Teil 24

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Teil 24

„Mom?"
Schnell wische ich mir die Tränen weg und drehe mich mit einem möglichst überzeugendem Lächeln zu den Zwillingen um. „Ja?" Frage ich und bemerke, dass meine Stimme immer noch ein wenig zittrig vom Weinen klingt.
„Können wir heute in den Park gehen? Ach und können wir Nina fragen, ob sie auch mit will?" Bittet mich Dylan und ich sehen wie sich Gracy etwas verwirrt im Raum umsieht.
„Ja, natürlich." Antworte ich.
Ein wenig Ablenkung wird mir sicherlich gut tun.
„Muss Dad schon wieder arbeiten?" Fragt Gracy auf einmal und ich konnte deutlich die Enttäuschung in ihrer Stimme hören.
Seit Jayce gegangen ist, sind zwei Tage vergangen. Ich habe den Kindern erzählt, er müsse im Moment gerade sehr viel und lange arbeiten.
Ich weiss, dass es ihnen gegenüber nicht fair ist. Die Zwillinge hätten die Wahrheit verdient, aber ich bringe es nicht übers Herz.
Jayce ist für die beiden in den letzten Monaten zu einem Vater geworden und so egoistisch es auch sein mag, ich bin noch nicht bereit ihnen zu sagen, dass er uns verlassen hat.
„Ja." Meinte ich deshalb lediglich und um schnell das Thema zu wechseln, schicke ich Grace und Dylan in ihre Zimmer, damit sie sich anziehen können. Danach schnappe ich mir das Telefon, welches auf meinem Nachttisch steht und wähle Joys Nummer.
„Hallo?" Ertönt es auf der anderen Seite der Leitung und ich erwidere die Begrüssung.
„Oh, hey Kaity. Wie geht es dir?" Fragt mich Joy fröhlich.
Ich schlucke schwer.
Wie es mir geht? Scheisse.
„Es geht mir gut und dir?" Sage ich in einem möglichst überzeugenden Ton und anscheinend kauft sie es mir ab.
„Jaja, es muss oder etwa nicht?" Lacht sie.
„Ja, genau..." murmle ich und räuspere mich kurz um endlich zum Eigentlichen zu kommen.
„Hör mal Joy, ich werde später mit den Zwillingen in den Park, hier in der Nähe gehen und ich wollte eigentlich fragen, ob ihr drei auch mitkommen möchtet."
„Oh ja, sehr gerne. Leider kann Felix nicht mitkommen, er hat noch etwas für die Arbeit zu erledigen, aber Nina und ich kommen mit Vergnügen."
Wir vereinbaren noch die Zeit und dass ich sie abholen komme. Danach lege ich auf und ziehe mich an.
Fertig angezogen, gehe ich runter in die Küche und mache sowohl mir als auch den Kindern etwas zum Frühstück.
Als ich wenig später Gracy und Dylan rufe, kommen die beiden laut die Treppe runter gehüpft.
Das Frühstück verläuft recht friedlich. Die Zwillinge erzählen mir einige Geschichten und Erlebnisse auf den letzten Tagen und ich machte ab und zu mal einige anerkennende oder verwunderte Geräusche.
„Wann muss Dad denn nicht mehr so oft arbeiten?" Fragt plötzlich Dylan und diese Worte treffen mich direkt ins Herz.
Ich weiss, dass sie ihren Dad wirklich vermissen, auch wenn er erst seit zwei Tagen weg ist. Ihre enttäuschten kleinen Gesichter, wenn sie wieder einmal nach ihrem Vater fragen, lassen mein schlechtes Gewissen nur noch grösser werden.
Mir ist auch klar, dass ich meine miese Lüge über Jayce Aufenthaltsort nicht für immer aufrechterhalten kann.
Diese Kinder sind nicht dumm und irgendwann werden sie Verdacht schöpfen. Doch ich werde ihnen sicherlich nicht heute die Wahrheit sagen. Sie sollen den Nachmittag geniessen und spass haben.
„Wahrscheinlich schon bald, mein Schatz." Versichere ich ihm mit einem Lächeln, das falscher nicht hätte sein können.
Glücklich lächeln mir daraufhin beide Kinder zu und mein Herz bricht ein weiters mal.

Eine halbe Stunde später sitzen Gracy, Dylan, Nina, Joy und ich alle zusammen im Auto und fahren in Richtung des Parks.
Die Kinder plaudern fröhlich auf der Rückbank, während meine beste Freundin mir immer mal wieder einen misstrauischen Blick zuwirft.
Jemandem etwas übers Telefon vorzugaukeln ist etwas ganz anderes, als jemandem von Angesicht zu Angesicht vormachen zu wollen, man sei glücklich, obwohl man es ganz und gar nicht ist.
Joy scheint bemerkt zu haben, dass etwas nicht stimmt und nicht nur das. Wahrscheinlich hat sie auch schon eine Vermutung, was genau gerade schief läuft.
Knappe zehn Minuten später kommen wir beim Park an.
Die Kinder stürmen sofort aus dem Auto und laufen auf den grossen Spielplatz in der Mitte des Parks zu. Etwas langsamer folgen Joy und ich ihnen.
„Was ist los?" Fragt sie plötzlich ganz sanft.
Im ersten Moment, will ich alles abstreiten und ihr versichern, dass es mir gut geht doch dann entscheide ich mich um.
Ich habe die letzten beiden Tage alle meine Gefühle versteckt und meine Gedanken für mich behalten aber jetzt brauche ich dringend irgendjemand, der mir einfach nur zuhört und das ist Joy.
Ich beginne also damit Joy mehr oder weniger alles zu erzählen, was in den letzten Tagen passiert ist und sie hört mir aufmerksam zu.
„Ich kann das einfach nicht glauben." Meint Joy am Ende meiner Erzählung.
Ich nicke zustimmend.
„Genau so ging es mir anfangs auch." Erwidere ich leise.
„Das kann doch nicht einfach alles gewesen sein! Jayce hat mit Sicherheit einen sehr guten Grund für das ganze! Er hätte euch nicht einfach so verlassen, immerhin sind die Zwillinge seine Kinder und du seine Ehefrau, die er wirklich geliebt hat. Das hat man eindeutig an seinen Blicken gesehen." Sagt sie und ich schüttle nur verneinend meinen Kopf.
„Du hast ihn an diesem Abend nicht gesehen..." beginne ich und stocke kurz bei der Erinnerung.
„Sein Gesicht zeigte keinerlei Emotionen und ich habe noch nie erlebt, wie er irgendjemanden so kalt angesehen hat, wie mich an diesem Abend." Hauche ich und spüre wie sich meine Augen wieder mit Tränen füllen.
Tröstend nimmt mich Joy in die Arme und streicht mir beruhigend über den Rücken.
„Ich kann das einfach nicht glauben..." murmelt sie nochmal leise, eher zu sich selbst als zu mir.

Einige Stunden später sind wir wieder zu Hause.
Die Zwillinge sind komplett ausgepowert von dem Parkbesuch und schauen sich deshalb im Wohnzimmer irgendeine Kinderserie im Fernseher an.
Da es mittlerweile auch schon Fünf Uhr ist, beschliesse ich mich langsam ans Kochen zu machen.
Ich nehme das Gemüse auf dem Kühlschrank und beginne damit es klein zu schneiden.
Das Gespräch mit Joy hat mir wirklich geholfen. Ich musste einfach mal mit jemanden darüber reden. Ausserdem ist mir bewusst geworden, dass ich eigentlich keine Zeit zum trauern habe.
Natürlich ist es erst zwei Tage her, dass mich mein Ehemann verlassen hat, aber meine oberste Priorität sind meine Kinder und genau für sie muss ich mich aufraffen und dafür sorgen, dass es ihnen weiterhin gut gehen wird.
Ich muss mir sobald wie möglich einen Job suchen, schliesslich muss ich jetzt schauen, dass wir genug Geld haben.
Während das Essen vor sich hin kocht, beginne ich schon mal damit, im Internet nach guten Jobangeboten zu schauen.
Plötzlich klingelt es an der Tür.
Schnell eile ich in den Flur. Ich öffne die Haustür und bleibe wie angewurzelt stehen.
Mit ihm habe ich jetzt wirklich nicht mehr gerechnet.

Soo ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen 😊

Wer steht denn da wohl vor der Tür?
Schreibts in die Kommentare!
Ich bin gespannt auf eure Ideen.

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