Ethan & Luana

Kapitel 45: Hektik

Freitag, 17.07.

Luanas Sicht:

Seitdem ich die Tests gemacht hatte konnte ich an nichts anderes mehr denken. Das Ergebnis brachte mich ziemlich aus der Fassung. Jeder scheiß Test zeigte mit an, dass ich Schwanger sei. Jeder gottverdammte Test. Kein einziger zeigte etwas negatives an. Fuck. Ich war fertig mit den Nerven. Wie konnte das nur passieren? Da ich nicht mehr auf die Pille vertraute und auch nicht über weitere Alternativen beim Arzt nachgefragt hatte, benutzten wir halt Kondome, aber verdammt, die Dinger sollten doch sicher sein! Wieso kam es nur dazu?

Ich war doch erst 21 Jahre. Ich konnte kein zweites Kind bekommen. Ich fühlte mich wie so eine Assi-Alte aus dem Fernseher. Keine Ausbildung, kein wirkliches Geld und dann wieder schwanger?! Das ging nicht. Absolut nicht. Ich wollte das nicht. Ich wollte vielleicht ein zweites Kind, wenn ich 30 war, aber doch nicht so früh, so kurz nach Luan!

Hinzu kam, dass ich gar nicht wusste wie ich es Ethan beibringen sollte. Ich hatte Angst vor seiner Reaktion, da ich immer wieder sein Verhalten im Kopf hatte, als ich ihm von Luan erzählte und ihm sagte, dass er Vater sei. Fuck, es lief doch so gut bei uns. Vielleicht würde er mich verlassen, vielleicht nichts mehr mit uns zu tun haben wollen, vielleicht würde er mir wieder das Schlimmste zuerst unterstellen. Ich konnte mir einfach keine Antwort geben, aber ich wollte Ethan auch nicht verlieren. Ich brauchte ihn doch. Ich liebte ihn doch!

Wenn ich mir vorstellte, dass ich alleine mit 2 Kindern zurecht kommen müsste wurde mir schlecht. Mehr als das, da mein Geld so gerade für Luan und mich reichte. Ein weiteres Kind konnte ich nicht finanzieren, egal wie sehr ich mich anstrengte, das klappte einfach nicht.

Außerdem kam hinzu, dass ich es meiner Familie sagen musste und auch davor hatte ich Angst. Ich wollte nie, dass sie schlecht von mir dachten, aber so würde es sein. Jeder würde sich seinen Teil dazu denken und ich würde es ihnen noch nicht einmal verübeln können, da ich wahrscheinlich genauso denken würde. Weder war ich verheiratet, noch stand ich fest im Leben, sicher hatte ich eine Arbeit, aber das war eben nur nebenbei, es war kein richtig gelernter Beruf mit einer Ausbildung und so weiter. Ich hatte nichts. Gar nichts und dann war ich wieder Schwanger. Das Schicksal meinte es gar nicht gut mit mir.

Mein Leben schien komplett in die falsche Richtung zu laufen und das machte mich fertig. Mehr als das. Mel versuchte mich vor einer Woche zu trösten und mir gut zuzureden, aber das brachte nichts. Sie war nie in meiner Lage. Sie hatte alles. Mann, Haus, Arbeit. Ich hatte gar nichts, außer vielleicht den 'Mann'.

Vor lauter Weinen bin ich irgendwann auf Mels Beinen eingeschlafen und bekam nur noch mit wie Ethan mich ins Bett trug, mir einen Kuss gab und sich selbst auch hinlegte. Mir tat es leid, da er am Abend eigentlich noch sein Versprechen einlösen wollte und sicherlich den ganzen Tag daran gedacht hatte, aber ich konnte nicht. Ich konnte ihm einfach nicht in die Augen sehen und ihn anlügen und ihm vorspielen, dass alles ok sei, da gar nichts ok war – überhaupt nichts.

Montags kam Mel ziemlich früh zu mir und wir riefen beim Arzt an, aber der hatte nur für Donnerstag einen Termin. Wir versuchten alles, damit ich früher dran kam, aber es klappte nicht, also hieß es bis Donnerstag warten. Was mich noch verrückter machte.

Das einzige gute war, das Ethan von morgens bis spät abends arbeiten musste und wir uns kaum gesehen hatten, meistens 'schlief' ich schon wenn er kam und wenn er aufstand war ich meistens auch noch am 'schlafen'. Zumindest für ihn, weil geschlafen hatte ich in den letzten Tagen fast gar nicht. Immer wieder musste ich mir Gedanken über die mögliche Schwangerschaft machen und umso mehr ich darüber nachdachte umso schrecklicher wurde es. Man sagte immer, dass eine Schwangerschaft was schönes sei, fand ich gar nicht. Ich fand es schrecklich, was vielleicht daran lag, dass ich Luan hatte und er noch nicht einmal ein Jahr alt war.