Warnung

47 5 2
                                    

Merida konnte gerade noch das Fenster schließen, aus dem sie Jack hinausgestoßen hatte, da betrat Pitch ihr Zimmer.

"Ich habe Stimmen gehört", erklärte er und sah sich misstrauisch im Raum um. Merida, die vor dem Fenster stand, zuckte unschuldig mit den Schultern. "Ach echt? Ich habe nur Selbstgespräche geführt", sagte sie scheinheilig und legte ihren Kopf schief. Ihr Vater runzelte ungläubig die Stirn.

"Ist das so?", fragte er. "Und worüber hast du dich mit dir selbst unterhalten?"

"Nur darüber, dass ich nicht glauben konnte, dass Frost und die anderen hier angetanzt sind", antwortete sie trotzig.

Pitch nickte langsam. "Diese Gestalten brauchen dir bald keine Sorgen mehr machen. Schon bereits morgen Abend wird Hogwarts uns gehören. Und nach Hogwarts ist das Ministerium ein Kinderspiel. Jadis wird alles einleiten. Immerhin hat sie als Zaubereiministerin bereits die perfekte Position inne, um alles in die Wege zu leiten", berichtete er ihr, während er auf die rothaarige Gryffindor zuschritt.

"Weißt du, es hat mich ziemlich überrascht, dass mein eigen Fleisch und Blut in das jämmerlichste aller Häuser gekommen ist. Nicht einmal Hufflepuff wäre so schlimm gewesen wie Gryffindor. Aber wie es aussieht habe ich trotzdem allen Grund, stolz auf dich zu sein." Sanft streichelte der große, schlacksige, völlig in schwarz gekleidete Mann Merida über den Kopf.

Sie antwortete nichts. Sie sah ihn einfach nur an. Ihre Augen, die nun in einem leichten hellrot glühten, waren ausdruckslos.

"Leg dich jetzt schlafen, du wirst morgen all deine Kraft brauchen", wies ihr Vater sie an und verließ dann den Raum.

Morgen war also ein Angriff auf Hogwarts geplant. Sie dachte an ihre Freunde. Hicks, Rapunzel, Mulan, Elsa, Anna, Vaiana, Astrid...und am meisten an Jack. Sie würden eine Übernahme der Schule nicht überstehen.

Nicht bei den kommenden Lehrern.

Ihre Zeit in dieser Hütte war von grausamen Unterhaltungen und schrecklichen Plänen gespickt. Bei den ganzen Erzählungen wusste Merida ganz genau, dass es umso fürchterlicher wurde, wenn Ursula, Yzma, Cruella, Hades, Jadis, Randall und Hans im Schloss das Sagen haben würden.

Da wäre der Cruciatus, Cruellas liebster Zauber, noch das schwächste, was sie alle erwarten würde.

Das konnte Mer unmöglich zulassen, doch wie sollte sie ihre Freunde warnen? Schnell stieß sie wieder das Fenster auf, um zu sehen, ob Jack noch draußen vor der Hütte herumlungerte, doch er war fort. Sie musste doch was tun. Auch wenn sie sich nie wieder im Schloss blicken lassen konnte.

Verzweifelt ließ sie sich auf ihrem Bett nieder. Wie sollten Hicks, Punzie oder Mulan sie je wieder akzeptieren, wenn sie doch die Tochter des nun gefürchtetsten Zauberer der Welt war? Niemand würde wieder etwas mit ihr zu tun haben wollen!

Plötzlich fiel ihr was ein. In einem Buch hatte sie etwas von einem Denkarium gelesen und von dem Zauber, wie man Erinnerungen aus dem Gedächtnis extrahieren kann. In einem Regal in der Ecke des Raumes lag ihr Zauberstab sowie eine Phiole, mit der sie die Erinnerung des Gespräches auffing.

"Hoffentlich klappt das", murmelte sie zu sich selbst. Ein Blick zum Fenster. Ja, es stand noch weit offen.

"Expecto Patronum", wisperte die Fünftklässlerin. Ein großer Schwarzbär tauchte vor ihr auf, völlig bestehend aus blauem und silbrigem Licht.
"Bring das zu Merlin", wies sie das Tier an, gab ihm das Reagenzglas und beobachtete, wie es zum Irrlicht wurde und mit ihrer Erinnerung verschwand.

______________________

Als Jack zurück im Schlafsaal angekommen war, saß Aladdin auf seinem Bett und starrte ihn aus der Dunkelheit herraus an.

"Wo warst du, alter?", fragte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Jack machte einen Satz zur Seite und hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht zu schreien. "Man, erschreck mich nicht so", zischte der Junge und schnaubte.

"Ich...brauchte Frische Luft...", log er schließlich.
"Jaja, erzähl das deinen Frisör", erwiderte Aladdin ungläubig und zog fordernd eine Braue in die Höhe.

"Okay, fein, ich war bei der Hütte im Wald hinter Hogsmead. Ich wollte Merida sehen", murmelte Jack kleinlaut.

"Wie ist es gelaufen?"

"Sie wird wieder kommen!"
"Noch sehe ich sie nicht."
"Naja...", Jack kratzte sich den Hinterkopf. "Merida dachte, ich hätte nur mit ihr gespielt"; sagte er seufztend und ließ sich neben Al auf das Bett fallen.
"Hast du es nicht?"

"Man, natürlich nicht!", fuhr Jack ihn an. Abwehrend hob Al seine Hände.
"Sorry, Dude, wirkte halt so, weil du ihr die kalte Schulter gezeigt hast."

Seufzend vergrub Jack das Gesicht in seinen Händen. "Ich weiß, das war auch ihr Argument. Aber ich weiß, dass sie mir geglaubt hat! Sie wird wieder zu Sinnen kommen!"

Auf einmal wurde die Tür aufgerissen und Astrid stürmte in den Jungenschlafsaal.
"Wir sollen sofort in die Große Halle!", rief sie den Jungs zu, dann verschwand sie wieder.

Al und Jack tauschten einen fragenden Blick, dann rannten sie der blonden Slytherin hinterher.

In der Großen Halle hatten sich schon die anderen Schüler versammelt. Hicks, Vaiana und Rapunzel warfen Jack, Al, Jim und Astrid einen Blick zu, als sie mit Mavis die Raum betraten. Sie sahen genau so fragend aus, wie der Rest der Belegschaft.

Nachdem sich die Gruppe an den Slytherintisch gesetzt hatte, trat Merlin hinter das Rednerpult. Die Eule breitete ihre Flügel aus, um anzuzeigen, dass jetzt Ruhe herrschen sollte.

"Liebe Schüler, ich bedauere es zutiefst, euch in einer so ruhigen Nacht aus dem Schlaf reißen zu müssen. Doch ich habe eine Nachricht erhalten, dass Hogwarts angegriffen werden soll. Da das schon morgen passieren soll, bleibt mir leider keine Zeit, euch nach Hause zu schicken, deswegen müssen umdisponieren. Die jüngeren Jahrgänge, also die Erst- bis Viertklässler, werden von Professor Flora, Madam Tanana und Professor Doppler im Kerker beschützt. Es tut mir wirklich Leid, aber die höheren Jahrgänge müssen dabei helfen, das Schloss zu sichern..."

Merlin faltete die Hände und blickte über den Rand seiner Brille.

"Es kommen schwere Zeiten auf uns zu."

That's HogwartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt