Kapitel 16: Verloren

231 20 0
                                    

Ethans Sicht:

Kaum war sie die Türe raus, lief Mum ihr hinterher. Dad schaute mich nur enttäuscht an und schüttelte den Kopf, als ich Tumulte im Flur hörte. Keine 5 Sekunden später standen Neo und Milo im Zimmer, kamen auf mich zu, Neo wurde noch von Dad aufgehalten, aber Milo hatte freie Bahn und der erste Faustschlag kam – mitten ins Gesicht. Der zweite kam – in meinem Bauch. Der dritte kam – gegen meine Brust. Der vierte kam – wieder mein Gesicht. Der fünfte kam - Magen. Der sechste. Der siebte. Der achte. Der neunte. Der zehnte.

Milo keuchte. Ich wehrte mich nicht. Ich ließ es über mich ergehen. Milo holte Luft und setzte zu den nächsten Schlägen an. Immer und immer wieder. Ich sackte zusammen. Der Schmerz lenkte mich ab. Es tat höllisch weh, aber das war wohl noch nicht genug.

Auch als ich auf dem Boden lag, machte Milo weiter. Immer und immer wieder. Bis ihn jemand von mir wegzog. Ich rollte mich zu einer Kugel zusammen und blieb auf dem Boden liegen. Meine Türe wurde geschlossen und ich war alleine in meinem Zimmer.

Die ersten Tränen kamen. Ich schloss die Augen.

Anscheinend war ich vor lauter Schmerzen weggetreten, als ich das nächste Mal die Augen öffnete war es dunkel im Zimmer. Ich probierte langsam aufzustehen, aber es tat alles so weh. Ich gab es auf und blieb so liegen.

Lu.

Ich wollte nicht an sie denken. Ich wollte das was sie eben von sich gegeben hatte nicht glauben. Ich konnte doch kein Vater sein, niemals. Wie konnte sie sowas nur behaupten? Klar, wir haben miteinander gefickt, öfters in der letzten Nacht, aber es konnte doch nicht sein, dass sie deswegen schwanger war. Nein. Sie musste gelogen haben und suchte nur nach einen Vater für das Kind.

Sie war so wütend. So wütend habe ich sie noch nie gesehen. Ihre Worte die sie mir an den Kopf geknallt hatte. Meine Worte die ich ihr ins Gesicht geschrien habe. Mein Schlag.

Lu. Lu. Lu.

Luan.

Ich schüttelte den Kopf um diese Gedanken los zu werden, aber jede Bewegung schmerzte so sehr. Also ließ ich es schnell wieder.

Sie ging wegen mir, sie kam wieder wegen mir. Und jetzt? Ich hatte sie schon wieder verloren.

War meine Reaktion zu hart? Warum sollte sie mich anlügen? Aber warum sagte sie es mir erst heute? Warum hatte sie es nicht direkt gesagt, als sie es erfahren hatte? Sah der Kleine wirklich so wie ich aus? Konnte es vielleicht doch stimmen? Nein. Nein, das ging einfach nicht. Ich konnte einfach nicht der Vater sein.

Die Ultraschallbilder. 10 Stück. Immer ein etwas größer werdendes Würmchen. Ich verstand es nicht. Doch ich verstand es schon, aber ich wollte es nicht wahr haben. Als sie den Namen gesagt hatte. Der Name, den ich damals ausgesucht hatte, als wir über Kindernamen geredet hatten, wegen Mels Schwangerschaft. Der Name der die männliche Version von Lus war. Den Namen, den ich meinem Jungen geben wollte.

Wir sollten Eltern sein. Mein Gott, ich war doch noch so jung. Ich war doch gar nicht bereit für sowas. Ich war kein Mar. Klar, ich konnte super mit den kleinen Würmer umgehen, aber ein eigenes Kind war doch etwas ganz anderes und dafür war ich doch noch gar nicht in der Lage. Ich hatte doch gar nichts vorzuweisen. Ich konnte ihm doch noch gar nichts bieten. Ich wollte mein Leben doch noch leben.

Als Mar Mel damals geschubst hat, habe ich ihn gehasst. Niemals wollte ich so werden und was habe ich getan? Ich war noch schrecklicher als er. Ich habe Lu geschlagen. Geschlagen! Ein Mädchen. Nur weil sie mir Paroli geboten hat, weil sie für das Kind einstand. Sie hatte recht, ich war wirklich am Tiefpunkt meines erbärmlichen Lebens angekommen.

Ethan & LuanaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt