24. Kapitel

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Ich stehe am Wasser, der Regen hat mittlerweile meine Klamotten aufgeweicht. Meine Füße versinken immer mehr im Sand, werden dann von den Wellen wieder freigespült. In meinem Kopf ist es leer.

Aus der Ferne höre ich meinen Namen. Ich höre ihn schon die ganze Zeit, aber erst jetzt wird er lauter. Ich rühre mich nicht. Vielleicht sieht er mich dann nicht. Das hat die letzten Jahre auch immer funktioniert.

Zwei starke Arme ziehen mich an sich und halten mich dann. Ich sinke auf die Knie und ziehe ihn mit. Der nasse Sand klebt an unseren Klamotten.

"Bitte hass mich nicht!"

Das höre ich für eine gefühlte Ewigkeit, immer und immer wieder durch das Tosen der See. Ich lasse den Kopf hängen und schließe die Augen. Warum geht er dann jetzt nicht nicht einfach? Warum kommt er denn noch hinter her und macht es noch schlimmer?

Er krabbelt um mich herum und kniet sich vor mich, nimmt mein kaltes Gesicht in seine sandigen Hände und zwingt mich ihn anzusehen. "Harry ..." Tränen strömen über seine Wangen, auch wenn ich ihn kaum erkenne. Seine Daumen streichen über mein Gesicht und es tut weh, der Sand scheuert über meiner Haut. Aber es ist kein Vergleich zu dem, was in mir abläuft.

"Steh auf, bitte.", sagt er leise und wie gelähmt lasse ich mich auf die Beine ziehen. Sein Arm unterstützt mich, während wir zurück zum Hotel gehen.

Als wir kurz vor dem Eingang sind und ich ihn im Licht erkennen kann, realisiere ich, was hier abgeht. Was passiert ist. Ich reiße mich los und taumle zur Seite. "Fass mich nicht an!", schreie ich mit aller Kraft und gehe so schnell ich kann durch die Lobby, den Flur entlang und stürme in das Zimmer.

Felix sitzt an dem kleinen Tisch und springt auf, als ich so plötzlich reinplatze. Als er meinen Zustand, meine nassen und sandigen Klamotten sieht, spiegelt seine Miene Mitleid wieder und er beginnt sofort mir die nassen Sachen auszuziehen. Ich zittere am ganzen Körper, meine Haut ist fast schon blau.

Felix schickt mich duschen, was ich dann mache, wenn auch nur kurz.

Er empfängt mich mit meinem Pyjama und meiner Bettdecke, dann lege ich mich auf die Seite. Er betrachtet mich kritisch. Mit geschlossenen Augen murmle ich: "Du hast es gewusst." Ich höre, wie er seufzt. "Ja, ich habe es gewusst. Aber du hast gesehen, was er mit mir gemacht hat, als ich dir einen Tipp gegeben habe. Ich glaube ich wäre tot, wenn ich es dir gesagt hätte."

Mit diesen Worten schlafe ich einfach ein, obwohl ich es nicht wollte.

Zum Glück schlafe ich durch und wache nicht auf. Dafür suchen mich furchtbare Albträume heim und ich wache mit rasendem Herzen am nächsten Morgen auf. Mit wilden Augen sehe ich mich um. Ich bin alleine. Beim Blick auf die Uhr sehe ich auch warum. Es ist halb neun, Felix wird vermutlich beim Frühstück sein.

Als ich ins Bad komme wasche ich mich lediglich. Meine Haare lasse ich verwuschelt, wir sie sind. Ich sehe keinen Grund, irgendetwas an mir zu unternehmen. Ich werde sicher nicht dieses Zimmer verlassen.

Dann geht die Tür auf und ich blinzle, als ich mich fasse und aufhöre in den Spiegel zu starren. "Harry?" Felix' Stimme hallt bis ins Bad. Ich komme raus. Er seufzt. "Morgen. Hier, Frühstück.", sagt er sanft und stellt mir ein belegtes Brötchen auf meinen Nachtisch. "Dankeschön." Ich setze mich und sehe zu ihm auf. "Er hat nach dir gefragt." Ich beiße auf meine Wange. "Was soll ich machen?" Er setzt sich neben mich und reibt meinen Rücken. "Er ist dir eine Erklärung und eine Entschuldigung schuldig. Hör es dir an. Sonst kommst du nicht voran." Ich nicke langsam. Er hat recht. "Gut, dass du zustimmst! Komm, er wartet." Er will mich mit sich ziehen aber ich ziehe meine Hand weg. "Wie? Hat er gesagt, du sollst mich holen?" "Nein, er sitzt seit gestern Abend draußen auf der Bank. Ich habe ihn gefragt, warum er am nächsten morgen immer noch dort gesessen hat. Er sagte, er würde auf dich warten." Für den Bruchteil einer Sekunde habe ich Mitleid. Und aus dem Bruchteil einer Sekunde werden mehr Sekunden.

Und ich stehe auf und gehe zur Lobby. Katlyn und Emma trinken einen Kaffee an der Bar und als sie mich kommen sehen, schauen sie schnell weg. Mit einem unangenehmen Ziehen in der Brust gehe ich dann aus dem Hotel. Und ich entdecke ihn sofort. Die Bank zeigt zum Strand, also kann Louis mich nicht kommen sehen. Kurz vor der Bank komme ich zum Stehen und hole nochmal tief Luft. "Hi ..." Sofort springt er auf und dreht sich um. Es scheint, als müsse er realisieren, dass ich tatsächlich hier her gekommen bin. Ohne, dass ich mich mental darauf vorbereiten kann, springt Louis über die Bank und schmeißt sich um meinen Hals. Er ist eiskalt. Und zwar nicht einfach eiskalt, sondern wirklich total kalt. Ich bekomme von seiner Umarmung eine Gänsehaut. "Ich werde dir alles erklären, alles, denn es ist nicht so, wie du denkst, nur bitte versprich mir vorher eins ...", schluchzt er an meiner Brust. Ich schweige und warte auf die Fortsetzung seines Satzes. "Du musst mir vergeben. Ich brauche Vergebung. Und ich brauche dich. Du musst mir vergeben, bitte Harry ..."

Highschool SMUT × Larry {COMPLETE}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt