Nadir

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Nachdem ich mich beruhigt habe, sehe ich Leon eindringlich an. Ihn scheint das allerdings nur wenig zu jucken, denn er lässt seinen Blick von meinem Gesicht zu meinem Körper wandern. Genervt schnippse ich mit den Fingern und knie mich hin, damit er mir ins Gesicht sehen muss.

"Hast du dich in der Tür vertan?", frage ich nett. Er sieht mich verdutzt an und runzelt seine Stirn. "Hier ist die Damentoillete.", flüstere ich und lächele. Er geht raus und sieht auf die Tür. Sein Gesichtsausdruck wird wütend, aber bevor er irgendwas tun kann, knalle ich die Tür zu und schließe sie zu. Kichernd überorüfe ich mein MakeUp und gehe auf die Toilette.

Ich spähe durch das Türschloss. Leon steht nicht mehr davor, also gehe ich raus und drägele mich zu Teresa vor. "Na? Was hast du mit dem Leon angestellt?", fragt sie mich in einem seltsamen Ton. Verwundert mustere ich sie. "Alles okay bei dir?" Heftig nickt sie und schüttet ihren Cocktail über ihr Kleid. "Mädchen! Noch nicht mal trinken kannst du! Komm mit, ich mach das sauber.", lache ich und ziehe sie mit mir. Auf dem Weg stolpert sie einige Male über ihre eigenen Füße, obwohl sie Ballerinas trägt.

Was ist mit ihr los?

Zum zweiten Mal schließe ich mich im Bad ein, nur diesmal mit Teresa. "Du musst das leider ausziehen. Ich schaue weg!" Ich drehe mich umd und warte darauf, dass sie mir ihr violettes Kleid gibt.

Der Stoff ist wirklich weich, ja schon fast samit. Und nass.

"Was ist das?", frage ich angewidert, als ich da, wo der Intimbereich ist, wenn man das Kleid trägt, einen nassen Fleck entdecke.

"Nichts. Okay, ich musste es schon wieder machen!", meckert sie und bricht in Tränen aus.

Beruhigend lege ich meine Arme um sie und tröste sie. "Was musstest du machen?" Ich versuche meine Stimme so beruhigend wie möglich klingen zu lassen.

"I- ich mu- musste mit ihm schl-!", weint sie. "Nicht weinen. Mit wem?", frage ich mit einer unterdrückten Wut in meiner Stimme. "Mit ihm."

Ich folge mit den Augen ihrem ausgestrecktem Arm.

An der Tür steht ein mindestens 17- jähriger Junge mit blondem Haar. Er hat graue Augen, die mich aufmerksam mustern.

"Wer bist du?", frage ich ihn kalt. "Nadir. Und du, hübsches Mädchen?", seine Stimme ist kalt, rau und tief. Skeptisch mustere ich ihn genauso ungeniert wie er mich.

"Joyce", antworte ich ebenso kalt. "Eigentlich wollte ich fragen, ob ihr Wahrheit oder Pflicht mitspielen wollt, aber Teresa scheidet wohl aus." Am liebsten würde ich ihm jetzt ins Gesicht spucken. Aber ich belasse es bei einem Todesblick.

"Warum sollte ich? Teresa, geh nach Hause. Du hast genug für heute. Nein, die nächsten zwei Wochen." Ich drehe mich zu ihr und sie flüstert kaum hörbar: "Ruf mich an.", und drückt mir einen Zettel in die Hand. Matt lächelnd stehe ich auf und umarme sie.

"Kommt ihr?", schreit irgendein Junge. "Gehen kann ich ja wohl kaum, also ja. Ich mach mit." Während ich an Nadir vorbei gehe, schubse ich ihn mit raus.

Lustlos lasse ich mich in den Kreis fallen. Neben mir sitzen Marie, eine Klassenkameradin, die nett ist, und ein anderes Mädchen. Kurz lächeln Marie und ich uns an und sehen dann in die Mitte. Kaum merklich rutschen wir näher zusammen. "Ich hab keinen Bock darauf. Aber ich muss, wegen Claire.", flüstert sie und ich nicke verständnisvoll.

"Also, wir spielen mit allem.", legt Nadir fest. Dabei sieht er verführerisch zu den Mädchen.

Alle ziehen die Luft ein, nur ich verdrehe die Augen. Wuhu.

Er dreht die Flasche und sie bleibt bei Caleb stehen. Ich muss mir ehrlich ein Grunzen verkneifen und neige mich zu Marie.

"Der dürfte gar nicht mitspielen. Der hat heute mittag schon mit Hope, naja, du weißt schon." Somit zaubere ich ihr ein ebenso dämliches Grinsen auf die Lippen und Ace sieht uns verwirrt an.

Die Badboys und das MauerblümchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt