Kapitel 4: Falsch

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Samstag, 24.11.

Ethans Sicht:

Ein ganzes Jahr war vergangen, seitdem ich SIE das letzte Mal gesehen hatte, mit ihr getanzt hatte, mit ihr gelacht hatte, mit ihr gesoffen hatte und mit ihr eine unvergessliche Nacht verbracht hatte. Es kam mir so viel länger als ein Jahr vor. 365 Tage. Es fühlte sich wie die Ewigkeit an. 365 Tage, an denen ich jeden einzelnen Tag an sie gedacht hatte, egal was ich für ein Zeug einschmiss. Sie spukte in meinem Kopf herum und ging einfach nicht mehr heraus.

Noch nicht einmal einen Tag vor meiner Hochzeit konnte ich an etwas anderes denken. Stöhnend drehte ich mich um und versuchte weiter zu schlafen – vergebens. Also stand ich auf, führte meine morgendliche Routine durch und überlegte was ich machen konnte.

Von Elisa war weit und breit nichts zu sehen. Gut so. Der Joint lag parat, die Flaschen Alk standen auf dem Tisch. Sehr gut. Ich schnappte mir den Joint und ging erst einmal auf die Terrasse und genoss die Züge. Fertig damit, trank ich erst einmal einen großen Schluck Wodka und beschloss zu Mel zu gehen und das mit ihr zu klären, sie konnte mir doch nicht einfach den Umgang mit Marlo und Marla verbieten, das ging einfach nicht.

Drüben angekommen ging ich wie eigentlich immer direkt in die Küche, wo Mar und Mel am Tisch saßen und frühstückten. Ich warf einen Blick auf die Küchenuhr. 9:54 Uhr. Recht früh für mich. Nicht schlecht.

„Morgen!", nuschelte ich und setzte mich auf den Stuhl neben Mel.

„Morgen.", kam von Mar, von Mel kam nichts. Sie ignorierte mich einfach und aß weiter ihr Brötchen. Fuck.

„Redest du immer noch nicht mit mir?", fragte ich sie, bekam aber nur ein Kopfschütteln. Hieß das nun, dass sie noch immer nicht mit mir redete? Oder hieß das, dass sie doch wieder mit mir redete? Konnte mir einer die Frauen erklären?!

Ich seufzte, beließ es dabei und wendete meine Aufmerksamkeit Marla, die quietschige Geräusche von sich gab. Meine Laune stieg sofort an, als ich das strahlende Gesicht, der kleinen Prinzessin sah und wie sie versuchte ihre komplette Faust in den Mund zu bekommen.

„Bist du dir immer noch sicher mit Morgen?", fragte Mar und ich ließ meinen Blick zu ihm schweifen und nickte. Konnte er mich nicht einfach mal mit dem Thema in Ruhe lassen? Ich würde am nächsten Tag Elisa heiraten und gut. Meine Fresse, dass sie immer wieder nachfragen mussten. Es war doch nicht so schwer zu verstehen!

„Ha. Das werden wir sehen!", kommentierte es Mel und schob sich das restliche Stück Brötchen in den Mund. Ich schaute sie an, runzelte die Stirn und verstand einfach nicht, was sie damit sagen wollte. Ich würde heiraten! Ende. Da konnte sie machen was sie wollte, immerhin war es mein Leben und von niemanden sonst. Auch wenn sie mit ihrer Schwester nicht klar kam, war es doch nicht mein Problem. Immerhin musste Mel ja nicht neben ihr schlafen oder viel Zeit mit ihr verbringen.

„Seid ihr sicher, dass ihr nicht zum Kaffee nach der Hochzeit kommen wollt?", fragte ich stattdessen. Es war seltsam. Alle hatten abgesagt, außer Mum, Dad und Damian. Naja und ein paar Freundinnen von Elisa, aber sonst wollte niemand mit uns danach feiern. Noch nicht einmal mein Trauzeuge. Mar.

„Ja wir sind uns sicher, dass wir nicht kommen wollen. Bei jeder anderen gerne, aber nicht bei Elisa.", gab mir Mar wieder einmal die selbe Antwort wie sonst auch. Ich seufzte. Irgendwie war es traurig, das niemand mit uns feiern wollte. Wir waren doch eine Familie. Eine Familie, die immer zusammenhielt und alles zusammen machte, sich mit den anderen freute und für einander da war. Jedoch galt dies nicht für mich. Oder für Elisa? Oder für die Hochzeit?

Meine Laune sank wieder in den Keller. Ich konnte nicht abstreiten, dass es mich auf eine gewisse Art verletzte. Mar war mir wichtig, immerhin war er mein Zwilling. Aber auch Mel war mir wichtig. Sie war immer für mich da und half mir, außer in letzter Zeit. Sie kapselte sich komplett von mir ab, seitdem bekannt war, dass ich ihre Schwester heiraten würde.

Ethan & LuanaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt