23. Kapitel

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"Wer war der Mann?"

Ich sehe auf und warte geduldig, während Louis die Sachen aufsammelt, die vom Regal gefallen sind, als er gegen getreten hat. Ich sitze noch immer auf dem Bett, meine Tränen haben mittlerweile gestoppt. "Er ...", setzt er an und fährt sich wieder durch die Haare. "Mein Dad. Er ist mein Dad." Jetzt verstehe ich absolut gar nichts mehr. "Das musst du mir erklären." Es scheint ihm nicht zu fallen, das sehe ich ihm an. "Louis, warum ist dein Vater hier und ..." Und dann zähle ich selbstständig eins und eins zusammen. "Moment, ist er etwa-" "Das Hotel gehört meinen Eltern, ja." Diese Information muss mein Gehirn erstmal verarbeiten. "Okay ... was?! Deinen Eltern gehört ein Hotel? Wow, das ist ..." "Um genau zu sein 18." "18?" "Ja. 18 Hotels in Wales und England." Ich schließe die Augen und schüttle den Kopf. "Das wusste ich nicht." Er fährt herum und sieht mich endlich an. "Natürlich wusstest du es nicht, Harry! Du weißt gar nichts über mich!" Wow. Das hat gesessen.

Zitternd stehe ich auf. Louis sieht mich an. Dann wird sein Blick weicher. "Ich wollte nicht laut werden, tut mir leid." Er zieht mich hinunter zum Bett. "Ich komme nicht gut mit meiner Familie aus. Und deshalb wäre ich dir dankbar, wenn du keine Fragen stellst, was sie betrifft. Können wir uns darauf einigen?" Er nimmt meine Hand und hält sie. Ich nicke. Er seufzt. "Nick doch nicht immer bloß. Sag 'Ja, einverstanden' oder sowas." Schmunzelnd beiße ich auf meine Wange. "Einverstanden."

Wir gehen zusammen zum Abendessen. Dieses Mal sitzen wir zusammen an einem Tisch. Alleine. "Also, wir haben heute Abend eine Kinonacht?", frage ich scherzhaft und sehe ihm beim Essen zu. Aber ihm fallen die Erbsen aus dem Mund. "Wir?!" Ich lehne mich zurück. "Ellie hat mich heute Mittag eingeladen. Warum hast du mir nichts erzählt?" Sein Blick wird wild und er sieht zu den anderen rüber. "Hör zu, lass uns-lass uns heute Abend was zusammen machen. Nur wir zwei. Ohne die anderen, okay?" Mit zitternder Hand nimmt er meine in seine und sieht mich mit gläsernen Augen an. Er ist in Panik. Er tut mir so leid, ich will ihn so nicht sehen. Ich lehne mich vor und lege meine Hand an seine Wange. "Hey, alles ist in Ordnung. Ich weiß, dass du die anderen nicht magst. Ich will nicht, dass du dich schlecht fühlst. Tun wir, was immer du willst." Meine Worte scheinen ihn zu beruhigen. Und das beruhigt mich. Er schenkt mir ein Lächeln.

Es ist kurz vor halb sieben. Louis und ich sind am Strand verabredet. Ich gehe noch kurz zu meinem Zimmer, ich will nochmal mit Felix reden.

Ich klopfe und er macht die Tür auf. Als er mich sieht, zieht er mich rein. "Harry, wie geht's dir?" Seine Frage kommt überraschend. "Mir? Mir geht es bestens. Wie geht es-" "Wo ist Louis?" Ich atme hörbar aus, antworte ihm aber. "Sag mir erst, warum und wer dich verprügelt hat." Er sieht mich eindringlich an. "Wo ist er." Ich kneife die Augen zusammen, gebe aber nach. "Er ist schon am Strand. Wir wollen ... den Abend zusammen verbringen." Mit einem ironischen Lachen wendet er sich ab. Ich sehe ihm nach. "Harry, du ... Herrgott nochmal, ich kann das nicht mehr. Pass auf. Geh zu Ellie. Geh zu diesem 'Filmeabend'. Sieh es dir an. Und dann weißt du, wer mich verprügelt hat. Dann weißt du, warum ich, Nico und andere dich gewarnt haben. Und dann ..." Er macht eine kurze Pause. "Dann wirst du zu mir kommen und ich werde dich trösten. Denn es wird dich zerreisen."

Wie gelähmt gehe ich den Flur runter. Was meint Felix nur? Was erwartet mich? Meine Hände zittern noch mehr. Ich fühl mich wie damals, als ich das erste Mal in die Klasse gekommen bin. Furchtbar.

Gelächter ist aus diesem Zimmer zu hören. Ich höre Daylson. Ich höre Ellie. Ich höre ... Louis?

"Sieh' dir die ganzen Farben an..."

Moment mal ... war das meine ...

Ich platze in das Zimmer. Ein paar Schüler sitzen auf den Betten, vor ihnen ein Beamer, der auf die weiße Wand ein Video wirft. Ein Video. Ein Video.

Das Video.

Da ist Louis. Und da bin ich.

Ich sacke auf dem Boden zusammen. Das kann nicht wirklich passieren.

"Hey, da ist ja der Hauptdarsteller!" Daylson steht auf und zieht mich auf die Beine. Ellie klatscht mir zu. Aber alle anderen sind bloß still und starren mich an. "Komm, setz dich, mach's dir bequem." Ich tue, was er mir sagt. Mein Verstand ist abgeschaltet. Ich kann nicht mehr freiwillig handeln. Ich höre mich und Louis im Hintergrund reden. Und dann höre ich mich stöhnen. Laut.

"Popcorn?", bietet Ellie mir an. Ich schüttle langsam den Kopf. "Leute, macht das aus ...", murmelt Nico leise und dreht sich von dem Video weg. "Jetzt, wo es spannend wird? Niemals!", quiekt die Brünette. "Louis hat eine tolle Zunge, oder?", fährt sie fort. Ich hebe den Kopf. Ich spüre die heißen Tränen auf meinen Wangen. Und so naiv wie ich bin, frage ich: "W-woher weißt du das?" Alex legt die Hand vor den Kopf. Ellie seufzt und legt den Kopf schräg. "So unschuldig ... kein Wunder, dass Louis es unbedingt tun wollte."

Und dann steht Louis in der Tür. Gerade, als ich in dem Video komme. Ellie und Daylson feuern es an. Louis stürzt sich auf den Beamer und pfeffert ihn gegen die Wand. "Och, Louis ... wir wollten dein Liebesgeständnis nochmal hören.", murrt Ellie. "So glaubhaft!"

Ich muss hier raus.

Ich reiße mich aus Daylsons Handgriff und stürme zum Haupteingang. Ich will hier weg. Ich will nach Hause. Ich muss nach Hause.

Hinter mir höre ich Louis, der verzweifelt und immer wieder meinem Namen ruft.

Ohne es zu merken, renne ich runter zum Strand. Die Wellen peitschen an den Sand, es gießt wie aus Eimern. Ich will ins Wasser. Die Wellen sollen mich hier weg bringen.

Highschool SMUT × Larry {COMPLETE}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt