Teil 27
Kleiner Tipp: falls es nicht extra erwähnt wird sind die Kapitel immer aus Kaitlyns Sicht. (Für die, die gefragt haben 😘)
Überrascht von seinem plötzlichen Auftauchen stehe ich erstmal einfach nur da.
Plötzlich wird mir klar, wie unhöflich dies gerade wirken muss. Ich schüttle leicht meinen Kopf und erwache wieder aus meiner Starre.
„Eh, komm rein." Bitte ich ihn deshalb und trete einen Schritt zurück, um ihm Platz zu machen.
Dankend nickt er und betritt das Haus.
„Schön dich wieder zu sehen Sophia, eh ich meine Kaitlyn." Begrüsst er mich und lächelt warm.
Es ist komisch nach all dieser Zeit, in der mich jeder nur Kaitlyn genannt hat, wieder meinen richtigen Namen zu hören.
Lächelnd nicke ich ihm zu und deute ihm mir zu folgen. Er zieht sich die Schuhe aus und läuft mir hinterher in Richtung Küche.
„Was kann ich dir anbieten? Kaffe? Tee?" Frage ich ihn, während ich einige Kekse auf ein Teller lege und es danach auf den Tisch stelle.
„Einen Kaffe mit ein wenig Milch, bitte."
Ich hole zwei Tassen aus dem Schrank und fülle frischen Kaffee rein.
„Es tut mir leid, dass ich doch nicht gekommen bin, wie ich es dir versprochen habe." Entschuldigt er sich plötzlich.
„Schon gut, du hattest sicherlich deine Gründe." Meine ich schulterzuckend.
Anfang habe ich mir zwar sehr gewünscht Ian wieder zu sehen, doch mit der Zeit ist so viel passiert, dass ich ihn zugegebenermassen schon fast vergessen habe.
„Es gab einen Notfall, deshalb konnte ich doch noch nicht versetzt werden. Ich konnte dir leider auch nicht Bescheid geben, da ich weder deine Adresse noch sonst irgendetwas von dir kannte. Sobald die Person komplett in die neue Identität integriert ist, sind ja alle Daten und so immer unter grösstem Verschluss, auch für Polizisten." Erklärt er mir.
Ich setzte mich mit den beiden Tassen ihm gegenüber und reiche ihm eine.
„Wie schon gesagt, es ist nicht so schlimm und versteh mich jetzt nicht falsch, ich freue mich wirklich, dass du hier bist, aber wieso auf einmal?" Frage ich neugierig.
„Wir haben vor zwei Tagen einen verschlüsselten Brief von Isaac Morris erhalten und gestern konnten wir ihn endlich entschlüsseln. Darin stand, dass ihr in Gefahr seid und wir uns um euch kümmern sollen. Ausserdem hat er noch einige Daten für ein Bankkonto, das für dich angelegt wurde dazu gelegt..."
Verwirrt runzle ich die Stirn und unterbreche Ian.
„Moment, wer ist Isaac Morris?"
Er sieht mich überrascht an. „Jayce Winston, dein Ehemann vom Zeugenschutzprogramm. Sein echter Name ist Isaac Morris. Ich dachte das wüsstest du, da es hiess ihr hättet eine recht gute Beziehung zueinander."
Isaac Morris also...
Irgendwie klingt es falsch.
Plötzlich realisiere ich, was Ian mir vorhin mitgeteilt hat.
„Ihr habt einen Brief von Jayce bekommen?! Hat er geschrieben weshalb er gegangen ist?" Frage ich und blicke ihn hoffnungsvoll an.
„Nein. Eigentlich bin ich hier, weil ich genau das herausfinden will." Gesteht er mir.
Enttäuscht senke ich meinen Blick und richtete ihn auf meine Hände.
Meine Hände sind zwar recht klein aber dafür sind meine Finger schmal, was sie nicht ganz so patschig aussehen lässt. An meinem linken Ringfinger funkelt der silberne Ehering, den ich am Anfang des Zeugenschutzprogrammes bekommen habe.
Vorsichtig fahre ich über das glänzende Metall. Ich frage mich was Jayce verschwinden zu bedeuten hat. Was war so gefährlich oder kompliziert, das er mir gegenüber kein Wort darüber verlieren konnte?
„Kaitlyn? Wir müssen herausfinden, wieso Isaac Morris gegangen ist und dafür brauche ich deine Hilfe." Sagte Ian einfühlsam und umfasste sanft meine Hände mit seinen.
Ich hohle tief Luft und nicke als Bestätigung. Ich werde ihm auf jeden Fall helfen, wenn es bedeutet eine Chance darauf zu haben, Jayce wiederzusehen.
„Wie kann ich dir behilflich sein?"
Er lächelt zufrieden und drückt zuversichtlich meine Hände.
„Du musst mir jetzt alles erzählen, jede Auffälligkeit, jede Verhaltensveränderung und jede neue Bekanntschaft, die er gemacht hat."
Ich überlege kurz und beginne ihm von Einkaufszentrum zu erzählen und seinem darauf folgenden komischen Verhalten.
Ich erzähle ihm von all den Überstunden, die er angeblich machen musste und seiner plötzlich wieder so abweisenden Art.
Kurz zögere ich, als ich mit meiner Erzählung bei jenem Abend angekommen bin, in dem Jayce uns schliesslich verlassen hat.
Schon alleine die Erinnerung schmerzt so sehr. Doch da es aber wichtig für die Ermittlungen ist und ich somit Jayce vielleicht sogar zurück bekommen kann, erzähle ich Ian den ganze Rest.
Er hört aufmerksam zu und macht sich einige Notizen dazu. Als ich fertig bin mit erzählen, liest er sich das, was er aufgeschrieben hat noch einmal durch.
„Wenn ich das recht verstehe, veränderte sich Jayces Verhalten erst als ihr damals in diesem Einkaufszentrum wart und er plötzlich ganz nervös wurde?" Fragt er nach, um sicher zu gehen, dass er nichts Falsches aufgeschrieben hat. Ich nicke bestätigend.
„In dem Fall könnte es sein, dass er dort irgendjemand oder irgendetwas gesehen hat, dass er für bedrohlich genug empfindet, um abzuhauen." Schlussfolgert er und wieder nickte ich, daraufhin fährt er mit sprechen fort: „Nun würde ich sagen, dass dafür nur drei Personen in Frage kommen." Murmelt er und tippt etwas auf seinem Tablet ein.
Als er das was er sucht gefunden hat, dreht er das Gerät zu mir um, damit ich auf das Display sehen kann.
Darauf sind drei Fotos zu sehen. Zwei zeigen jeweils einen Mann und auf dem letzten befindet sich eine Frau.
Mir ist sofort klar wer die beiden Männer sein müssen, da die Ähnlichkeit der zwei zu Jayce unverkennbar ist.
Doch bei der Frau habe ich keinen blassen Schimmer. Soweit ich mich erinnere, hat er nie irgendeine Schwester, Cousine, Freundin, Ex oder sonst etwas ähnliches erwähnt. Die einzige Frau, von der er gesprochen hat, ist seine Mutter, doch diese ist erstens tot und zweitens ist die schwarzhaarige Frau auf dem Bild viel zu jung, um seine Mutter zu sein.
„Das hier ist Glenn Morris, Isaac Morris' älterer Bruder." Er deutet auf den Mann mit den kurzen braunen Haaren und grauen Augen, die denen von Jayce sehr ähneln, trotzdem wirken sie nicht so klar wie Jayces. Sein Gesicht wirkt aggressiv und alles andere als sympathisch. Dennoch hat es eine gewisse Ähnlichkeit zu dem Gesicht von Jayce.
„Und das ist Tim Morris, der jüngste der Morris-Familie." Er zeigte auf das Bild neben dem von Glenn. Der Brillenträger, der darauf abgebildet ist, hat noch eine viel grössere Ähnlichkeit mit Jayce als der andere. Seine blonden Haare sind zwar etwas dunkler doch dafür sind seine sturmgrauen Augen exakt die selben, wie mein Mann sie besitzt.
„Und die letzte Person, die für Jayces Fluch verantwortlich sein könnte, ist Cassy Maynard. Es gibt nur kleine unterschiede, abhängig davon wen er im Einkaufszentrum gesehen hat. Da sie aber sowieso alle unter einer Decke stecken, sollten wir Jayce finden, wenn wir einen von ihnen finden." Erklärt er mir und überlegt eine Weile.
Als er zu einem logischen Schluss gekommen ist, spricht er weiter:„Wenn ich so darüber Nachdenke, hat Jayce wahrscheinlich seinen jüngeren Bruder, Tim Morris, gesehen."
Verwirrt runzle ich die Stirn. „Wie kommst du darauf?" Frage ich Ian.
„Also Cassy würde ich schon mal ausschließen, da sie in Jayce verliebt ist und ihr aufeinandertreffen sicherlich nicht so unauffällig verlaufen wäre." Ich schlucke schwer. Sie ist in ihn verliebt? Ob er wohl diese Gefühle irgendwann erwidert hat? Ich meine, wenn sie in echt so gut aussieht wie auf dem Bild, ist sie wirklich wunderschön...
Ich kann nicht lange darüber nachdenken, da Ian schon fortfährt: „Tim ist der klügste von Jayces Brüdern. Er behält beinahe immer einen kühlen Kopf und handelt ausschliesslich rational. Glenn hätte wahrscheinlich sofort die Kontrolle über sich verloren und wäre auf der Stelle auf Jayce losgegangen. Immerhin dürfen wir nicht vergessen, dass er seine ganze Familie verraten hat und fast alle ihre Anhänger hinter Gitter gebracht hat." Erläutert er mir seine Gedankengänge.
Es klingt logisch was Ian sagt, doch bei all dem, was er mir erzählt, stellt sich mir eine Frage:„Woher hast du all diese Information über Jayces Familie?"
„Wir haben Jahrelang einige verdeckte Ermittler bei der Morris-Familie eingeschleust, die uns sehr viel sagen konnten, aber eine grosse Hilfe bei der Informationsbeschaffung war natürlich Isaac Morris selbst."
Innerlich schlage ich mir mit der Hand gegen die Stirn. War ja logisch woher sie die Infos haben. Wegen meinem Gesichtsausdruck schmunzelnd, sieht mich Ian an und nimmt noch einen Schluck aus seinem Kaffee.
Plötzlich kommen die Zwillinge in die Küche.
Während Gracy Ian interessiert mustert, wirft Dylan ihm skeptische Blicke zu.
„Kinder, das ist Ian, er ist ein Freund von mir." Stelle ich ihnen den Polizisten aus New York vor. „Und dass sind meine Kinder, Dylan und Gracy." Füge ich für Ian noch hinzu.
Lächelnd begrüsst er die Zwillinge.
„Was tuest du hier?" Fragt Dylan auf einmal.
Etwas überrasch von der plötzlichen Frage, antwortet Ian mit einer sanften Stimme:„Ich bin hier um herauszufinden wo euer Dad seit einigen Tagen steckt, um ihn zurück zu bringen."
Erschrocken reisse ich die Augen auf.
Oh nein!
Wie auf Befehl, drehen sich die beiden Kinder gleichzeitig zu mir um und sehen mich mit grossen verwirrten Augen an.
„Ist Dad nicht auf der Arbeit?" Fragt mich Gracy irritiert.
„Eh... Also...es ist so... ich..." stottere ich aus Erklärungsnot.
„Du hast uns angelogen! Dad ist nicht auf der Arbeit, er hat uns verlassen!" Schrie Dylan mit Tränen in den Augen und auch Gracy laufen bereits einige Tränen die Wange runter.
Es bricht mir das Herz sie so zu sehen, vor allem da ich weiss, dass ich schuld daran bin.
Sachte will ich Dylan und Gracy in meine Arme ziehen, in der Hoffnung sie ein wenig beruhigen zu können, doch mein Sohn reisst sich wütend von mir los.
Er rennt aus der Küche und ich höre seine Schritte die Treppe hoch trampeln. Im Gegensatz zu Dylan, lässt sich Gracy von mir in eine Umarmung ziehen. Sie weint und auch ich schluchze leise, während ich mein Gesicht in ihren weichen Haaren vergrabe.
Ich wusste ja eigentlich schon, dass es in absehbarer Zeit soweit kommen wird, wenn ich die Kinder anlüge und sie es herausfinden.
Ich kann nur hoffen, dass sie nicht allzu nachtragend sind.
Ich habe momentan das Gefühl, als würde alles kaputt gehen.
Ich habe Angst.
Ich habe angst schlussendlich doch wieder alleine dazustehen und ein weiteres Mal meine Familie zu verlieren.Momentan gibt es viele Sichtwechsel und auch ein paar Zeitsprünge. Ich habe mir mühe gegeben, dass es mehr oder weniger verständlich ist.
Falls ihr aber trotzdem nicht ganz mitkommt würde ich euch raten nochmal ab Kapitel 23 alles am Stück zu lesen oder mich einfach zu fragen, ich helfe euch immer gerne. 😊P.s.
Wie findet ihr das Kapitel?
Denkt ihr die Kinder werden ihr verzeihen?Ich wünsche euch allen wie immer eine schöne Woche 😘
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My new life
ChickLitStell dir vor: Dein Leben ist einfach nur perfekt. Alles verlief genau so, wie du es immer wolltest. Doch dann findest du heraus, dass dein Nachbar ein kranker Psychopath ist und noch dazu der Anführer einer der grössten Strassengangs des Landes. ...