Girlstalk

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Im Gryffindor-Mädchenschlafsaal war es dunkel. Die Vorhänge waren zugezogen, kein einziger Sonnenstrahl fiel ins Zimmer.
Als Mulan und Anna herein kamen, traten sie in Süßigkeitenverpackungen, die leise raschelten. Mit einem vielsagenden Blick sahen sich die beiden Freundinnen an.

Leise schlichen sich Mulan zu den Vorhängen und Anna zu Meridas Bett. Auch bei diesem waren die Vorhänge zugezogen. Beide rissen die vom Bett und die von den Fenstern gleichzeitig auf.

"IEEEEK!", machte es und ein roter wuscheliger Haarschopf verkrümelte sich unter seine Decke. Aber auch die zog Anna ihr weg.

"Raus aus den Federn, die Sonne lacht, heute ist ein toller Tag!", rief sie. Merida war ein Kissen nach ihr. Sie traf Anna ins Gesicht.
Mürrisch sah sie den Haufen an Decke an, unter der sich Merida nun wieder versteckte.

"Okay, wer nicht hören will....", sagte Anna und kickte sie mit finsterem Gesichtsausdruck aus dem Bett. Mulan verzog das Gesicht, als sie den schmerzhaften Aufprall und das "Argh!" hörte.
"Tja, wer meine Schokolade isst...", erklärte Anna und zuckte nur teilnahmslos mit den Schultern.

Merida rappelte sich auf und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase. "Lasst mich in Ruhe", nuschelte sie. Ihre blauen Augen waren blutunterlaufen und geschwollen. Sie schien die ganze Nacht geweint zu haben. In ihrem Mundwinkel war noch ein wenig Schokolade zu sehen und Meridas Nase war so rot, dass man sie hätte Rudolph nennen können.

Sie wirkte kraftlos, als sie sich zurück aufs Bett setzte, in ihrem Arm ein Stoffpferd. Mulan und Anna tauschten besorgte Blicke. Dann setzte sich Anna zu ihrer Freundin.
"Hast du denn mal mit ihm geredet? Vielleicht hat Jack ja einen Grund dafür. Wenn ihr drüber redet, könnte sich das doch alles klären, oder meinst du nicht?", fragte sie und legte Merida eine Hand auf die Schulter. Mulan nickte, als sie sich dazu setzte.

Merida schniefte. "Er zeigt mir jetzt schon seit zwei Wochen die kalte Schulter. Immer, wenn ich mit ihm reden möchte, wechselt er abrupt die Richtung und geht mir aus dem Weg. Ich komme doch gar nicht dazu, mit ihm zu reden", sagte sie mit gebrochener und zittriger Stimme. Man merkte ihr die Schluchzer von letzter Nacht, die Mulan und Anna auch gehört hatten, immer noch an.

"Weißt du, Shang ist auch manchmal so. Er ist gerne die beleidigte Diva, wenn ich was gemacht oder gesagt habe, was ihn verärgert hat. Dann muss man eben manchmal diejenige sein, die dem Typen zeigt, wer die Eier hat und ihn zwingen, zu reden", erklärte Mulan.
"Und wenn hier einer Mumm hat, dann bist das du, Mer", sie nahm ihre beste Freundin fest in den Arm. Erst tat Merida gar nichts, dann schlang sie die Arme um die zierliche Chinesin und drückte sie fest an sich.

"Wenn das nur bei Hans so leicht gehen würde. Aber ich weiß genau, dass ich in seiner Nähe immer so weich um die Knie werde", fing Anna an. Merida wischte sich über die Augen und warf ihr einen skeptischen Blick zu.
"Ich weiß gar nicht, was du an diesem Unterwäschemodel findest. Der ist schleimiger als 'ne Nacktschnecke und so falsch, dass das Slytherinwappentier ein Familienmitgleid von ihm sein könnte", sagte Merida mit einem abfälligen Gesichtsausdruck.

"Außerdem hat er eine Vorliebe dafür uns, vor allem mich, mit Klatschern abzuschießen", murrte sie. Mulan nickte. "Und er hat was gegen Muggelgeborene. Hallo? Ich bin auch eine, also mal im Ernst", sie schüttelte den Kopf. "Such dir lieber wen anständiges."

Anna verschränkte beleidigt die Arme. "Ihr hört euch an wie meine Schwester. Die sagt das auch immer."
"Naja, Elsa ist halt schlau. Sie ist nicht umsonst eine Ravenclaw", erwiderte Merida und lächelte verschmitzt.

"HEY! Du hast gelächelt!", rief Anna strahelnd und zeigte in Meridas Gesicht.
"Ja, ja, hab ich. Krieg dich wieder ein", murmelte sie.
"Komm schon, steh auf und mach dich fertig. Wenn du Glück hast, schaffen wir es noch zu Verteidigung gegen die Dunkeln Künste", Mulan zog Merida aus ihrem Bett. Sie hatte schon die Hälfte des Unterrichts von heute verpasst.

Es war zwar nur Zaubertränke und Verwandlung gewesen, aber es tat schon weh, Professor Maoi zu enttäuschen.

Merida tat wie ihr gehießen und zog sich ihre Schuluniform an. Außerdem kämmte sie ihre Haare, was sie äußerst selten tat und steckte sie zu einem sehr unordentlichen Dutt zusammen. Mit ein wenig ausgeborgtem Make-up von Anna überdeckte sie ihre geschwollenen Augen und ging dann mit ihren Freundinnen zum Unterricht.

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Bunnymund saß, eine Karotte essend, am Lehrerpult, die Beine auf dem Tisch platziert und blätterte in der Anwesenheitsliste.
"Okay, da wir fast alle da sind... können wir beginnen. Miss Hofferson, Miss Corona. Ihre Parnter sind auf Grund von medizinischen Notfällen nicht anwesend, deswegen werden Sie zusammen bis auf weiteres üben. ÜBERRASCHUNG, wir haben heute Besuch von den 6-Klässlern. Sie werden heute Zeit bekommen, für Ihre Prüfungen zu üben. Seien Sie möglichst nicht sanft", kündigte Bunnymund an.

Die Tür schwang auf und 17 plappernde 6-Klässler tapperten in den Raum. Meridas Herz rutschte ihr wieder in die Hose und sie bekam einen Kloß im Hals, als sie sah, wie Jack mit Mavis redend durch die Tür kam. Mavis hatte sich bei Jack untergehakt und sie schienen sich prächtig zu verstehen.

Die rothaarige Gryffindor wendete ihren Blick ab und schlang die Arme um ihre Mitte. Urplötzlich gefiel ihr der Rat von Mulan, mit Jack zu reden, nicht mehr. Im Gegenteil, sie wollte kein Wort mehr mit ihm wechseln. Er hatte ja wen besseres gefunden. Wenn er mit Mavis zusammen sein wollte, dann sollte er doch.

"Nun macht schon und findet euch in euren Team zusammen", hetzte Bunnymund und ging auf Jack zu, der sich nicht um die Worte des Professors zu kümmern schien.

"Hey, Keule. Ich sagte in Teams zusammen finden und so weit ich mich erinnern konnte, sind Sie nicht in einem Team mit Miss Dracula sondern mit Miss Dun'Broch. Diese jene steht dort drüben", er deutete mit dem Daumen hinter sich. "Ich wäre vorsichtig, Frost, sie scheint heute nicht bei bester Laune zu sein." Damit drehte sich Bunnymund um und ging.

Als er den Blick frei auf Merida machte, stand sie dort. Sie hatte die Arme verschränkt und starrte Jack mit einem Blick an, der sogar Medusa Angst eingejagt hätte.

Er zog seinen Zauberstab, wollte gerade was sagen, da sagte Merida mit einer eiskalten Betonung:"Langlock."

Jacks Zunge klebte an seinem Gaumen. Unfähig nur ein einziges Wort zu sagen und vor Verwirrung so irritiert, dass er vergaß, dass er auch ungesagte Zauber verwenden konnte, entwaffnete Merida Jack mit Expelliarmus und beendete somit das Duell.

Wenn man Jack fragen würde, weshalb er dieses Mal so unglaublich schlecht in einem Duell war, in seinem besten Fach, dann würde er wahrscheinlich sagen, er habe auch seine schlechten Tage.

Die Wahrheit jedoch sah anders aus. Als er Merida sah war das erste, was ihm auffiel, nicht die zusammengebundenen Haare oder das gepflegte Aussehen...

Es waren ihre Augen. Denn egal, wie viel Make-up Merida verwendet hatte, die Rötung im und um die Augen herum hatte Jack doch sofort erkannt.
Und dass er sie so verletzt hatte, traf ihn härter, als jeder Zauber es hätte tun können.

Er nahm sich vor, das in Ordnung zu bringen und sich mit Merida auszusprechen, doch dazu sollte es nicht mehr kommen.

That's HogwartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt