Teil 29

5.1K 239 15
                                    

Teil 29

„Kein Problem, Süsse. Geh und finde deinen Mann, ich werde mich gut um die Kinder kümmern." Sagt Joy am anderen Ende der Leitung.
„Danke, du bist echt ein Engel!" Bedanke ich mich bei meiner besten Freundin.
Sie wird sich wie selbstverständlich für die ganzen nächsten zwei Wochen um Dylan und Gracy kümmern. Ich bin ihr so unendlich Dankbar! Ich habe ihr erzählt, dass ich mich auf die Suche nach Jayce machen werde, da ich eine Vermutung habe, wo er stecken könnte und dass es vielleicht doch einen anderen Grund hat, wieso er uns verlassen hat. Was ja auch der Wahrheit entspricht.
Nur das mit der geplanten Befreiungsaktion von seinem Vater und seinem Bruder aus dem Gefängnis, liess ich bei dabei weg. Sie muss ja nicht ganz alles wissen.
Ich bedanke mich nochmals bei ihr und beginne dann damit, für die nächsten zwei Wochen zu packen.
Vor einer halben Stunde ist Ian gegangen und ich werde ihn später am Flughafen wieder sehen, wenn wir gemeinsam nach Colorado fliegen werden, um dort nach Jayce zu suchen.
Ich habe noch genau drei Stunden, bis ich mich mit Ian treffe und davor muss ich noch die Zwillinge vom Kindergarten abholen gehen. Schnell gehe ich mich duschen, ziehe mir frische Kleidung an und verstaue danach meine fertig gepackte Tasche im Auto.
Mit nassen Haaren fahre ich zum Kindergarten.
Gerade rechtzeitig parke ich den Wagen vor dem Gebäude. Keine Minute später kommen Dylan und Gracy auch schon auf mich zu gelaufen.
„Hey ihr Süssen, na wie war euer Tag?" Frage ich sie, woraufhin sie mir während der ganzen Heimfahrt von ihren Erlebnissen im Kindergarten erzählen. Am Morgen wurde Dylan offenbar von einem Mädchen gehänselt, woraufhin ihn seine neue Freundin und Gracy sofort verteidigt haben. Der Rest ihres Tages verlief dann aber glücklicherweise angenehm. Sie haben alle gemeinsam gebastelt, gesungen und eine kleine Reise in den naheliegenden Wald unternommen.
Als wir einige Minuten später in unsere Strasse einfahren, parke ich vor Joys Haus.
„Ich habe euch etwas wichtiges mitzuteilen." Sage ich ernst und die Aufmerksamkeit der Kinder richtet sich auf mich. Gespannt warten sie auf meine nächsten Worte.
„Ich werde die nächsten zwei Wochen nicht hier sein und für diese Zeit wird sich Joy um euch kümmern." Sage ich ohne grosse Abschweifungen.
„Wo gehst du denn hin?" Fragt mich Dylan mit grossen Augen.
„Ich werde versuchen der Polizei zu helfen, euren Dad zu finden." Sage ich ihnen die Wahrheit. Wir haben ja gemerkt, was rauskommt, wenn ich lüge.
„Das heisst, er wird wieder zurück kommen?" Will Gracy voller Hoffnung wissen. Ich seufzte und streiche meiner Tochter eine Strähne, die sich aus ihrem Zopf gelöst hat, hinter ihr Ohr.
„Ich weiss es nicht mein Schatz, aber ich hoffe, dass wenn ich ihn finde, ich ihn davon überzeugen kann, dass wir nicht länger in Gefahr sind, sodass er zu uns zurück kommen kann."
Ich kann und werde meinen Kindern keine Versprechen mehr geben, bei denen ich nicht weiss, ob ich sie auch wirklich einhalten kann.
Verstehend nicken die Zwillinge und fallen mir dann beide um den Hals. Ich lege meine Arme um sie und drücke sie fest an mich.
„Finde Dad, bitte." Bittet mich Dylan leise und ich fahre ihm tröstend über die Haare.
„Ich werde alles versuchen, das verspreche ich dir!" Versichere ich ihm.
Nach einer Weile lösen wir uns wieder voneinander, da ich auch langsam los muss, um meinen Flieger nicht noch zu verpassen.
„Machts gut Kinder und seid brav! Ich habe euch beide so unglaublich lieb, vergesst das nie!" Sie umarmen mich beide noch ein letztes Mal.
„Ich haben dich auch ganz doll lieb, Mom." Sagen sie genau gleichzeitig und ich musste schmunzeln.
Ich gebe ihnen noch einen kleinen Kuss auf die Stirn bevor sie sich umdrehen und auf Joys Haus zulaufen. Auch ich steige schweren Herzens ins Auto und warte dann von dort aus, bis die Kinder in Joys Haus verschwunden sind. Ich winke meiner besten Freundin, die die Tür geöffnet hat, noch kurz zum Abschied und fahre dann los.
Genau pünktlich komme ich am Flughafen an. Ich sehe Ian schon von weitem in der Eingangshalle warten und laufe zielstrebig auf ihn zu.

Verspannt strecke ich mich, während Ian und ich das Flugzeug verlassen.
Als wir endlich die ganzen Sicherheitsvorkehrungen des Flughafens überstanden haben, stehen wir draussen und warten auf den Agent, der uns abholen soll.
Es ist ein regnerischer Tag. Die Wolken bedecken den gesamten Himmel und ein kalter Wind zerzaust immer wieder meine Haare. Genervt streiche ich mir erneut eine Haarsträhne, die mir ins Gesicht geweht wurde, zurück hinter mein Ohr.
Gerade als ich Ian fragen will, wann dieser Agent, der unser Chauffeur spielen muss, endlich kommt, rasst ein schwarzer BMW um die Ecke und bleibt mit quietschenden Reifen genau vor uns stehen.
Keine Sekunde nachdem der Wagen zum Stillstand gekommen ist, werden die dunkel getönten Scheiben heruntergefahren.
„Detectiv Johnson? Ich bin Special Agent Baker, ich soll sie und ihre Begleitung, Mrs Winston, hier abholen." Sagte eine hübsche, blonde Frau zu uns. Ian beugt sich etwas herunter, damit er besser durchs Fenster sehen kann.
„Schön sie kennenzulernen Special Agent Baker und danke, dass sie für uns die Mitfahrgelegenheit spielen." Sagte er mit einem freundlichen Lächeln.
„Nichts zu danken, ihr könnt die Koffer hinten verstauen." Meint sie und deutet hinter sich auf den Kofferraum.
Ian nickt verstehen und legt unser Gepäck in den Kofferraum. Währenddessen steige ich schon mal ein und schnalle mich ganz aus Gewohnheit auch gleich an.
„Sie sind die Frau von Morris?" Fragt mich die Blondine. „Eh ja, also so was in der Art. Eigentlich sind wir ja nur wegen dem Zeugenschutzprogramm verheiratet..." antworte ich und meine Stimme wird zum Ende hin immer wie leiser.
„Aber sie lieben ihn trotzdem, als hättet ihr eine echte Beziehung geführt, wie jedes andere glückliche Paar auch und ihr dann schlussendlich aus Liebe zueinander geheiratet habt." Verblüfft sehe ich sie an und nicke. Woher weiss sie das?
„Keine Sorge, wir werden ihren Mann finden und das hoffentlich bevor er sich strafbar gemacht hat." Meinte sich und zwinkert mir lächelnd zu.
Ich mag sie, ihre offene und direkte Art ist sehr erfrischend. Die Tür zur Rückbank öffnet sich und Ian setzt sich in den Wagen.
„Gut, jetzt wo alle da sind, können wir ja losfahren. Ach und ich steh nicht so auf Formalitäten, nennt mich doch einfach Nicki." Sagt sie und drückt aufs Pedal.

Sowohl Ian als auch ich springen förmlich aus dem Auto, kaum dass es wieder angehalten hat.
Ich muss den Drang unterdrücken auf die Knie zu fallen und vor lauter Erleichterung, dass ich bei dieser Autofahrt nicht gestorben bin, den sicheren Boden unter meinen Füssen zu küssen.
Ich habe keine Ahnung, wie Special Agent Nicki Baker ihren Führerschein bestehen konnte oder wie sie es geschafft hat, ihn zu behalten.
Sie fährt schlimmer als ein betrunkener Italiener, der mit seiner hochschwangeren Frau möglichst schnell durch den dichtesten Verkehr zum Krankenhaus fahren muss.
Und das ist noch eine totale Untertreibung!
Diese blonde Frau, die aussieht wie ein Engel, fährt wie der Teufel höchstpersönlich!
Als ich mich wieder einigermassen gefasst habe, werfe ich einen kurzen Blick zu Ian, um zu sehen, wie es ihm geht. Er ist immer noch leicht grün im Gesicht und stützt sich ein wenig an einem Baum ab.
Nicki kommt mit dem Autoschlüssel, den sie um ihren Zeigefinger wirbeln lässt, fröhlich pfeifend auf uns zu.
Sobald sie unsere verstörten Gesichter sieht, bleibt sie verwundert stehen.
„Was ist den mit euch los?" Fragt sie und zieht dabei verwirrt die Augenbrauen zusammen.
„Am besten wir sprechen nicht weiter darüber und machen uns an die Arbeit." Murmelt Ian und geht langsam in Richtung des grauen Gebäudes.
„Das nennt man Verdrängung, Ian." Rufe ich ihm hinterher.
„Was verdrängt er denn?" Fragt mich Nicki noch viel verwirrter als zuvor.
„Nichts, nichts nur ein kleines Trauma." Winke ich ab und Nicki zuckt nur mit den Schulter. Danach gehen wir zusammen zum Gebäude in dem Ian verschwunden ist.
Wir betreten die grosse Eingangshalle, wo Ian und eine etwas ältere Dame stehen und wild miteinander diskutieren.
„Ich glaubs einfach nicht, dass man das Ihnen überhaupt erlaubt hat!" Ruft sie und wirft ihre Arme in die Luft.
„Glauben Sie mir Chef, ich bin auch nicht gerade begeistert davon." Meint er kühl.
„Alles inkompetente Vollidioten, sowohl in New York als auch in Los Angeles!" Seufzt die Frau und massiert entnervt ihre Schläfen mit ihren Fingerspitzen.
„Das ist unser Chef Meyer. Sie ist nicht gerade ne angenehme Persönlichkeit, wenn sie wütend ist." Erklärt mir Nicki leise und deutet in die Richtung der grauhaarigen, etwa sechzig jährigen Frau.
Als ob sie ihren Namen gehört hätte, dreht sie sich plötzlich zu uns um.
„Sie sind in dem Fall Sophia Lancaster." Meint sie und sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Ja, genau." Bestätige ich und gehe auf sie zu, um ihr die Hand zu schütteln. Sie ignoriert meine ausgestreckte Hand jedoch einfach und widmet sich wieder an Ian.
„Gut, hören Sie mir jetzt genau zu. Sie haben diese Frau mitgebracht und Sie sind auch für sie verantwortlich! Sie soll eine Unterstützung sein, also sorgen Sie dafür, dass sie nicht zu einer Belastung wird."
Ian nickt und grimmige Frau macht auf dem Absatz kehr und marschiert davon. Nach einigen Metern bleibt Meyer jedoch noch einmal stehen und dreht sich wieder um.
„Sollt ihr etwas passieren, wirft dass ein schlechtes Bild auf uns alle und da Sie jegliche Verantwortung übernehmen, würde das dass Ende Ihrer Karriere bedeuten. Ich hoffe Sie haben das verstanden, Detectiv Johnson." Erneut nickt Ian und sie verschwindet mit eiligen Schritten hinter der nächsten Ecke.
Ein schlechte Gewissen breitet sich in mir aus. Nur weil ich ihn dazu gedrängt habe, hat er jetzt noch zusätzliche Mühen und geht sogar das Risiko ein, seinen Job zu verlieren.
„Ian..." beginne ich, als er zu uns kommt.
„Nein schon gut, du brauchst dir darum keine Gedanken zu machen oder so. Ich wusste worauf ich mich einlasse und immerhin kann ich somit noch mehr Zeit mit dir verbringen." Meinte er lächelnd.
„Nein Ian. Es tut mir wirklich leid! Ich habe nicht nachgedacht oder anders gesagt: Ich habe nur an mich gedacht. Ich konnte es einfach nicht länger aushalten, nichts zu tun und jetzt musst du die Konsequenzen dafür tragen."
Er legt seine Hände an meine Wangen und dreht meinen Kopf so, dass ich ihn ansehen muss.
„Es ist alles in Ordnung. Ich verstehe, wieso du mitgekommen bist. Ich hätte genau das selbe gemacht." Er lässt mein Gesicht los und mustert mich nachdenklich.
„Ich glaub es ist besser, wenn wir dich hier immer noch mit deinem Decknamen ansprechen, wir wollen ja nicht auch noch Stefan Pisanis Männer am Hals haben." Meinte er und wendet sich dann an Nicki.
„Könntest du Kaitlyn etwas herumführen, während ich noch was erledigen muss?" Fragt er sie und sie stimmt nickend zu. Nach einer kurzen Verabschiedung dreht Ian sich um und geht.
„Gut, dann zeig ich dir mal, wies hier so läuft." Sagt Nicki lächelnd und hackt sie bei mir ein.

Im Moment ist die Geschichte zwar nich soo spanend aber ich hoffe trotzdem, dass das Kapitel euch gefallen hat.
Alle Kommentare und Votes sind wie immer sehr erwünscht 😘

My new lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt