Kapitel 6: Das Lied

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Ethans Sicht:

Nachdem ich wohl doch noch eingeschlafen war, wurde ich von Elisa unsanft geweckt, die mir einfach das Kissen und die Decke weg zog und sich fast nackt auf mich setzte. Jeder Typ wäre wohl direkt darauf angesprungen und hätte sich gefreut, dass ihm sowas geboten wurde, jedoch ich nicht. Ich hatte einfach kein Bock auf sowas billiges.

„Was?", fragte ich und schubste sie zurück auf ihre Seite des Bettes, damit ich aufstehen konnte.

„Verdammt Ethan, was soll das? Hab gedacht wir haben noch ein bisschen Spaß bevor wir unseren Abend getrennt verbringen und uns erst Morgen wieder in der Kirche sehen."

„Keine Zeit, bis Morgen dann.", antwortete ich ihr nur und ging ins Badezimmer und schloss die Türe hinter mir ab, damit ich wenigstens beim Duschen meine Ruhe hatte. Das war alles so falsch, aber ich musste dazu stehen. Fuck. Ich ging unter die Dusche und ließ eisig kaltes Wasser über meinen Körper laufen, schloss meine Augen und lehnte mich gegen die Duschwand. Wieso musste ich ihr auch einen Antrag machen? Ob sich mein Leben ab dem nächsten Tag ändern würde? Bestimmt nicht, aber einen Versuch war es wert.

Ich wusch mich kurz ab und stieg aus der Dusche, am Spiegel machte ich halt. Ich war nicht mehr der Ethan wie vor einem Jahr. Das was mir im Spiegel gezeigt wurde war jemand anderes. Ungepflegt! Fast einem Penner ähnlich. Mein Äußeres spiegelte mein Inneres wieder.

Ich schüttelte den Kopf und ging mit dem Handtuch um der Hüpfte aus dem Badezimmer zu meinem Schrank, wo ich mir einfach irgendwelche Sachen raus nahm und anzog. Irgendeine Jeans, ein einfaches Shirt und einen Pulli. Musste für den Abend reichen, immerhin würden wir nur saufen gehen, mehr nicht. Reichte also.

Ich schaute zur Uhr. Es waren kurz vor 20 Uhr, also nahm ich mein Portemonnaie und verließ das Haus und blieb vor der Haustür stehen, wo ich auf die anderen wartete. Ich wusste noch nicht einmal wirklich, ob alle mitkamen. Der einzige bei dem es klar war, war Milo. Keine Ahnung, ob Mar, Adrian und Kilian mitkamen. Hoffentlich. Wenigstens ein bisschen Ablenkung.

„Wir können!", sagte Milo, der aus der Tür heraus kam und zu seinem Auto lief. Ich schaute mich um, aber er war der einzige, der da war. Damit wäre wohl klar, dass wir alleine fuhren. Schade. Ich seufzte und stieg in sein Auto ein.

„Die anderen sind schon im Club.", informierte er mich und ich nickte. Zum Glück. Wäre doch schon scheiße gewesen, wenn nur wir zwei was gemacht hätten.

Nach kurzer Zeit schaltete Milo das Radio an und wir schwiegen bis zum Club. Schweigen. Wie immer. Wie lange ich schon kein Vernünftiges Gespräch mehr geführt hatte. Entweder endete es in Streit oder es waren nur ein Paar Wörter. Erbärmlich. Jedoch kam es wohl alles von mir aus. Aber da musste ich durch, ich hoffte einfach, dass sich alles irgendwann doch noch einmal änderte.

Am Club angekommen stiegen wir aus und gingen zu Basti, einen aus unserer damaligen Fußballmannschaft, begrüßten ihn mit einem Handschlag und er ließ uns rein, ohne das wir uns in der Schlange anstellen mussten, was ziemlich praktisch war.

Im Club selbst war es wie immer. Es war stickig, die Menschen drängelten, tanzten, es war unfassbar laut und es stank nach Alkohol und Schweiß. Milo kämpfte sich zur Treppe hin, die zum VIP Bereich führte und lief diese hoch. Ich folgte ihm und traf oben auf Mar, Adrian und Kilian.

„Na dann lasst uns mal saufen!", rief Adrian und bestellte die erste Falsche Wodka.

Milo und ich ließen uns auf die Couch fallen und schauten zu den anderen. Mar grinste die ganze Zeit so ekelhaft, das war schon widerlich. Ich würde gerne wissen warum, ob Mel wieder Schwanger war? So ein Grinsen bekam man eigentlich nur von ihm, wenn irgendwas tolles passiert war. Und da wir heute Morgen noch den Streit hatten, den er anscheinend vergessen hatte?! Es war mehr als komisch. Und auch Kilian grinste, zwar nicht so auffällig wie Mar, aber trotzdem so, dass es mir auffiel. Milo war so wie in letzter Zeit immer, ihm ging alles am Arsch vorbei und kümmerte sich nicht wirklich um was. Der einzige der wie immer war, war Adrian.

Ethan & LuanaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt