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Als ich den Menschen sah, der sich zu mir gesellt hatte, waren irgendwie alle meine Gedanken verschwunden. Ich konnte mich nicht mal mehr erinnern, was ich gerade eben dachte, denn der lächelnde Jungkook hatte mich komplett aus meinem Konzept gebracht. Dies passierte mir echt nicht oft. Langsam begann sein glückliches Gesicht sich in ein fragendes zu verwandeln. Anscheinend musste ich ihn wie ein Bahnhof angestarrt haben.

„Ist was?", fragte er. Nach ein paar Mal Zwinkern kam ich wieder zu mir und sah Jungkook nun nicht mehr an.

Ich ließ mir schnell irgendeine Antwort einfallen: „Eh nein. Was sollte denn sein?"

„Ach egal.", meinte er nun. Gut dann hätten wir mal dieses eigenartige Aufeinandertreffen geklärt.

Jungkook begann ein Gespräch mit mir zu führen: „Du Tae..."

„Hm?", antwortete ich.

„Könntest du mir vielleicht heute die Stadt ein bisschen zeigen?"

Er sah mir mit seinen fast schwarzen Kulleraugen in die Seele. Wie kann man bitte bei diesem Hundeblick nein sagen? Eigentlich wollte ich ja nichts mit ihm unternehmen...sollte ich auf eine Freundschaft mit ihm eingehen?

Nach einigen Sekunden Nachdenkzeit willigte ich ein: „Na gut, Jungkook. Ich kann dich gerne herumführen, aber ich zeige dir nur einen Ort, ok?".

Er nickte und nahm meine Anforderung zur Kenntnis. „Tae, kannst du mich bitte Kookie nennen? Freunde geben sich doch Spitznamen oder?"

Er starrte mich mit einem breiten Grinsen an. Wow, er sah mich wirklich als seinen Freund. Immerhin war es erst der zweite Schultag und wir kannten uns kaum. Sollte ich ihm wirklich vertrauen und mit ihm befreundet sein? Ich war mir immer noch nicht einig, wie es weiter gehen sollte.

Letztendlich willigte ich ein und antwortete: „Klar Kookie." Jungkook strahlte jetzt nur noch mehr. Dieser Junge war viel zu optimistisch. Immerhin begann gleich die Schule und nervige Lehrer würden uns vollnörgeln.

Mit dem Gedanken stand ich auf und putze mein Gewand ab, da ich nicht wollte, dass irgendwelche Grashalme auf meiner Hose klebten. Ich streckte Jungkook die Hand hin und sagte: „Komm steh auf. Wir sollten rein gehen, bevor es noch läutet und wir gleich am zweiten Tag Ärger bekommen."

Er nickte und griff nach meiner Hand. Gemeinsam gingen wir nun in die Klasse und setzten uns hin. Uns erwarteten nervige Stunden. In der ersten Stunde hatten wir erneut die Stöckelschuh-Frau, welche sich als unser Klassenvorstand herausstellte. Danach kam ein etwas kleinerer, ca. 60 Jahre alter Mann in unsere Klasse, welcher anscheinend unser Mathelehrer war. Müsste ich den Typen einschätzen, wäre er höchstens 1,48m groß. Mir kam es so vor, als würde diese Stunde nie zu einem Ende kommen. Er redete durchgehend darüber, wie wichtig mathematische Grundkenntnisse waren, und dass man diese für sein ganzes Leben brauchen würde. Wer kennt diese Lehrer nicht? Als Mister Ich-bin-nur-maximal-1,48-groß endlich mit seinem Gequatsche fertig war, hatten wir eine 15 minütige Pause.

Ich ging raus aus dem Klassenzimmer und sah mich im Schulgebäude um. Es war riesig im Gegensatz zu meiner alten Schule. Schon allein, dass dieses Gebäude 5 Stockwerke und zwei Keller hatte, war beeindruckend. Hingegen meine alte Schule hatte einen Stock und hatte ansonsten nichts außer einem kleinen Eingangssaal. Es gab nicht einmal ein richtiges Buffet, wo man sich etwas in den Pausen zu Essen hätte kaufen können.

Ich schlenderte schon die ganze Zeit durch die breiten Gänge, als plötzlich eine Alarm ähnliche Sirene zu heulen begann. Im ersten Moment konnte ich nicht begreifen, was gerade passierte, doch ich konnte einen verbrannten Geruch wahrnehmen und hörte Schüler „Feuer!" schreien. Daher folgte ich der Menge hinaus aus der Schule.

Ich wollte sichergehen, dass Jungkook auch hier war, doch ich konnte ihn nicht finden. Als ich eine Lehrerin fragte, gab diese mir nur zur Antwort: „Tut mir leid. Es scheint als wäre ihr Freund noch in der Schule. Leider können wir ihn nicht retten, da sich das Feuer zu weit ausgebreitet hat und alle Wege zum zweiten Geschoss versperrt sind. Bitte warten sie auf die Feuerwehr und bewahren sie Ruhe!"

Ich konnte es nicht fassen. Jungkook war da noch drinnen? Ich blickte auf das Schulgebäude und konnte sehen, wie das zweite Stockwerk in Flammen stand. Verdammt, unsere Klasse war dort. Bis sie Jungkook retten könnten, wäre es wahrscheinlich schon zu spät! Ich nahm mir meinen ganzen Mut zusammen und lief erneut in die Schule. Ich hörte noch leise ein „HALT! Bleiben sie hier!" nach mir rufen, doch ich rannte weiter, schnurstracks in das brennende Gebäude. Ich lief die Treppen hoch und sprintete zu meiner Klasse.

„JUNGKOOK?? BIST DU HIER?", schrie ich.

Ich konnte nur ein leises „T-Taehyung? Was machst du hier? " hören.

Ich erstarrte kurz bei dem Anblick. Jungkook lag auf dem Boden und war unter einem Masten begraben.

„Warte Jungkook. Ich hol dich hier raus!"

Er sah mich an und sagte: „Nein! Was tust du hier? Du gefährdest dein Leben für mich? Mach dass du hier raus kommst! Es ist sowieso zu spät für mich!!"

Ich trat neben Jungkook und versuchte mit aller Kraft den Mast aufzuheben. Dieser wiegte gefühlt so viel wie ein Auto. Erstaunlicher Weise schaffte  ich es ihn hochzuheben und Jungkook konnte sich mit letzte Kraft auf die Seite ziehen. Ich ließ den schweren Brocken wieder fallen und kam auf ihn zu und wollte diesem aufhelfen. Er sah mich an und sagte dann: „Tae, deine Augen...sie sind Rot."

Demon | 뷔국/뷔민 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt