3. Der Slytherin

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Harry blickte den Jungen vor sich entgeistert an und auch Draco schien ziemlich überrascht, Harry hier anzutreffen. Harry machte einen Schritt auf Draco zu, welcher sofort zurück wich. Harry lief nach ein paar Sekunden, in denen sich keiner der beiden bewegt hatte, erneut auf ihn zu und diesmal blieb auch Draco stehen und musste laut schlucken, während seine Augen auf seine Schuhe gerichtet waren.

Es ist fast so, als würde er sich von Harry ertappt fühlen. Dabei war ihm klar, dass es dazu keinen Grund gab. Er kann es einfach verhindern, sich vor Harry blöd vorzukommen. Harry hat in seinem Leben so viel geleistet und er hatte es ihm nur immer noch mehr beschwert. Der Grund dazu war einfach nur seine flammende Eifersucht, die ihm die Sinne vernebelte und der Druck seines Vaters und dessen Drang, Draco bei jeder Kleinigkeit mit Potter zu Vergleichen, was ihn sich jedesmal kleiner und schlechter fühlen lies. Es war fast so, als hätte sein Vater Harry interessanter und wichtiger gefunden, als seinen eigenen Sohn. Draco war schon immer das Spielzeug in seiner Familie und konnte es ihnen, egal was er auch tat, einfach nicht recht machen.

Keiner der beiden Jungen wusste, was er sagen, oder wie er in solch einer Situation am besten reagieren soll. Harry wusste zwar, dass es eine Frage der Zeit war, bis er Draco über den Weg läuft, allerdings hat er mit einem dummen Kommentar und einem Kampf gerechnet, nicht mit einem so verletzlichen und eingeschüchterten Draco, wie er gerade vor ihm stand.

Harry sah nun direkt in seine grauen Augen. Ein Schauer lief dem Gryffendor über den Rücken, als Draco ihn plötzlich durchdringend ansah. Es war als wäre Harry ein offenes Buch und Draco könnte all seine Gedanken lesen und wüsste über seine dunkelsten Seiten bescheid.

Er starrte geschockt in die Augen des Slytherins und entdeckte neben der Kälte, dem Stolz und auch der riesigen Selbstüberschätzung, welche typisch für ihn war, in ihnen auch noch Trauer. Draco hatte sehr blasse Haut, jedoch gerötete Wangen und vom weinen Blut unterlaufende Augen.

Die Haut des Slytherins glitzerte und es war ziemlich offensichtlich, dass er geweint hat.

Er stand einfach nur schweigend, wie angewurzelt da. Etwas mitleidig, aber größtenteils verwirrt und konnte nicht aufhören in die Augen des Slytherin zu sehen. All der Hass, den er je auf diesen Jungen hatte, blendete er in diesem Moment aus.Typisch Gryffindor!

Harry wusste schlicht und ergreifend nicht was er nun tun sollte. Er sollte herausfinde, wieso Malfoy weinte um Verknüpfungen, zu einem weiteren Angriff der Todesser zu finden.

Eigentlich war es das, was er tun musste, aber stattdessen legte er seine rechte Hand auf Dracos Schulter, was den Slytherin leicht zusammen zucken ließ.

„Warum hast du geweint?"

Sprach Harry vorsichtig und in möglichst beruhigender Tonlage in die Stille. Draco biss sich auf die Unterlippe und man sah ihm an wie überfordert er sich fühlte. Harrys misstrauen wurde geweckt, aber etwas in ihm wollte nicht, dass er Malfoy direkt vertreibt. Dieses etwas in ihm wollte Draco helfen.

In Dracos Kopf spielten die Gedanken verrückt. Er darf und wollte keine Schwäche zeigen, schon garnicht vor Potter, aber er hatte keine Kraft und außerdem wollte er ihn nicht anschreien, oder allgemein böse zu ihm sein, im Moment. Harrys beruhigende Art hielt ihn davon ab.

„Ähm- Ich, also- Wie kommst du denn darauf, dass ich weine und... Ja."

Stammelte er

Klasse Draco verpatzt, jetzt weiß er doch sofort das du lügst und er wird deine Schwäche sehen!

Wie gerne sich Draco dafür gerade selbst Ohrfeigen würde. Harry versuchte ebenfalls einen Satz herauszubringen, aber auch ihm gelang es nicht wirklich und er brachte nur unverständliches gemurmel von sich.

Harry packte Dracos arm und traf genau das Dunkle Mal, welches seit Voldemorts Vernichtung unaufhörlich brannte. Die Aktion ließ ihn kurz wimmern und die Träne die er seit Harrys auftreten zurück gehalten hatte, lief über seine Wange.

Erschrocken zog er seine Hand in dem Arm des blonden Jungen und führte strich sanft über seinen Kopf.
Sofort lief der Slytherin rot an, damit hatte er nicht gerechnet. Harry bemerkte dies und ein lächeln huschte über seine Lippen. Irgendwie machte es ihm schon Spaß, Draco mal so überfordert zu sehen, jedoch wollte dieses kleine etwas in ihm, was er gerade abgrundtief hasste, dass er ihn nicht verletzt oder sonstiges, sondern es wollte ihm im Moment einfach nur helfen. Deshalb nahm er die Hand auch schnell wieder weg und legte sie zurück auf Dracos Schulter. Er hatte irgendwie das Gefühl, dass Draco beim Verlust seiner Nähe, zusammenbrechen könnte.

Harry unterbrach die Stille noch einmal. Er flüstert vorsichtig, aber wesentlich dominanter als vorhin.

„Draco, warum hast du geweint?"

Der etwas strenge Unterton, ließ Draco zucken. Noch nie hatte ein Gryffindor sich gegenüber eines Slytherin so Zielbewusst verhalten. Sowas hätte sich ein normaler Gryffindor auch nie erlaubt, zumindest nicht bei ihm, aber Harry war eben schon immer besonders. Genauso wie alle seine Freunde.

Er wollte sich lösen, aber Potter hielt ihn fest. Der Kraftmangel hielt Draco davon ab, seinen eigentlichen Feind, anzugiften und das war die letzte offene Möglichkeit, zu handeln. Klasse was nun? Ihn weiter anschweigen?

Harry von den Problemen mit seiner Familie zu erzählen war ausgeschlossen, das würde er ja betrunken nicht machen! Also blieb ihm nichts anderes übrig, als Harry weiterhin mit seinem Blick förmlich zu durchlöchern und zu warten, bis er aufgibt und geht. Harry nahm nun endlich die Hand von Dracos Schulter und streichelt ihm dabei über den Arm. Es war letzte Möglichkeit, denn wenn er sich nicht langsam aus Dracos Blick befreit hätte, würden sie wohl morgen noch da stehen.

Unbeholfen versuchte Harry ein gutes Gefühl an Malfoy zu vermitteln, aber er merkte, dass es nicht wirklich so klappte, wie er es gerne wollte. Dracos einzige Reaktion war, dass er auf der Stelle rot wurde. Wieder.

Du solltest es heraus finden und ihm helfen. Er hat Probleme und braucht jemand der ihm hilft. Außerdem willst du ihm helfen, das ist klar und wenn du tief in dich gehst, weißt du das auch.

Seinem Feind wollte Harry doch nicht helfen, er war ja schließlich nicht auf den Kopf gefallen!

Er wusste, dass er herausfinden muss, ob Draco etwas plante und die Idee sein Vertrauen zu erlangen, war eigentlich perfekt! Okay, es war ziemlich gemein und eigentlich wollte Harry das niemandem antun, aber das Wohl der ganzen Schule, geht nunmal über das Wohl von Malfoy.

Harry gab sich der Stimme hin und ließ sich nun, von seinem Instinkt leiten. Er sprach erneut die Stille:

„Ich werd auf dich warten. Morgen. Hier, zu der selben Uhrzeit."

Dieses dezent verführerische in diesem Satzt, konnte er nicht abstellen.

„Ich möchte wissen, was mit dir nicht stimmt."

Er drehte sich um und wollte gerade gehen als Draco ihn an der Schulter packte und ihm mit seinem kalten Atem: „Wehe du kommst nicht" ins Ohr flüstert.

Harry lief eine Gänsehaut über den ganzen Körper. Er ließ sich jedoch nichts anmerken, drehte seinen Kopf kurz, nickte und grinste den Slytherin an. Dann legte er sich den Tarnumhang wieder um und verlies die Halle schnell wie ein Windhauch.




Überarbeitet 28.02.2020

Drarry ~ Why enemies?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt