Drarry ~ Why enemies?

2. Ein Spatziergang

Harry schlief unruhig in dieser Nacht und hatte einen Albtraum nach dem anderem. Der einzige an den er sich noch vollständig erinnert, war der, in dem Draco die übrigen Todesser wieder in die Schule brachte und sie dann in die Schlafräume gingen, um Harrys beste Freunde mitzunehmen und daraufhin vor seinen Augen, erst zu Quälen und dann einfach auszuschalten. Er schreckte hoch. Schweißgebadet, total verwirrt und irgendwie auch verängstigt saß er aufrecht in seinem Bett.

Es ist schon komisch, dass Harry so eine Abneigung gegenüber dem Slytherin verspürte, obwohl er sich dessen bewusst war, dass seine Kräfte denen von Draco einiges vorraus haben. An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken, also beschloss er erst zu Duschen und sich dann auf den Weg in die große Halle zu machen, um ein wenig Ruhe zu finden und all den verstorbenen, reinen Seelen seine Trauer zu zeigen.

Er fand,dass dies der beste Ort dafür ist, denn die Halle barg damals tausende von Leichen in sich und somit auch tausende Erinnerungen an vergangene Zeiten. Wahrscheinlich hatten Hermine und Ron recht und er muss endlich damit aufhören, immer zu trauern.
Harry ließ das ganze aber nunmal nicht kalt, also beschloss er einfach vor ihnen nicht mehr über seine Schuldgefühle zu sprechen. Er streifte sich rasch einen roten Pulli über, den er, wie jeder Schüler, mit seinem jeweiligen Haus zum Schuljahres Anfang bekommen hat. Dazu dann die schwarze Jeans und die lässigen Sneaker und er war bereit, sich nach draußen zu schleichen.

Das Duschen und die neuen Klamotten zeigten gute Wirkungen. Er fühlte sich etwas reiner als vorher und auch seine Gedanken, konnte er wieder ansatzweise ordnen. Er legte sich den Tarnumhang um und verschwand auch schon aus dem Schlafsaal.

Es war still im Schloss. Man hörte keine schreienden Erstklässler und auch keine hektischen Schritte der Schüler. Der Mondschein tauchte alles in einen weiß silbernen Ton und ließ es geradezu gespenstisch wirken. Wäre das nur Harrys Schule und nicht sein eigentliches Zuhause, hätte er sich ziemlich gefürchtet und wäre wahrscheinlich sogar umgekehrt. Doch seine Beine trugen ihn immer weiter durch die einsamen Korridore, als wüssten sie automatisch wo es lang geht.

Harry war erstaunt als er sah, dass die Tür zur großen Halle geöffnet war. Sie war zwar angelehnt aber jeder Trottel würde erkennen, dass jemand in der Halle war und dabei nicht enddeckt werden wollte. Ein mulmiges Gefühl kroch durch Harrys Adern, doch er entschied sich einfach dazu nachzusehen, wer ebenfalls nicht schlafen konnte.

Nachdem er durch die Tür gegangen war, sah er eine Gestalt in der Ecke des Raumes sitzen. Ein schluchzen war zu hören, während die Schultern des Wesens vor sich hin bebten. Die Gestalt weinte.
Es war eine mänliche Stimme. Ein Junge. Er war nicht gerade klein und kein Schüler aus den unteren Stufen, würde es sich trauen, einfach so Nachts in die große Halle zu spazieren. Er muss zu den höheren Stufen gehören. Harry legte den Umhang möglichst leise ab, um den Schüler nicht zu erschrecken. Er lief näher zu ihm und erkannte langsam, dass er, zumindest laut seiner Kleidung, ein Slytherin sein musste.

Aber das war fast unmöglich.

Ein Slytherin aus den höheren Stufen, der weint, war ein Szenario, das Harry bis vor ein paar Sekunden wohl für unmöglich gehalten hatte, wenn Harry an seine Mitschüler aus diesem Haus dachte, die alle samt noch nie vor ihm geweint haben.
Nun ja, außer Malfoy im sechsten Jahr, was aber kein weinen aus Trauer, sondern eher pure Panik war.
Er lief näher an den vermeintlichen Slytherin heran und trat dabei versehentlich auf eine Gabel, die jemand wohl beim essen heute fallen und dann einfach liegen lassen hat. Harry fror  auf der Stelle ein und sein eigener Atem war ihm plötzlich zu laut, bis der Junge auch schon aufsprang. Seine blonden Haare glänzen durch den Mondschein und es sah, aus irgend einem unbekannten Grund, ziemlich beeindruckend aus, wie er so vor ihm stand. Harry zückte seinen Zauberstab.

„Lumos"

Licht erhellte die Halle und Harry erkannte die Person die vor ihm stand ganz genau.

Es war Malfoy.

Überarbeitet 28.02.2020