, stöhnen kannst du unter mir, würde mir nichts ausmachen. Jetzt wird sich aufgewärmt!" Sie lacht auf. "Dass ich stöhnend unter dir liege, darauf kannst du lange warten! Wir wärmen uns seit einer halben Stunde auf! Wann boxen wir endlich?"

"Heute nicht mehr. Du bist nicht ansatzweise bereit um zu lernen wie man boxt." Fassungslos sah sie mich an. "Dein scheiß Ernst?!" Ich nickte grinsend. "Mir reicht es. Ich warte, bis du fertig bist." Sie dreht sich um und ging. Anstatt ihr zu folgen betrachtete ich ihren Hintern, der in dieser engen Jogahose perfekt zur Geltung kam.

Mein Trainer stupste mich an, nickte in ihre Richtung, was so viel bedeuten sollte wie "Holst du sie jetzt Mal zurück?!" Ich nickte und schlenderte ihr hinter her... Mit etwas größeren Schritten als normalerweise. Im Handumdrehen hatte ich sie eingeholt, gepackt, über meine Schulter gelegt, ihr auf den Arsch gehauen, und sie zurück zu unserem kleinen Platz getragen.

Sie sah mich wütend an. Ihre unbeschreiblichen Augen... Ernsthaft, die kann man nicht richtig beschreiben... funkelten mich an. Sie sahen lebendiger aus, als den ganzen Tag über. Mir war egal, wie wütend sie mich ansah. Hauptsache ihre Augen sahen nicht Tod aus. Sie leuchteten wieder. Ihr flache Hand traf meine Wange. Sollte das jetzt jeden Tag so weiter gehen?! Ich mache etwas, in ihren Augen, unangebrachtes und sie haut mir eine runter?

Ich knurrte gefährlich, kam ein Schritt auf sie zu, sie wich zurück. Ich konnte mein lachen nicht länger unterdrücken. Verwirrt sah sie mich an. "Du hättest dein Gesicht sehen sollen!" Sie trommelte mit ihren kleinen, zarten Fäusten auf meine Brust ein, was ihr eher weh tat als mir. "Hör auf, du tust dir noch weh, Kleines."

"Samuel Hayes! Lang nicht mehr gesehen!" Schrie eine tiefe Stimme feindselig durch die große Halle. Ich mahlte wie üblich mit meinem Kiefer, wenn ich gestresst und oder wütend war. Calvin kam drohend auf mich zu gelaufen. Kurz vor mir blieb er stehen. Calvin war ein ehemaliger Freund. Bester Freund, um genau zu sein. Als ich ihn am meisten brauchte, ließ er mich im Stich. Jedes Mal, wenn die Lage etwas ernster wurde, verpisste er sich. Wie ein Feigling.

Mein Dad hatte Mal wieder einen Aussetzer. Calvin war da. Der einzige, merkwürdiger Weise, auf den mein Vater in solchen Momenten hörte.
Er kam zur Tür zum Wohnzimmer herein gestürzt, als er mich schreien hörte. Mein Dad hatte ein Taschenmesser auf meiner Brust angesetzt und fuhr langsam drüber. Wie immer. Er misshandelte mich. Damals war ich noch zu jung und zu schwach um mich oder meine Mutter verteidigen zu können. Calvin sah das Messer und rannte weg. Und dennoch nahm meine Mum ihn mit in die Staaten. Sie verzieh ihm und wollte nach dem Tod seiner Eltern für ihn sorgen. Jetzt meldete er sich nie bei ihr und war nur noch von schlechter Gesellschaft umgeben.

"Calvin." Sagte ich kalt. Er grinste spöttisch. Sein Blick fiel auf Tris. "Wen haben wir denn hier? Hallo, meine Schöne." Tris lachte auf. Die Bemerkung, sie sei schön störte sie.
Sie lächelte. "Hi" "Wie heißt du?" Fragte er, versuchte ihr näher zu kommen, was ich verhinderte. "Geht dich nichts an, Calvin!" knurrte ich. Höhnisch schaute er auf sie hinab. "Neues Fickflitchen?" Angewidert verzog sie das Gesicht. "Ich bin nicht so niveaulos wie diese Schlampen." Ich grinste in mich hinein.

"Wir müssen dann auch los Calvin. Schade eigentlich. Hätte dir gerne Mal wieder die Fresse poliert." Ich griff Tris beim Handgelenk, zog sie schnell hinter mir her. Schwere, schnelle, lauter werdende Schritte näherten sich. Ich drehte mich um, verpasste Calvin einen Kinnhaken. Tris schrie auf, ich schob sie in Sicherheit. Calvin taumelte, bekam aber schnell wieder klare Sicht und versuchte erneut mich zu treffen. Ich hielt seine Faust fest, drehte seinen Arm auf den Rücken und schubste ihn weg. Er fiel zu Boden. Bevor er sich aufraffen konnte schlug ich gegen seine Nase, trat in seine Magen Grube."Hör auf!" schrie Tris. Ich hielt inne. Sie rannte raus, sah nach, ob die Umkleide leer ist und ging hinein.

Ich hatte mich so ablenken lassen, dass ich nicht bemerkte, wie Calvin sich aufraffte, mir in die Kniekehle trat und mich damit zu Boden beförderte. Er trat mir ebenfalls in die Magengrube, boxte mir ins Gesicht. Ich packte sein Bein, schmiss ihn hin, rollte mich auf ihn drauf und schlug auf sein Gesicht ein. Nicht lang genug konnte ich mich oben halten, um ihn bewusstlos zu schlagen. Calvin drehte uns. Schlug auf Gesicht und Rippen ein. Gesicht, Rippe, Magen. Gesicht, Rippe, Magen. Ich wartete ab, bis ich ihm mit einem gezielten Schlag die Nase brechen konnte.

Ich rollte mich herum. Schlug in seine Rippen, in die Magengrube und schlug hin und wieder mit dem Ellenbogen die Luft aus seiner Kehle. Er japste, gab allerdings nicht auf. Scheiße, dieser Wichser hatte einen starken Kampfgeist.

Mein Trainer zog mich von ihm runter, knallte mir eine. "Reiß dich zusammen Junge! Das Mädchen ist vor dir weg gerannt! Es sieht mir bis jetzt nicht so aus, als würdest du ihr helfen wollen, sondern eher, sie verunsichern zu wollen! Geh ihr nach, tröste sie, entschuldige dich!"
Dieser Mistkerl hatte Recht. Ich ging in die Umkleide, in die sie gerannt war und fand sie dort auf dem Boden kauernd. Sie weinte nicht, wie erwartet. Sie zitterte am ganzen Körper und zuckte zusammen, als ich sie an der Schulter berührte. Ich setzte mich ihr gegenüber hin und sah sie an. Sie war verängstigt.

"Es tut mir leid, dass du das sehen musstest." Es war nicht einmal gelogen. Es tat mir wirklich leid. "Wieso hast du es dann gemacht?" ihre Stimme hatte ihre Emotionen verloren. Eisige Kälte herrschte in ihr. Ihre Augen waren wieder Tod. Nichts an Gefühlen konnte ich in ihnen ausmachen. Sie hatte sich wieder verschlossen. "Er hatte mich angegriffen." Ich versuchte mich zu verteidigen, auch wenn ich wusste, dass ich dennoch überreagiert hatte. "Du hättest versuchen können, ihn zur Vernunft zu bringen." Ich schüttelte den Kopf. "Das hätte nichts gebracht." Womöglich schon, aber ich wollte es nur nicht eingestehen. "Doch. Vielleicht schon." Eine ganze Weile schwiegen wir. Nach weiß der Teufel, wie lang, brach sie die Stille. "Du hättest ihn nicht provozieren dürfen." Ich seufzte und nickte.

Sie hatte ja Recht.

Sociopathic; Scared of loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt