32. Kapitel

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"Bitte, rede mit mir, Louis, ich muss es wissen. Verdammt, ich ...", schluchze ich, nachdem er aus dem Bett gestiegen ist und sich auf den Boden in die dunkle Ecke gesetzt hat. Ich will wissen, welche dunklen Erinnerungen ich ihm entlockt habe. "Ich kam aus der Schule nach Hause. Wir hatten schon immer ein umfangreiches Sicherheitssystem am Eingang, aber als ich angekommen bin, war alles zerstört. Im Vorgarten lagen die beiden zerbrochenen Figuren, die an der Haustür gestanden hatten. Ich weiß noch genau, wie ich die Treppen hoch gestiegen und in die Verwüstung gekommen bin. Blut klebte an den Wänden. Es war grauenvoll." Ich ziehe meine Knie an am mich und lehne mich an die Wand, an der das Bett steht. "Meine Eltern waren nicht da. Aber da war ein Mann. Er stand in Mitten der Scherben und umgestürzten Möbel. Er sah mich an und hat nichts gesagt. Ich habe ihn gefragt, wo meine Eltern sind. Und dann hat mich jemand von hinten jemand gefesselt und ich wurde weggebracht. In einem schwarzen Van." Ich schnappe nach Luft und beiße mir in den Handrücken, um nicht zu schluchzen. "Es war wie in einem verschissenen Film. Es verging ein Monat, bis ich verstanden habe, wer mich entführt hatte. Und warum." "Der Mann mit der Familie aus Syrien ..." Es ist viel mehr eine Aussage, als eine Frage. Ich höre, wie Louis weint. Wie er richtig weint. Ich rutsche vom Bett und will zu ihm, aber er hält mich auf. "Nicht, bleib auf dem Bett." Sofort rutsche ich zurück. "Er hatte meinen Vater mit meiner Geiselname erpresst. Fuck, ich hatte mit der ganzen Scheiße nichts zu tun! Ich war ein unschuldiges Kind! Ich hätte meine Jungend so schön verbringen können, mit richtigen Freunden, die mich mögen, weil ich cool bin und nicht, weil mein Dad mir Geld in den Arsch schiebt, um mich vergessen zu lassen!" Seine Stimme bricht. Meine Dämme brechen und ich weine mit ihm. Gott, wenn uns irgendjemand so sehen würde ...

"Wie lange warst du da? Und wo warst du überhaupt?", frage ich leise, aber meine Stimme zittert. "Es war ein Reservat, eine Waldhütte, wo es unmöglich war, mich zu finden.", erklärt er. "Wie lange warst du dort?", hake ich nach. Aber Louis schweigt. Er weint.

Ich stehe entschlossen auf und hocke mich vor ihn. Als ich in sein Gesicht sehe, fließen noch mehr Tränen. Auch, wenn es fast dunkel ist. "4 Jahre." Ich schlage die Hände vor den Mund und lasse mich auf die Knie fallen. "V-vier ...", stottere ich unter Tränen und greife nach seiner Hand. "Ich wollte nie der Grund sein, warum du weinst, Harry. Ich wollte nie an dir auslassen, was andere kaputt gemacht haben." Ich ziehe ihn aus der Ecke und an meine Brust. Er schlingt die Arme um meinen nackten Körper und ich spüre, wie seine Tränen über meinen Körper laufen. Es ist eine so gute Metapher ... Seine Tränen laufen über mich. Seine Tränen sind meine Tränen. Ich weine, weil er weint. Alles, was er je getan hat, ist auf diese vier Jahre zurückzuführen.

Aber jetzt gerade hat er mir alles erzählt. Naja, nicht alles. Er hat zum Glück keine anderen Narben am Körper. Aber manchmal sind die Narben im Inneren schlimmer.

"Louis ..."

"Ja?"

"Ich liebe dich."

Er sieht auf und wischt sich über die Wangen. Seine Augen sind groß und seine Lippen stehen wieder einen Spalt offen. Ich streiche ihm durch's Haar. Aber er sagt nichts.

Ich trage ihn ins Bett und ziehe ihn mein Shirt über. Dann hole ich ein neues aus meinem Schrank und ziehe es selbst an. Weil Felix sicher bald wieder kommt, bedeute ich ihm, seine Boxer anzuziehen.

Nebeneinander gekuschelt schläft er dann ein.

Der Alkohol ist mittlerweile verfolgen. Mein Magen rebelliert zwar etwas, aber ich ignoriere es. Louis atmet ruhig und langsam. Ich sollte ihn nicht so an mich drücken, aber ich habe Angst, dass er mir sonst entgleitet. Es ist so viel Mist passiert auf dieser Klassenfahrt, dass man nicht sagen kann, was noch kommt. Er wird von diesen Scheißkerlen ausgenutzt. Daylson, Alex, sie sind alle falsch. Ich frage mich, ob sie Louis anders behandeln würden, wenn sie Bescheid wüssten.

Aber dann fallen mir Felix' Worte ein. Ich solle Louis' selbst fragen, was damals passiert ist, dass er es mir nicht sagen könnte. Also weiß er es? Hat Louis es ihm damals erzählt?

Meine Gedanken halten mich die halbe Nacht wach, erst als Felix leise reinkommt und sich ins Bett fallen lässt, kann auch ich Schlaf finden.

Highschool SMUT × Larry {COMPLETE}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt