Vergesslichkeit wird zum Verhängnis

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Nach einer wunderbaren Sportstunde laufe ich schnell aus dem stickigen Schulgebäude raus auf den Schulhof. Dort lasse ich mich auf eine Bank fallen und sehe den anderen zu. Unter der Menge kann ich die Badboys ausmachen.

Sie tragen schwarze Sonnenbrillen und sind halt wie Badboys angezogen.
Auf einmal kommt einer auf mich zu.

Ach was denke ich da, die würden das nie machen! Hoffe ich...

Super, Caleb kommt auf mich zu und verschnellert seine Schritte, als er sieht, dass ich ihn entgeistert anstarre.

Ähm, fuck! Hastig erhebe ich mich und krame meine Sachen zusammen, um hier wegzulaufen. Bevor Caleb mir zu nahe kommt, laufe ich zur Schultür und schließe sie hinter mir.

Der Unterricht ist vorbei, und ich mache ich mich auf den Weg nach Hause. "Joyce", höre ich eine raue Stimme sagen. Wer ist es denn jetzt schon wieder?!

Gereizt drehe ich mich um, bereit der Person irgendwas fieses an den Kopf zu werfen. Aber wer da steht, verschlägt mir die Sprache.

"Die hast du in der Sporthalle liegen lassen.", sagt Caleb ruhig und zeigt auf ein Stoffbündel in seiner Hand. Meine Jacke...
"Ja. Kann ich sie wieder haben? Bitte?", füge ich genervt hinzu als er meine Jacke nur hoch und runter wirft. "Was bekomme ich dafür?" Verärgert schleudere ich ihm: "Nichts! Du hast doch schon alles!", entgegen. Dreckig grinsend antwortet er: "Nein, du fehlst mir noch."

Widerlich! "Sorry, ich geh mich kurz übergeben. Niemals!" Sein Grinsen wird dreckiger. "Sag niemals nie, Süße."

"Wer hat dir das Recht gegeben, mich so zu nennen?! Nur weil du so ein idiotischer Badboy bist, heißt das nicht, dass du dir alles und jeden nehmen kannst und dir jedes Recht nehmen kannst! Ihr seid doch nur notgeile kleine Wichser! Gib mir meine Jacke!", platzt es aus mir heraus. Aber anstatt wütend zu werden, verwandelt sich sein Grinsen in ein schelmisches Lächeln.

"Du hast Mut. Aber hüte deine Zunge, andere könnten das falsch verstehen.", sagt er hingegen.

Jetzt bin ich komplett baff. Was kann man da falsch verstehen? Scheinbar ist mein Gesichtsausdtuck unglaublich dämlich, denn Caleb muss sich ein Lachen verkneifen. "Na komm. Sonst war's das für deine Jacke, und vielleicht auch für dich."

Hat er mir gerade gedroht? Man sollte sich nie mit mir anlegen...

"Na gut." Jetzt ist er daran, ein dummes Gesicht zu machen. Wie er verkneife ich mir mühsam ein Lachen und sehe ihn an. Er nickt und kommt mir näher. Na warte nur...

"Nice. Wann und wo?", fragt er. Ich zucke mit den Schultern. "Entscheide selbst. Du hast doch Erfahrung, im Gegensatz zu mir.", sage ich verführerisch. Siegessicher greife ich nach meiner Jacke, doch Caleb zieht sie weg. "Die brauch ich noch. Damit ich sicher gehen kann, dass du auch kommst." So lautet seine Erklärung.

Beinahe hätte er mich durchschaut, aber ich bin nicht so dumm! Ich lächle nickend und gehe an ihm vorbei. Der wird mir meine Jacke wiedergeben und ich werde ihm in den Arsch treten! Mit einem selbstsicheren Lächeln stolziere ich aus der Schule nach Hause.

Ich habe schlaflose und viieell zu kurze Nacht hinter mir und schlürfe gerade meine Milch. Mein verschleierter Blick wandert auf die Uhr. "Fuck!" Nur noch 4 Minuten bis mein Bus kommt. Hastig kippe ich mir in die Milch runter, streife mir meine Schuhe über, kralle mir meine Schultasche und stolpere ich die Treppen runter.

Atemlos komme ich an der Haltestelle an und renne zum Bus. Ich schaffe ihn gerade so. Wie immer gibt es keinen Sitzplatz und ich stelle mich einfach irgendwo hin.

Ich fühle mich so... beobachtet. Nervös sehe ich mich um, entdecke aber keinen. Ein komisches Gefühl macht sich in meiner Magengegend bemerkbar und ich sehe raus. Die Bäume rasen an mir vorbei.

Ich drängele mich nach draußen und gehe zum Schuleingang. Davor wartet bereits Caleb und winkt mir. Mit einem verdutzten Gesicht laufe ich zum Hintereingang. Ich will nicht jetzt mit denen zu tun haben. Erst später.

In der Schule warte ich darauf, dass ich ins Klassenzimmer kann. Der Unterricht ist kacke, um es sanft auszudrücken.

Ich sprinte zur Bushaltestelle und verpasse den Bus. Ganz toll. Entnervt hole ich mich ein Hndy raus und scrolle im Internet rum.

"Warum bist du weggerannt, Joyce?" Eine tiefe und klare Stimme dringt an mein Ohr. Verwundert sehe ich nach dem Typ.

"Naja, also ich wollte das nicht vor der ganzen Schule machen.", sage ich und sehe Caleb frech an. Auf seinen Lippen bildet sich ein perverses Grinsen. Ich mache einen Schritt auf ihn zu und sehe ihm in die braunen Augen. Schnell schnappe ich mir meine Jacke und renne weg. Einfach nur ganz schnell weg hier!

Mein Weg führt mich in einen Wald. Ich verstecke mich hinter einem Busch und warte. Stimmen und Schritte erklingen.

Caleb hat scheinbar seine Kumpels mitgenommen. Leon, Alec, Ace und Liam hören Caleb zu, als er ihnen meine Flucht erklärt. Mein Alptraum ist ja schon so halb wahr geworden, aber wenn mich einer von den Spasten findet, bin ich tot.

Sie teilen sich auf und renne einfach in Richtung Bushaltestelle. "Ich sehe sie!", brüllt Liam. Tooollllll. So schnell bin ich noch nie gerannt.

Es kam, wie es kommen musste, und ich stolpere über eine Wurzel. Fluchend rappele ich mich auf und renne weiter, aber es hat keinen Sinn. Ich kann Liams Schritte hinter mir hören.

Mit zusamengebissenen Zähnen nehme ich meine Kraft zusammen und versuche, mein Tempo zu beschleunigen. Plltzlich fühle ich einen stechenden Schmerz im Kopf und kippe um. Mir ist schwindelig und alles dreht sich. Liam ruft irgendwas, wahrscheinlich dass die anderen hier her kommen sollen. Ich nehme noch einen Anlauf und krieche weiter weg von ihnen. Am Ende erhebe ich mich und verschwinde hinter dem nächstbesten Baum. Ich weiß, dass die mich hier finden, aber bis dahin bin ich ja vielleicht schon tot, bei den Schmerzen wäre das kein Wunder.

Nachdem sich alles gedreht hat, schüttele ich den Kopf und will weiter laufen, als auf einmal Leons Gesicht vor meinem auftaucht. "Na Süße? Warum rennst du weg?" Fassunglos starre ich ihn an.

Hallo?! Ich bin gerade zusammengeknickt und den kümmert das nicht? Obwohl, Mitleid von denen brauche ich nicht.

"Lass mich mal überlegen... Vielleicht, weil ich nie was mit Caleb haben will. Und er hätte mir auch einfach meine Jacke wiedergeben können, aber nein.", antworte ich.

Als ob das so ein Verbrechen ist, wenn man vor jemanden wegrennt. Außer vor der Polizei, da wird man gleich mit der Todesstrafe bestraft.

Leons Grinsen wird breiter und er sieht zu Caleb. "Das nenn ich mal 'nen Korb.", lacht er. Jetzt wendet er sich woeder mir zu und sagt:"Wir können uns so eine Chance nicht entgehen lassen. Du solltest nächstes Mal besser an alles denken."

Ich funkele ihn böse an. "Wenigstens gibt es für mich ein nächstes Mal und kein erstes Mal." Das hätte ich nicht sagen sollen...

"Das können wir ändern.", spricht nun Ace. Oh Mann, die machen mir Angst.

Er bekommt von den anderen Badboys Zustimmungen und Leon geht kurz zu ihm und gibt ihm eine Faust. Die Gelegenheit, auf die ich gewartet habe...

Ich trete ihm mit aller Kraft auf den Fuß und ergreife die Flucht.

Der Wind- und ein paar Äste- peitschen mir ins Gesicht. Meine Haare werden verwuschelt und ich schaffe sogar noch meinen Bus. Drinnen atme ich durch. Moment, ich habe Alec gar nicht gesehen...

"Wenn man vom Teufel spricht", denke ich mir schaudernd, als Alec mir von der hintersten Bank zu winkt.

Die Badboys und das MauerblümchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt