Schwangerschaft

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LENA

Am nächste Morgen blickte ich Helena an. Ich konnte spüren, wie ihre Augen immer feuchter wurden, und ich konnte ihre Gedanken in ihren Augen nur zu genau sehen.

>>Ich schaffe das nicht alleine mit dem Kind. Ich schaffe ich das nicht<<, schluchzte sie laut auf, bevor sie ihren Kopf senkte, damit ich ihre Tränen nicht sehen konnte. Aus irgendeinem Grund war es ihr peinlich, dass ich sie so aufgelöst sah.

>>Aber Helena, jeder Mensch hat mal das Gefühl, alleine zu sein. Wir schaffen das schon. Du, deine Schwester und ich gemeinsam<<, sagte ich und legte meine Hand unter Helenas Kinn und zwang sie so, mich anzusehen. >>Du schaffst das, da bin ich mir sicher. Ich wette, du bist stärker, als du glaubst. Jeder Mensch hat Schwächen und Zweifel an sich und das ist völlig normal, aber du darfst dich nicht von ihnen besitzen lassen. Schiebe die dunklen Wolken zur Seite<<, erklärte ich ihr und lächelte sie an.

>>Ja, das stimmt wahrscheinlich<<, stimmte Helena mir nach einer kleinen Ewigkeit zu. >>Was hast du denn für Zweifel?<<, fragte sie mich.

>>Oh, mehrere<<, grinste ich sie breit an um ihr ebenfalls ein Lächeln zu entlocken.
>>Die wären?<<

>>Kein Kommentar<<, antwortete ich und entlockte so, sogar ein kleines Lächeln von ihr.

Ich blickte in die Augen, die mit einem mal schon nicht mehr so unglücklich drein blickten, wie noch vor wenigen Minuten. Ich freute mich darüber. Zugleich verspürte ich wieder ein leichtes Kribbeln in meinen Bauch, während ich weiterhin in Helenas wunderschönen Augen blickte.

Nach eine ausgiebigen Frühstück, machte ich mich wieder auf den Heimweg. Helena machte mir klar, das ich Unbedingt diese tolle Ausbildung machen sollte. Ich machte ihr aber auch klar das ich sie so oft wie möglich Besuchen kommen würde, um sie bei der Schwangerschaft zu unterstützen.

Wann immer ich Zeit finden würde, wollte ich mich mit Helena treffen, mich unterhalten und mit ihr zusammen Shoppen gehen, für den kleinen Racker. Am liebsten wollte ich jeden Augenblick, jede noch so kleine Sekunde, mit Helena verbringen dürfen. Doch die Ausbildung und das Praktikum fand bei mir zu Hause statt, in der Stadt wo ich noch bei meinen Eltern lebte.

Ich verabschiedete mich erstmal von den beiden und machte mich auf den Weg ins normale Leben.



 HELENA

Lena wirkte mit ihren Worten im so weiße und Erwachsen. Als ob sie die ältere von uns beiden wäre. Doch eigentlich war es anders herum. Sie war die junge Frau die ihren beruflichen Weg begann. Nach diesem Wochenende und der gemeinsamen Zeit mit Lena, hatte ich oft das Gefühl, ganz alleine auf der Welt zu sein. Deshalb freute ich mich das Lena mich öfters  Besuchen wollte. Mit ihren Worten, wollte sie mich aufmuntern und mir das Gefühl geben für mich da zu sein. Sie hätte es nicht tun müssen, aber sie machte es Einfach. Ich hörte zu dem Zeitpunkt der Unentschlossenheit, schon die Stimmen in der Öffentlichkeit und von Freunden.


>>Was? Du Arme! Das würde ich niemals durchstehen! Warum willst du es behalten? Alleine mit einem Kind und ohne Partner schwanger? Sehr heftig in deinem Alter! <<

Mit solchen Reaktionen auf meine Situation, schwanger zu sein und keinen Partner mehr zu haben, sollte ich auch konfrontiert werden. Doch ganz alleine war ich ja auch nicht, denn ich bekam Unterstützung von meiner Schwester und von Lena. Jedenfalls hatte sie das so gesagt.

So hatte ich mich dann also  auch Entschieden das Kind zu bekommen. Auch wenn es nicht gewollt war, so konnte es doch nichts dafür. So sagte ich mir immer wieder, >>Es ist OK, alleine schwanger zu sein und es ist OK, ein Kind alleine groß zuziehen<<. Niemand wünscht sich dieses vermeintliche Szenario, aber man versucht das Beste daraus zu machen.

Das kleine genetische Wunder sollte in Ruhe gedeihen. Ich hatte diese Mittel und wollte kämpfen, um ein neues Glück und das dieses Kindes. Es sollte so wenige Nachteile wie möglich haben, da es ohne die idealisierte Norm aufwächst.

Oft musste ich mir es Einreden und wollte mich selbst von dem Gedanken befreien, der wie eine schwarze Wolke in letzter Zeit über mir schwebte. Unaufhaltsam wollte diese schwarze Wolke mir beweisen, dass eine gutbürgerliche Familie das einzig Wahre und das einzig Mögliche war. Alles andere würde nicht akzeptabel sein. Doch von dieser Familie war ich weit entfernt. Ich hatte mir einen anderen Lebensweg gewählt. Aber was nützte einem Kind und Baby eine gutbürgerliche Familie, wenn keine Liebe im Spiel ist.

Ich stand da,  36 Jahre alt, schwanger, ein Kleinkind und fast allein und hatte noch keinen Plan, wie es weitergehen würde. Aber es musste weitergehen und so fing ich an langsam zu akzeptieren.
Zum Glück war ich nicht zum ersten mal schwanger. So kannte ich bereits einigen Sachen.

Nur diesmal hatte ich wohl keinen direkt an meiner Seite, der mich dann regelmäßig mit meinem dicken Bauch und meinen kleinen Handicaps unterstützen würde. Alles was eben so zu einer Schwangerschaft dazugehört, das Hand auf den Bauch legen, den Herztönen des kleinen Wunders lauschen, Babyeinkäufe tätigen, die geschwollenen Füße massieren, den Bauch lieb haben. Das alles müsste fast alleine stattfinden. Damals bei der kleinen Liv, wich mir Mika kaum von der Seite. Bei dieser Schwangerschaft hatte ich meine Schwester, die mich Hauptsächlich mit Liv unterstützte. Die kleine sollte unter der Situation auch nicht leiden. Dann war da noch Lena, die natürlich ihre Ausbildung hatte und woanders lebte. Sie wollte mich öfters besuchen und in der Zeit der Schwangerschaft mich zu unterstützen. Mehr konnte ich von dieser jungen Frau auch nicht erwarten. Was anderes hätte ich auch nicht gewollt. In den ersten Monaten der Schwangerschaft musste ich mich immer wieder ablenken, Kräfte sammeln, meinen Schmerz besiegen. Ich machte so gut es ging meinen Job weiter und hatte mich bei einem Geburtsvorbereitungskurs angemeldet. Doch dies war eine ganz schlechte Idee, wenn man bedenkt, dass dieser Kurs ausschließlich aus sogenannten glücklichen Paaren bestand, die ihr Wunschkind erwarten. Ich dachte, dass mir dieser Kurs die nötige Ablenkung gewährleisten würde. Aber dies war eine Illusion. Manchmal kamen mir wieder Zweifel, ob das alles Richtig war mit dieser Schwangerschaft. Sich damit abzufinden, alleine schwanger zu sein, ist die beste Variante, um vorwärts zu kommen. Zumindest war es das für mich so eine  zeitlang. Auch, wenn es ein steiniger Weg bis zur gänzlichen Akzeptanz der Situation war, es würde sich bestimmt lohnen.

Zum Glück war immer wieder die große Unterstützung meiner Schwester und Lena da, das war im Endeffekt das einzige, was zählte für mich. Keine Ahnung, wie ich die ersten Monate der Schwangerschaft sonst überstanden hätte. Neben meiner kleinen Süßen Maus, waren diese beiden Personen das Wichtigste in meinem Leben.


Danke fürs Lesen und Voten

In Love - Frau Jordan Teil 2 -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt