Teil 25

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Teil 25

Jayce P.O.V

Zwei Tage zuvor...

So leise wie möglich schleiche ich durch das dunkle Haus und packe alles, was ich möglicherweise noch brauchen werde in meine grosse Sporttasche rein.
Als ich mehr oder weniger alles eingepackt habe, gehe ich noch einmal in das obere Stockwerk. Leise betrete ich das grüne Zimmer von Dylan, am Ende des Ganges.
Er liegt friedlich in seinem Bett und schläft tief und fest.
Dieser Junger ist mir echt ans Herz gewachsen und mittlerweile fühlt es sich für mich wirklich so an, als wäre er mein Sohn.
Auch Gracy ist für mich zu meiner Tochter geworden und ich werde die beiden schrecklich vermissen.
Ich gebe ihm einen sanften Kuss auf die Stirn und gehen dann, ins blaue Zimmer gleich gegenüber, um das selbe auch bei Grace zu tuen.
Nun muss ich nur noch in ein Zimmer, um mich endgültig zu verabschieden.
Mit leisen Schritten, gehe ich in mein eigenes Schlafzimmer.
Kaitlyn liegt zusammengerollt in unserem gemeinsamen Bett und auch sie schläft tief und fest. Ein paar Haare haben sich aus ihrem Zopf gelöst. Vorsichtig beuge ich mich zu ihr runter und streiche ihr einige Haarsträhnen aus dem Gesicht.
Sie ist so wunderschön und ich bin so stolz sie, zumindest in der Öffentlichkeit, meine Frau nennen zu dürfen.
Behutsam hauche ich ihr einen kleinen Kuss auf ihre Lippen und drehe mich danach zur Tür um.
Wenn ich noch länger hier bleibe, werde ich mit Sicherheit schwach und das darf auf keinen Fall passieren.
Ich schliesse die Zimmertür hinter mir und laufe leise die Treppe runter, danach in den Gang und schliesslich zur Haustür.
Als ich gerade den Türgriff nach unten drücken will, höre ich plötzlich leise hinter mir Kaitlyns Stimme.
„Jayce!"
Ertappt drehe ich mich zu meiner Ehefrau um.
Obwohl sie gerade erst aus dem Bett gestiegen ist, sieht sie trotzdem unglaublich schön aus.
Mit einem kritischen Blick beäugt sie meine Tasche, die ich mir über die Schulter gehängt habe.
„Was hast du vor?" Fragt sie leise und sieht mich mit grossen, braunen Augen an.
Kurz legt sich einen verletzten Ausdruck über ihr Gesicht, wie ein Schatten.
Ich kann ihren zweifelnden Blick nicht länger ertragen und wende mein Gesicht von ihr ab. Ich hole einmal tief Luft und sage spöttisch:„Nach was sieht es denn aus?"
Ich versuche so gut wie möglich keinerlei Emotionen zu zeigen und da ich so etwas von meiner alten Familie her gewohnt bin, fällt es mir auch nicht wirklich schwer.
„Es sieht danach aus, als ob du heimlich mitten in der Nacht abhauen würdest, ohne etwas zu sagen."
Ihre Augen bohren sich in meine und immer noch liegt dieser zweifelnde Ausdruck in ihnen, als ob sie sich wünscht alles wäre nicht so, wie es wohl oder übel ist.
„Wieso fragst du mich etwas, wenn du die Antwort darauf schon kennst?" Frage ich kalt.
„Du willst uns im Stich lassen?" Stellt sie fassungslos fest und ihr verletzter Gesichtsausdruck schmerz mich so sehr.
Doch ich muss standhaft bleiben.
Für sie.
Auch wenn es mir das Herz bricht.
„Du willst deine Familie und dein Leben einfach so verlassen?" Fragt sie noch einmal nach und ich kann ihr die Enttäuschung deutlich ansehen.
Wütend über mich selbst, weil ich sie so sehr verletzen muss und weil ich mich hasse, für die schreckliche Lüge, die ich ihr als nächstes erzählen werde, zische ich: „Das hier ist nicht mein Leben. Es war es nie und wird es auch nie sein! Ich wollte so etwas nicht, es passt nicht zu mir den liebenden Ehemann und Vater zu spielen, ich kann diese Maskerade nicht länger aufrechterhalten."
Ich atme einmal kurz ein und fahre dann leiser fort, da diese Worte mir besonders schwer fallen. „Und ihr, du und diese Kinder, ihr seid nicht meine Familie!"
Kurz sah ich den Schmerz in ihren Augen, bevor sie ihren Kopf von mir abwendet.
„Familie bedeutet nicht immer nur Blutsverwandtschaft! Mit Familie sind die Menschen in deinem Leben gemeint, die dich auch in ihrem Leben haben wollen. Diejenigen, die dich so lieben und akzeptieren wie du bist!" Sagt sie und mir ist klar, dass sie damit vollkommen richtig liegt.
„Ich liebe dich Jayce und ich weiss gerade echt nicht, was dein Verhalten zu bedeuten hat, aber so wie du dich gerade benimmst, entspricht es ganz und gar nicht dem Mann, den ich so sehr liebe. Ich bitte dich, deine Entscheidung nochmal zu überdenken, nicht für mich, sondern für Dylan und Gracy.
Denn diese Kinder sind nicht einfach nur irgendwelche Kinder, Jayce. Sie sind unsere Kinder! Sie brauchen uns, sie brauchen dich. Sie haben schon mal ihre Eltern verloren. Du bist der einzige Vater den sie noch haben. Tu ihnen das nicht an..."
Gegen Ende wird ihre Stimme immer wie schwächer und ich sehe wie sich Tränen in ihren rehbraunen Augen sammeln.
Wieso muss sie es mir auch so schwer machen?
Mit jedem einzelnen Wort von ihr, zerbreche ich ein Stück mehr.
Ich atme einmal tief ein und aus und sehe der Liebe meines Lebens ein letztes Mal tief in die Augen.
„Es tut mir leid..." hauche ich, sodass sie es wahrscheinlich nicht einmal gehört hat.
Ich drehe mich ohne noch ein weiteres Wort zu sagen um.
Ich öffne die Tür, trete in die kühle Nachtluft hinaus und schliesse die Tür hinter mir wieder.
Mein Herz fühlt sie an, als ob es jemand in tausend kleine Teile zerschlagen hat und ich würde gerade nicht lieber tun, als wieder umzukehren und die Frau, die ich liebe, anzuflehen mir zu verzeihen und mich zurück zu nehmen. Doch das ist unmöglich.
Es gibt kein Zurück mehr und der Grund dafür sitzt, keine zehn Meter von mir entfernt, in einem dunkelblauen Sportwagen.

Das Kapitel kommt schon heute, da ich am Sonntag bereit in den Ferien bin und dort wahrscheinlich kein Internet haben werde. Da ich euch aber nicht länger als nötig warten lassen will, kommt es nun eben etwas früher als sonst.
Ich hoffe es gefällt euch.
Was haltet ihr von dem ganzen?
Wer ist der Grund, dass Jayce seine neue Familie verlassen muss?
Ich freue mich wie immer über jeden Kommentar ❤

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