Teil 4

7.5K 353 33
                                    

Teil 4

Seit dem ich meine neue Identität kenne, sind fast zwei Wochen vergangen.
Gestern habe ich als Kronzeugin gegen Stefan Pisani einer der gefürchtetsten Gangleader der USA ausgesagt.
Jetzt sitz er für eine sehr lange Zeit hinter Gitter und dass nimmt er mir wohl ziemlich übel. Aber das sollte mich ja hoffentlich nicht mehr gross kümmern.
Ich bin gerade auf dem Weg zu einer Stylistin, die mir ein neues Aussehen verpassen wird, damit ich danach gleich mein neues Leben beginnen kann.
„Wir sind da." Sagt Ian und führt mich zu einem modernen Haus mit einem kleinen Vorgarten. Ian hat mir bereits erklärt, dass wir zur Stylistin Nachhause gehen würden, weil das so sicherer ist. Wieso auch immer.
Er klingelt und nur ein paar Sekunden später wird die Tür auch schon aufgerissen.
Vor uns steht eine junge hübsche Frau, mit blauen kinnlangen Haaren und fast genau den gleichen braunen Augen, wie ich sie habe.
„Ian schön dich mal wieder zu sehen." Sagt sie und umarmt ihn kurz. Danach richtet sich ihre Aufmerksamkeit auf mich.
„Du musst die sein, deren Namen ich nicht wissen darf und die ich umstylen soll." Ruft sie fröhlich und zieht auch mich in eine feste Umarmung. Ich bin etwas verwirrt darüber, das sie meinen Namen nicht erfahren darf, aber die Polizei hat sicher ihre Gründe dafür, weshalb ich nicht weiter nachfrage.
„Oh ich hab mich ja noch gar nicht vorgestellt, wo sind den meine Manieren? Mein Name ist Lucy." Sagt sie lächelnd und deutet uns ihr ins Innere des Hauses zu folgen.
Das Haus ist im Innern genau so modern und schön eingerichtet, wie es von aussen aussieht. Wir gelangen in ein helles Wohnzimmer, in dessen Mitte ein Stuhl steht. Lucy sagt mir, dass ich mich schon mal setzten soll, während sie ihr Material holen geht.
Ich setze mich brave auf den Stuhl und warte mit einem mulmigen Gefühl im Bauch auf ihre Rückkehr.
„Bist du nervös?" Fragt mich Ian, der auf dem Sofa links von mir platz genommen hat.
Ich nicke zur Bestätigung seiner Frage und schon ist Lucy mit einer Kiste voller Tuben, Dosen, Scheren und Kämme wieder zurück.
„So, dann lass uns mal anfangen, bist du bereit?" Fragt sie während sie schon mal alles, was sie benötigt aus der Kiste heraussucht. Wieder nicke ich einfach nur nervös. Ich habe zwar nichts gegen Lucys Haarfarbe, aber ich hoffe, dass sie sich bei mir etwas mehr zurückhält.
Sie lächelt mich aufmunternd an und beginnt meine Haare zu befeuchten, damit sie sie nachher schneiden kann.

Zwei Stunde später, weist sie Ian an einen Spiegel zu holen, damit ich meine neue Frisur sehen kann.
Er verlässt den Raum und kehrt wenig später mit einem grossen Spiegel zurück. Er stellt sich vor mich hin, sodass ich endlich Lucys Werk betrachten kann. Sie warten beide gespannt auf meine Reaktion.
Ich brauche einen Moment bis ich erkenne, dass das wirklich ich im Spiegel bin. Meine hüftlangen blonden Haare, die alle gleich lang waren, reichen mir nun bis knapp über die Schultern und haben einen Stufenschnitt bekommen. Ausserdem sind sie jetzt in einem wirklich schönen Dunkelbraun gefärbt.
Ich habe noch nie eine andere Haarfarbe als Blond gehabt, aber erstaunlicherweise gefällt mir die neue Farbe. Ich drehe mich zu einer aufgeregten Lucy um und umarme sie.
„Danke" sage ich glücklich, weil sie wirklich eine gute Arbeit geleistet hat.
„Ach das mach ich doch gerne." Erwidert sie lachen und legt ihre Arme ebenfalls um mich.
Ich löse mich lächelnd wieder von ihr.
„Gut, da das jetzt erledigt ist, müssen wir auch schon wieder los. Danke das du dir die Zeit genommen hast, Lucy." Sagt Ian und verabschiedet sich von der blauhaarigen Frau. Auch ich verabschiede mich von ihr und folgte Ian zurück zu seinem Auto. Wir steigen beide ein und fahren los.
Ich winke Lucy noch einmal zum Abschied und schon sind wir bei der nächsten Strassenecke abgebogen.
Ich lehne mich im Sitz zurück und drehe meinen Kopf in Ians Richtung.
„Was passiert jetzt?" Frage ich ihn.
„Jetzt werden wir zum Flughafen gehen und in knapp sechs Stunden wirst du in deiner neuen Heimat sein." Erklärt er mir während sein Blick auf die Strasse gerichtet ist. Ich würde also schon heute New York verlassen und nach Los Angeles ziehen.
Ian hat mir vor ein paar Tagen alles darüber erklärt.
Ich würde in L.A. am Flughafen von einem Polizisten des Los Angeles Police Departments abgeholt werden. Danach würden wir zusammen irgendwo hin fahren.
Ich habe Ian nicht so genau zugehört, weil ich in seinen wunderschönen Augen versunken bin und meine Gedanken deshalb ganz wo anders waren. Was soll ich sagen, er ist nunmal mein Traummann.
Kaum zwanzig Minuten später stehen wir in einer grossen Halle im Flughafen. Die Zeit ist gekommen um sich zu verabschieden.
„Das wars dann wohl oder?" Frage ich leise, da ich Ian eigentlich nicht verlassen will. Bevor er etwas darauf antworten kann, spreche ich schon weiter. „Ich will dir für alles danken, was du für mich in den letzten Wochen gemacht hast." Sage ich diesmal aber ein wenig lauter. Plötzlich fängt er an leise zu lachen.
„Ach Kaitlyn, ich habe das alles gerne gemacht. Nein, wirklich ich habe die Zeit mir dir sehr genossen auch wenn der Grund dafür nicht gerade so schön war." Sagt er mit einem süssen lächeln auf den Lippen. Auch ich muss ein wenig schmunzeln über seine Worte und trete ihm etwas näher.
Langsam und nervös wie er reagieren wird, lege ich vorsichtig meine Arme um ihn und umarme ihn. Sein Lächeln wird noch grösser und er zieht mich fest an sich.
„Das wird nicht das letzte Mal sein, dass wir uns sehen Kait." Verspricht er mir.
Überrascht hebe ich meine Kopf von seiner Brust, um ihn anzusehen.
Er hat das mit solch einer Bestimmtheit gesagt, dass er wahrscheinlich nicht meint, dass wir uns sicherlich irgendwann irgendwo wieder sehen.
„Ich habe diesen Fall zugeteilt bekommen, weil ich sowieso in zwei Wochen nach L.A. versetzt werde und ich somit auch dort noch ein Auge auf dich haben kann."
Strahlend schlinge ich erneut meine Arme um ihn. Was er erwidert und mit einem rauen Lachen quittiert. Wenigstens eine Person werde ich dann in LA kennen, die ich auch wirklich mag.
Eine Weile stehen wir einfach nur in einer Umarmung da und sagen nicht. Doch dann wir plötzlich mein Flug aufgerufen und es ist endgültig Zeit, auf Wiedersehen zu sagen.
Wir lösen uns langsam aus unserer Umarmung und ich bedanke mich nochmals bei ihn für alles.
„Ich würde es jederzeit wieder tun. Aber jetzt solltest du wirklich gehen." Sagt er und streicht dabei leicht über meine Wange. Ich nicke als Bestätigung und er beugt sich langsam zu mir vor.
Sanft gibt er mir einen Kuss auf die Stirn und haucht leise: „Bitte pass auf dich auf, solange ich es nicht tun kann." Bei diesen Worten und dem Kuss beschleunigt sich mein Herzschlag und ich habe das Gefühl, das ich gleich umkippe. Da ich meiner Stimme gerade nicht vertrauen kann und ich wahrscheinlich sowieso kein richtiges Wort über die Lippen bringen würde, nickte ich nur wieder als Antwort.
„Gut und jetzt musst du wirklich gehen, sonst verpasst du noch deinen Flug" sagt er und tritt einen Schritt zurück. Ich fühle mich immer noch etwas benommen aber trotzdem setzte ich mich in Bewegung, um zu meinem Flugzeug zu kommen.
Auf halben Weg drehe ich mich noch einmal zu Ian um und winke ihm ein letztes Mal bevor ich ihm den Rücken zukehre und ihn jetzt für mindestens zwei Wochen nicht mehr sehen werde.

So wie findet ihrs? Das Kapitel kommt schon heute, als wie üblich am Sonntag, weil ich morgen keine Zeit habe. Ach und was haltet ihr von Ian?

My new lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt