Teil 30
Ian hatte recht. Man kann momentan nicht wirklich viel machen, ausser auf den nächsten Schritt der Morris-Familie zu warten.
Dies bedeutet, dass ich normalerweise den ganzen Tag eigentlich nur in Ians Büro sitze oder das Mädchen für alles spiele, da mir sonst langweilig ist. Ein zwei mal konnte ich helfen, aber von Jayce ist immer noch keine Spur zu finden.
„Hier bitteschön." Sage ich, als ich Ians Büro betrete und ihm einer der zwei Kaffes in meinen Händen auf den Tisch stelle.
„Danke Kaitlyn du bist echt ein Schatz." Meint er lächelnd und nimmt einen Schluck aus der Tasse. Ich lasse mich auf den Stuhl gleich gegenüber von seinem Schreibtisch fallen und nehme ebenfalls einen Schluck von meinem Kaffee.
Vorhin habe ich noch mit meinen Kindern telefoniert um zu wissen, wies es ihnen geht. Anscheinend haben sie viel Spass bei Joy und darüber bin ich sehr froh.
Ich vermisse sie aber in spätestens einer Woche werde ich sie ja schon wieder sehen.
„Ach übrigens, Dylan und Gracy lassen dich Grüssen." Teile ich ihm mit. Er lächelt und meinte, dass ich ihnen beim nächsten Mal auch einen Gruss von ihm ausrichten solle. Ich nicke und er beginnt wieder mit seiner Arbeit.
Etwas gelangweilt sehe ich mich im Raum um.
Wie gesagt, ich habe nicht wirklich viel zu tun.
Ich nehme mein Handy aus meiner Tasche und beginne eins der Spiele, die darauf installiert sind, zu spielen.
Total konzentriert, tippe ich auf meinem Display herum, um immer wieder frustriert aufzustöhnen, wenn ich verliere.
„Ich muss gleich noch weg, da mich der Boss sprechen will." Meint Ian plötzlich und reisst mich somit aus meinen Gedanken.
„Worüber denn?" Frage ich neugierig nach, was ihn leicht zum schmunzeln bringt.
„Ich weiss es nicht, aber anscheinend wird es ne ganze Weile dauern. Sie sagte, dass ich damit Rechnen soll, nicht vor heute Abend wieder da zu sein."
Ich ziehe verwirrt die Augenbrauen zusammen.
Was die wohl zu besprechen haben?
„Du wirst solange hier bleiben, wenn es für dich in Ordnung ist." Sagt er.
„Ja klar, kein Problem." Erwidere ich lächelnd.
„Gut, dann bis heute Abend." Meint er ebenfalls lächelnd und steht auf.
Er nimmt sich seine Jacke, da es draussen mittlerweile doch recht kühl geworden ist, und bewegt sich in die Richtung der Tür. Er legt seine Hand auf den Türgriff doch verharrt in genau dieser Position. Zögerlich dreht er sich wieder zu mir um.
Ich sehe ihn fragend an, in der Erwartung, dass er vielleicht etwas vergessen hat zu erwähnen. Nervös sieht er mich an und kratz sich am Kopf.
„Ich finde die Zeit gemeinsam mit dir echt schön." Meint er plötzlich.
Ich lächele leicht. Ich bin mir nicht ganz sicher, auf was er hinaus will.
„Ich mag es auch mit dir die Zeit zu verbringen." Erwidere ich.
Er scheint mit sich selbst zu hadern und tritt nervös von einem Bein auf andere.
„Also ich meine, ich mag es wirklich sehr, ich mag dich wirklich sehr." Bringt er schlussendlich heraus.
Sein ganzes Verhalten und seine Worte irritieren mich immer mehr.
„Ich mag dich auch sehr gern Ian." Sage ich stirnrunzelnd.
„Ich glaube du verstehst mich nicht recht..." seufzt er und fährt sich nochmals mit der Hand durchs Haar.
„Dann erklär es mir." Bitte ich ihn. Er bewegt sich auf mich zu und bleibt direkt vor mir stehen.
„Kaitlyn, ich liebe dich."
Überrascht von seinem unerwarteten Geständnis reise ich meine Augen auf.
Ich will etwas sagen, doch er legt mir sanft seinen Zeigefinger auf die Lippen und sagt: „Lass mich bitte ausreden."
Ich nicke wie in Trance und er fährt fort:„Ich weiss, dass du in Jayce verliebt bist, sonst würdest du wohl kaum hier und jetzt in Colorado sein und darauf hoffen, ihn vielleicht irgendwie zu finden. Deshalb ist es folglich auch klar, dass du nicht das selbe für mich empfindest... aber ich wollte es dir sagen. Ich will das du weisst wie viel du mir bedeutest, ich will das du weisst, dass ich mich in den letzten Wochen nicht nur um dich und die Kinder gekümmert habe, weil es mein Job ist, nein, ich habe mich um euch gekümmert, weil ich den lieben langen Tag nichts lieber machen würde! Ich habe mich schon damals, als du bei mir gewohnt hast, in dich verliebt und ich habe dich jede Sekunde vermisst, in der du nicht mehr bei mir warst. Zu wissen, dass du einen anderen liebst, bricht mir das Herz. Aber ich will dir kein schlechtes Gewissen einreden oder dich damit irgendwie bedrängen! Ich wollte nur, dass du es weisst, da ich es einfach nicht mehr länger für mich behalten konnte..."
Er kommt noch ein Stück näher zu mir und streicht mir kurz zärtlich über die Wange. In seinen Augan kann ich ganz deutlich die Liebe erkennen, von der er gesprochen hat.
„Sei mir nicht böse." Murmelt er, bevor er wieder zur Tür geht und diese Mal den Raum tatsächlich verlässt.
Völlig perplex fahre ich über meine Wange, dort wo er mich eben noch berührt hat und setze mich auf den Drehstuhl von Ian. Langsam beginne ich mich immer wieder um meine eigene Achse zu drehen.
Hätte Ian mir dies alles damals gestanden, als ich noch nicht nach Los Angeles gezogen bin, dann wäre heute wahrscheinlich alles anders. Damals konnte ich mir keinen besseren Mann als Ian vorstellen. Er war mein absoluter Traumtyp und ich war drauf und dran mich in ihn zu verlieben. Noch heute finde ich, dass er echtes Traumtypen-Material ist, nur eben nicht mehr für mich.
Ich habe mein Herz einem anderen geschenkt, von dem ich Anfangs dachte, nie etwas von ihm zu wollen.
Das Leben ist wohl der Liebe gar nicht mal so unähnlich...
Egal wie viel man plant, es kommt immer irgendetwas unerwartetes dazwischen und egal was man erwartet, schlussendlich ist es immer anderes.
Ich mag Ian wirklich, aber nicht auf dieselbe Art wie er mich mag und deshalb bin ich auch froh, dass Ian anscheinend weiss, dass mein Herz Jayce gehört.
Ich seufze schwer auf.
Immer wenn ich denke, dass es nicht noch komplizierter werden kann oder dass es endlich wieder Bergauf geht, bekomme ich wieder neue Sorgen und Problem.
Ich mache gerade eine weitere Umdrehung mit dem Drehstuhl, wodurch ich wieder einen Blick durch die Glasscheibe erhaschen kann.
Abrupt bringe ich den Stuhl zum halten und drehe ihn wieder so dass ich durch die gläsernen Wand, raus in den Gang sehen kann.
Draussen scheint ziemlich etwas los zu sein. Alle laufen hektisch umher und scheinen tierisch nervös zu sein.
In den letzten Tagen ging hier immer alles sehr ruhig zu und her, weshalb endlich etwas sehr wichtiges geschehen sein muss.
Schnell stehe ich auf und gehe zur Tür des Büros.
„Was ist denn passiert?" Frage ich einen jungen Mann der gerade vorbeiläuft.
„Wir vermuten, dass der Ausbruch heute starten soll." Sagt er und geht danach eilig weiter. Sofort gehe ich ebenfalls den Gang entlang zur Zentrale. Dort sind schon fast alle versammelt. Unter der Masse kann ich Nicki sehen und kämpfe mir einen Weg zu ihr durch.
„Habt ihr ihn gefunden?" Frage ich aufgeregt, als ich bei ihr angekommen bin.
„So in etwa." Sagt sie und deutet auf den grossen Bildschirm, vor dem sie steht.
„Wir konnten dank einer Überwachungskamera und einem sehr hilfsbereiten Angestellten erahnen, was und wann wohl ihr nächster Schritt ist." Erklärt sie mir.
Auf dem Bildschirm sehe ich eine Tankstelle. Sie ist, bis auf den Kassierer, komplett leer. Plötzlich geht die Tür auf und jemand betritt den Raum. Von der Statur her kann man sagen, dass es sich um einen Mann handelt.
Er hat seine Baseballkappe tief ins Gesicht gezogen und schreitet zuerst ein wenig zwischen den Regalen umher.
Nach einer Weile, in der er scheinbar die verschiedenen Produkte betrachtet hat, geht er zur Kasse. Er schnappt sich einen Schokoriegel und beginnt mit dem Angestellten zu sprechen.
Dabei schaut er sich immer wieder möglichst unauffällig um. Auf einmal bleibt sein Blick bei der Kamera hängen und in diesem kurzen Moment sieht man ganz eindeutig, dass dieser Mann Jayce ist.
Mein Herz beginnt sofort schneller zu schlagen.
„Über was hat er mit dem Kassierer gesprochen?" Frage ich und kann dabei meinen Blick nicht vom Bildschirm abwenden.
„Er hat sich einige Liter Benzin gekauft und wollte wissen wo sich die nächst gelegene Feuerwehr befindet. Anscheinend braucht er etwas von dort, weshalb wir hoffen in im verlaufe des Tages dort anzutreffen." Ich nicke verstehend.
„Lass mich auch dort auf ihn warten." Bitte ich Nicki.
„Oh nein, dafür bekommst du sicher keine Genehmigung." Meint sie kopfschüttelnd.
„Ich brauche keine Genehmigung. Ich arbeite hier nicht und wenn ich bei der Feuerwehr vorbeischauen will, dann kann ich das auch tuen. Ich bin immerhin ein freier Mensch." Sage ich trotzig und drehe mich um. Ich schlängle mich zwischen den viele Menschen hindurch in Richtung der Büros. Bei Ians Arbeitsplatz angekommen, schnappe ich mir meine Jacke und Handtasche und laufe zum Fahrstuhl.
„Warte Kaitlyn! Du kannst nicht einfach so gehen." Ruft mir Nicki hinterher und kommt mit eiligen Schritten auf mich zu.
„Ich kann und ich werde!" Rufe ich über die Schulter und drücke mehrere Male schnell auf den Fahrstuhlknopf. Mit einem „Bing" gehen die Schiebetüren auf und ich betrete die kleine Kabine. Bevor sich die Türen schliessen können, schlüpft Nicki ebenfalls in den kleinen Aufzug.
„Kaitlyn..." beginnt sie doch ich unterbreche sie augenblicklich.
„Nein Nicki, versteh mich doch. Ich bin nur hier um meinen Ehemann zu finden und ihn wieder mit mir mit nach L.A zu nehmen. Das ist der einzige Grund für meine Anwesenheit. Ich will nicht einfach nur hier rumsitzen und abwarten! Dafür hätte ich auch genau so gut zu Hause bleiben können. Ich will Jayce sehen, mit ihm sprechen und ihm nen ordentlichen Denkzettel verpassen, damit er auch ja nie wieder auf die Idee kommt solche Dummheiten zu machen!"
Sie seufzt frustriert auf.
„Ich verstehe dich voll und ganz, aber andererseits ist es mein Job auf dich aufzupassen, wenigstens solange Ian nicht da ist. Falls dir etwas passieren sollte..." sagt sie fast schon flehend.
Sie kann mich jedoch nicht aufhalten und dass weiss sie ganz genau.
„Na gut! Geh zu dieser beschissenen Feuerwehrwache, aber ich werde dich begleiten!" Sagt sie schliesslich und wirft ihre Arme in die Luft.
„Danke Nicki!" Rufe ich wirklich erfreut und umarme sie stürmisch.
„Aber sollte Jayce trotz aller Erwartungen doch nicht auftauchen, werden wir hier her zurück kommen und Ian muss nie irgendetwas davon erfahren, sind wir uns einig?" Fragt sie mich mit einem verschwörerischen Blick.
„Natürlich!"
Daraufhin scheint sie zufrieden zu sein und als sich die Fahrstuhltüren wieder öffnen, gehen wir gemeinsam zu ihrem Auto.Was haltet ihr von Ians Liebesgeständnis?
Was denkt ihr, wird Jayce da sein?
Werden Nicki und Kaitlyn ärger bekommen?Schreibts mir in die Kommentare und vergesst nicht zu voten! ❤️
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My new life
ChickLitStell dir vor: Dein Leben ist einfach nur perfekt. Alles verlief genau so, wie du es immer wolltest. Doch dann findest du heraus, dass dein Nachbar ein kranker Psychopath ist und noch dazu der Anführer einer der grössten Strassengangs des Landes. ...