Teil 14

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Teil 14

„Bitte, bitte, bitte, bitte."
Genervt seufze ich auf und klappe das Buch, welches ich versuche zu lesen, zu um mich an die Zwillinge zu wenden.
„Was?" Frage ich die beiden nervigen kleinen Biester, als ob ich nicht wüsste, was sie wollen.
„Nur irgendetwas Klitzekleines, bitte." Sagt Grace und sieht mich dabei mit ihren grossen, sturmgrauen Augen flehend an. Verdammt, sie weiss wir man diese Augen zum eigenen Vorteil einsetzt!
„Na gut, aber dafür lasst ihr mich danach in Ruhe lesen! Einverstanden?"
Beide nicken eifrig und folgen mir dann glücklich in die Küche. Ich öffne einen der oberen Küchenschränke und nehme zwei Schokolodenriegel heraus. Ich reichte jeweils einen den Kindern, woraufhin sie sich fröhlich bedanken und die Schokolade aus der Verpackung nehmen.
Schmunzelnd schaue ich zu, wie sie mit strahlenden Augen beginnen die Riegel zu vernaschen.
Da sie jetzt endlich irgendetwas Süsses haben, kann ich mich ja wieder unbekümmert meinem Buch widmen, denke ich mir und verlasse die Küche.
Erneut im Wohnzimmer angekommen, mache ich es mir wieder mit meinem Buch auf der Couch bequem, im Glauben endlich entspannt lesen zu können. Diese wunderschöne Stille und Konzentration hält gerade mal ein paar wenige Minuten an, bevor Dylan aufgebracht ins Zimmer stürmt.
Fragend sehe ich den Jungen an, da ich dachte, dass ich ihnen vorher deutlich klar gemacht habe, dass ich nur für eine kleine Weile mal meine Ruhe haben möchte.
„Gracy hat irgendwas!" Ruft er besorgt.
Kaum habe ich realisiert, was er gesagt hat, springe ich panisch auf und renne in die Richtung in die Dylan zeigt.
In der Küche steht Grace. Sie hat rote Flecken im ganzen Gesicht und über ihren gesamten Hals verteilt. Als ich den Raum betrete, sieht sie sofort auf und die Angst in ihren Augen ist deutlich zu erkennen.
„Gracy, sag mir jetzt bitte genau wie du dich fühlst." Bitte ich sie mit Nachdruck.
„Meine ganze Haut juckt und ich habe das Gefühl ich bekomme immer wie weniger Luft." Sagt sie zittrig.
Von da an ist es für mich klar, dass wir dringen ins Krankenhaus müssen. Schnell hebe ich das kleine Mädchen hoch und schnappe mir Dylans Hand. Kurze Zeit später sitzen wir im Auto und ich fahre eilig los.
„Hattest du so etwas schon einmal?" Frage ich Grace.
„Ja, ich glaube vor ein paar Jahren." Antwortet sie mir.
„Und weisst du auch wieso du es hast?" Ein Blick in den Rückspiegel zeigt mir, dass sie am nachdenken ist.
„Der Doctor hat gesagt ich bin alleisch." Sagt sie dann nach einer Weile.
Alleisch? Was zum Teufel ist Alleisch?!
„Meinst du etwa Allergisch?"
Diesmal nickt sie nur als Antwort und ich bemerke, wie sie zunehmend Mühe hat zu Atmen.
Verdammt.
Ich fahre noch ein wenig schneller.
„Weisst du auch noch auf was du allergisch bist?" Diesmal antwortet Dylan für seine Schwester, da auch er bemerkt hat, dass es ihr wirklich nicht mehr gut geht.
„Sie ist allergisch auf Erdnüsse." Erdnüsse. Wo waren Erdnüsse enthalten, die Grace gegessen haben könnte?
Oh natürlich! In diesem verfluchten Schokoladenriegel!
Scheisse, wieso habe ich von ihrer Allergie nicht schon früher etwas gewusst? Immerhin leben wir jetzt auch schon eine Weile zusammen. Ich soll doch eigentlich ihre Mutter sein...

Nach einer Fahrt, die für mich unendlich lange dauerte, kommen wir endlich beim Krankenhaus an. Schnell steige ich aus und nehme Gracy wieder auf den Arm. Nun hatte sie schon hörbare Probleme beim Atmen.
Sofort eile ich mit den Kinder ins Gebäude und steuere direkt auf den Empfang zu.
„Ich brauche dringend einen Arzt! Sie hat eine allergische Reaktion auf Erdnüsse." Schildere ich kurz und knapp die Situation.
Der Mann am Empfang reagiert binnen Sekunden. Nimmt das Telefon und ruft nach einem Arzt. Wenige Sekunden später, erscheint eine junge Ärztin und nimmt mir Gracy ab.
„Komm du aber auch mit, Mom." Sagt diese und streckt ihr dünnes Ärmchen nach mir aus. „Ja, ich werde gleich nachkommen, keine Angst. Ich muss nur noch schnell deine Daten angeben." Sage ich zu ihr und schon ist sie mit der Ärztin zusammen verschwunden.
Ich drehe mich zu dem Mann hinter der Theke um und er hält mir auch schon ein Blatt Papier hin. Während ich damit beginne die Daten von Gracy darauf zuschreiben, kommt mir in den Sinn, dass Jayce bald nachhause kommen wird und ich ihm vielleicht noch sagen muss, wo wir sind.
Schnell Tippe ich seine Nummer in mein Handy ein.
„Dylan würdest du mal bitte Jayce sagen wo wir sind, während ich diese Papiere weiter ausfülle?"
Mit diesen Worten reiche ich Dylan mein Handy und schreibe weiter Graces Daten auf. Kaum bin ich fertig zieht Dylan plötzlich am Saum meines T-Shirts und streckt mir mein Handy entgegen.
Ohoh.
Ich nehme es langsam und halte es an mein Ohr.
„Ja?" Sage ich zögerlich.
„Wieso ist Gracy im Krankenhaus?" Fragt mich Jayce am anderen Ende der Leitung in einem emotionslosen Ton.
„Ehm sie hat eine allergische Reaktion." Antworte ich ihm.
Nach ein paar Sekunden Stille, fragt er: „Wie geht es ihr jetzt?"
„Ich weiss es nicht, aber sie ist gerade erst in Behandlung gekommen." Erkläre ich auf seine Frage und fahre mir mit der Hand nervös durch die Haare.
„Okay, ich bin in einer halben Stunde da." Sagt er, bevor er auflegt.
Er will hier her kommen?
Anscheinend macht er sich wirklich sorgen um Grace. Dieser Gedanke bringt mich leicht zum Lächeln.
Ich packe mein Handy weg und nehme Dylan an der Hand, um mit ihm endlich zu Gracy zu gehen.
Zusammen laufen wir auf das Zimmer zu in dem die Ärztin vorher gemeinsam mit Gracy verschwunden ist. Vorsichtig öffne ich die Tür und betreten leise den Raum.
Das schlechte Gewissen, welches mich plagt, wird noch mal stärker als ich das arme Mädchen auf der Liege sitzen sehe. Die Ärztin versucht verzweifelt ihr eine Spritze gegen die Allergie zu geben, doch Grace wehr sich mit Händen und Füssen dagegen.
„Gracy bitte lass dir helfen, sonst wird es dir immer wie schlechter gehen." Sage ich und laufe zu ihr rüber.
Kaum bin ich bei ihr greift sie mit beiden Händen nach meinem Arm. „Ich hasse Spritzen, ich will das nicht!" Krächzt sie panisch und mit Tränen in den Augen.
„Du brauchst keine Angst zu haben, es wird dir nichts passieren. Ich bleibe die ganze Zeit bei dir." Sage ich und fahre ihr dabei beruhigen über ihr braunes Haar.
„Versprochen?" Fragt sie und schaut mich mir grossen Augen immer noch ängstlich an.
„Versprochen." Bestätige ich.

Was denkt ihr wird als nächstes passieren?
Ich wünsche euch allen noch einen schönen Advent 😘

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