Teil 18

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Teil 18

„Oh da will ich hin!" Ruft Gracy voller Vorfreude und zeigt aufgeregt auf ein buntes Schild.
„Mache dein eigenes Plüschtier!" Steht dort fett geschrieben und ein Pfeil zeigt auf ein grosses, weisses Zelt.
„Na dann mal los." Meint Jayce lächelnd, nimmt Gracys und Dylans Hand und läuft mit ihnen in die Richtung des Zeltes. Ich betrete wenige Sekunden nach ihnen das Zelt. Überall sind grosse Tische aufgestellt, an denen Kinder voller Freude basteln. Die Betreuer, in ihren knallroten T-Shirts, schwirren zwischen den Tischen umher und helfen mal diesem Kind und mal einem anderen.
Als uns ein junger Mann sieht, kommt er sofort mit einem Lächeln im Gesicht auf uns zu. „Hallo zusammen, seid ihr hier, um euch auch ein Plüschtier zu machen?" Fragt er die Kinder.
Gracy nickt daraufhin aufgeregt und Dylan ist, wie immer bei Fremden, eher zurückhaltend.
„Sehr schön, habt ihr den auch schon eure Eltern gefragt, ob ihr dürft?" Wieder nicken Gracy und auch Jayce und ich nicken zustimmend.
„Gut dann geht doch gleich zu dieser netten Frau dort hinten. Sie wird euch helfen." Weisst er sie an und deutet auf eine kleine, junge, blondhaarige Frau im hinteren Teil des Zeltes. Grace stürmt sofort los und auch Dylan folgt ihr zögerlich, nachdem er nochmal kurz zu uns schaut.
„Also das Ganze hier wird etwa eine bis zwei Stunden dauern. Ich würde ihnen vorschlagen, sich in dieser Zeit ein wenig zu amüsieren, bevor sie ihre Kinder wieder holen kommen." Rät uns der Mann freundlich und verabschiedet sich dann auch schon von uns, um sich den Leuten zu widmen, die gerade eben das Zelt betreten haben.
Erfreut weil wir jetzt ein wenig Zeit für uns haben, laufe ich aufgeregt aus dem Zelt und ziehe Jayce mit mir mit.

Ich fahre mit einer Bahn nach der anderen und Jayce will nie mitkommen, da es ihm anscheinend zu dumm ist. Doch als wir nur noch Zeit für etwa zwei Bahnen haben, wenn wir uns beeilen, beschliesse ich Jayce jetzt doch noch auf eine Achterbahn zu schleppen.
„Nun gehen wir aber auch mal gemeinsam auf die Bahnen!" Bestimme ich glücklich.
Jayces Gesicht verfinstert sich bei meinen Worten, doch bevor er etwas sagen kann, packe ich ihn am Arm und ziehe ihn in die Richtung einer grossen Achterbahn, auf die ich schon seit wir hier angekommen sind, gehen will. „Man Kaitlyn, wie oft soll ich es noch sagen? Solche Sachen sind wirklich nur für Kinder, sie sind idiotisch, albern,..." setzt Jayce mit seiner lahmen Begründung für seine Ablehnung gegenüber Achterbahnen an, doch ich unterbreche ihn schnell.
„Mir ist egal was du darüber sagst, du hast versprochen, dass du bei mindestens einer mitfährst! Stehst du etwa nicht zu deinem Wort?"
Er will gerade seinen Mund öffnen, um etwas dazu zu sagen. Er scheint es sich dann jedoch nochmal anders zu überlegen und presst seine Lippen genervt zusammen. Er seufzt auf und folgt mir eher widerwillig durch die Menschenmasse hindurch zu der grossen und wahrscheinlich auch extrem schnellen Bahn.
Als wir nach langem Anstehen endlich dran sind, springe ich fröhlich auf meinen Sitz und klappe den Sicherheitsbügel runter.
Etwas zögerlich folgt Jayce meinem Beispiel und murmelt irgendetwas leise vor sich hin. Meine Vorfreude auf die bevorstehende Fahrt wird immer grösser und als sich der Wagen endlich langsam in Bewegung setzt, schaue ich aufgeregt zu Jayce rüber. Dieser blickt jedoch nur starr geradeaus und scheint alles andere als erfreut. Mit einem Ruck werden wir schneller und der Wagen macht eine scharfe Linkskurve. Zwei Kurven und einen Lupin später, bremst der Wagen wieder und fährt quälend langsam steil bergauf.
Immer höher und höher fahren wir und das Adrenalin schisst schon nur beim Gedanken an die Abfahrt, die danach folgen wird, durch meinen ganzen Körper.
Ich drehe meinen Kopf in Jayce Richtung, um zu sehen, ob dieser idiotischer Mist -wie er so schön sagt- nun doch nicht mal so schlecht ist, wie er immer meint.
Doch Jayce ist alles andere als amüsiert. Seine Hände klammern sich verkrampft um den Sicherheitsbügel, seine Atmung geht viel zu schnell und er ist kreidebleich. Auf einmal wird mir klar, wieso er den Vergnügungspark so hasst und weshalb er unbedingt vermeiden wollte, auf solche Bahnen zu gehen.
Er findet es nicht etwa dämlich, idiotisch oder sonst was in der Art.
Er hat Angst davor.
Sanft lege ich meine Hand auf seine verkrampfte, in der Hoffnung ihn damit vielleicht ein wenig zu beruhigen und ihm zu zeigen, dass ich bei ihm bin. Kurz dreht er überrascht seinen Kopf zu mir, bevor er eine Hand vom Bügel löst und stattdessen meine umklammert. Gleich darauf blickt er wieder geradeaus. Mittlerweile sind wir zu Oberst angekommen und der Wagen hält an. Ich höre wie Jayce ein paar mal tief ein- und ausatmet, bevor wir dann mit einer extremen Geschwindigkeit den ganzen Weg, den wir hinaufgefahren sind, wieder hinunter rasen. Jayces Hand drückt dabei meine so stark, dass es bereit anfängt weh zu tun.
Kaum kommt der Wagen zum Stillstand, steige ich aus und ziehe Jayce, dessen Hand ich immer noch halte, mit mir mit.
Ich führe ihn zu einer Bank gleich neben einem grossen Baum.
„Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du angst vor solchen Bahnen hast?" Frage ich ihn sanft, nachdem wir uns gesetzt haben.
„Ich fürchte mich nicht vor den Bahnen, sondern vor der Höhe." Gibt er leise zu.
Der sonst so alleskönnerische und furchtlose Jayce hat Höhenangst?
„Aber das hättest du mir doch sagen sollen, dann hätte ich dich niemals auf so etwas mitfahren lassen!" Meine ich vorwurfsvoll, doch eigentlich habe ich ein ziemlich schlechtes Gewissen. Immerhin hätte ich doch ahnen müssen, dass er vielleicht angst hat, wenn er immer solche Bemerkungen von sich gibt und so ungern mit mir mitgekommen ist. Ich musste ihn ja eigentlich zwingen auf die Achterbahn zu kommen und trotzdem ist mir nicht in den Sinn gekommen, wieso er nicht will.
„Es ist mir peinlich, okay?!" Sagt Jayce gereizt und ich seufze kurz auf.
„Das muss es doch nicht! Jeder hat vor irgendetwas Angst. Das ist menschlich und ausserdem haben wir erst vor zwei Wochen darüber Gesprochen, uns mehr zu vertrauen. Ich bin für dich da Jayce, du kannst mir alles erzählen, was du willst. Immerhin können wir  nur miteinander offen über alles sprechen, ohne dabei auf unsere Tarnung achten zu müssen." Sage ich ernst und füge dann noch lachend hinzu: „Ich kann dir natürlich auch meine Ängste verraten, nur ist die Liste dann wesentlich länger als nur Höhenangst."
Nun muss auch er leicht schmunzeln und sieht mich mit seinen schönen, sturmgrauen Augen an.
Ich könnte jedes mal in diesen schönen Grautönen versinken so sehr faszinieren sie mich.
Langsam nähert er sich mir, während ich immer noch wie hypnotisiert in seine Augen schaue, die mittlerweile etwas dunkler aussehen als sonst.
Kurz gleitet sein Blick zu meinen Lippen und richtet sich danach wieder auf meine Augen. Mein Herz schlägt automatisch schneller bei seinem Blick.
Er überbrückt die letzten Zentimeter zwischen uns und legt sanft seine Lippen auf meine. Sofort schiesst ein angenehmes Kribbeln durch meinen Körper und ich schliesse wie von selbst meine Augen.
Seine weichen Lippen bewege sich perfekt auf meinen.
Ist es übertrieben, wenn ich sage, dass dies der beste Kuss ist, den ich bis jetzt gehabt habe?
Von mir aus gesehen könnte dieser Kuss ewig dauern, doch irgendwann brauchen wir leider auch mal wieder Luft und lösen uns langsam voneinander.
Am liebsten hätte ich ihn sofort wieder zu mir gezogen und meine Lippen erneut auf seine gepresst, doch das letzte bisschen Verstand, dass er mir nicht weggeküsst hat, hindert mich daran.
„Wir sollten wieder zu den Kindern zurück." Meint er plötzlich immer noch ausser Atem.
Das ist alles?
Wir küssen uns und alles was er dazu sagt ist, dass wir die Kinder abholen sollen und dabei kann er mir nicht einmal in die Augen sehen?!
Vielleicht hat er sich bei dem Kuss nicht so gefühlt wie ich und denkt sogar es wäre ein Fehler gewesen?
Enttäuscht nicke ich, stehe von der Bank auf und laufe ohne auf Jayce zu warten, in die Richtung des Zeltes in dem die Zwillinge sind.
Ich weiss es ist kindisch aber es ist mir egal.
Ich fühle mich scheisse!
Dieses Kribbeln in meinem ganzen Körper und die Schmetterlinge in meinem Bauch sagen doch schon alles oder?
Ich bin nicht dumm.
Auch wenn ich bis gerade eben gebrauch habe, um es zu kapieren, aber ich bin in Jayce verliebt. Ich fühle mich einfach so unheimlich wohl und geborgen in seiner Nähe.
Er ist einfach so gelassen, charmant, selbstbewusst und gut in fast allem was er macht. Aber selbstverständlich hat er auch weniger gute Eigenschaften. Er ist unglaublich stur, faul, unorganisiert und er treibt mich nur all zu gerne zur Weissglut.
Dennoch liebe ich ihn.
So ist es nun mal, doch offensichtlich scheint er nicht das selbe zu fühlen wie ich. Ich meine sonst hätte er doch etwas anderes gesagt!
Wahrscheinlich war es nur ein Ausrutscher oder er wollte mich nicht küssen weil ich es bin, sonder einfach um mal wieder jemanden zu küssen. Immerhin ist er ein richtiger Frauenheld und könnte, wie er es schon selbst einmal gesagt hat, alle bekommen. Es muss sicher schwer für ihn sein, schliesslich ist er momentan ja so zu sagen auf Entzug.
Da bekomme ich ja glatt Mitleid. Ironie lässt grüssen.
Wütend auf Jayce, wegen meinen Überlegungen, komme ich endlich beim Zelt an.
Kaum habe ich es betreten kommt mir Dylan mit einem grossen Grinsen im Gesicht auf mich zu.
„Schau mal was ich gemacht habe, Mom!" Ruft er und hält mir einen orangen Plüschelefanten entgegen. Obwohl mir gerade gar nicht danach zu mute ist, zwinge ich mich für Dylan zu einem Lächeln und lobe ihn für seine schöne Arbeit. Nun taucht auch Gracy auf und zeigt mir ihren selbstgemachten blauen Teddy.
Gleich darauf kommt Jayce ins Zelt und schaut sich kurz um, bevor er uns sieht und sofort zielstrebig auf uns zu kommt. Man sieht ihm nicht einmal ein bisschen an, was zuvor geschehen ist.
Oh ich könnte ihm gerade den Kopf abreissen vor lauter Frustration und Enttäuschung!

Was haltet ihr von der Höhenangst von Jayce?

Sie haben sich geküsst!
Denkt ihr das wird was zwischen den beiden?
Hat Jayce die selben Gefühle für Kaitlyn wie sie für ihn?

Ich möchte mich noch bei all meine treuen Lesern bedanken, dass sie sich immer die Zeit nehmen meine Geschichte zu lesen, für sie zu voten und Kommentare tu schreiben! Ich freue mich echt immer sehr darüber. Dankeschön, ihr seit einfach die besten.

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