Verwirrte Gedanken

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LENA

Als ich mich ein wenig später fürs Bett fertig machte, drehten sich meine Gedanken nur um eine Person. Diese eine Person, die vor ca. ein Jahr in mein junges Leben getreten war und die dieses völlig auf den Kopf gestellt hatte. Sicherlich hatte ich einen großen Anteil daran. Es war die Person meines Herzens, Helena. Ich brauchte nur an sie zu denken und mein Herz begann zu flattern. Aber das war nichts im Vergleich dazu, wenn Helena in meiner Nähe war. Dann spielte alles in mir verrückt, jede Faser meines Körpers, in meinem Bauch begann wild zu prickeln, als würden Millionen Käfer in diesem Fangen spielen. Es prickelte nicht nur im Bauch, sondern jedes Körperteil schien zu prickeln wie prickelnder Champagner. Obwohl ich keinen Sekt mochte, dieses prickeln war schön.

>>Ach Helena, was machst du nur immer mit mir?<<
, seufzte ich tief. Ich legte meine Haarbürste aus der Hand, schlüpfte in mein Seidennachthemd und ließ mich ins in Bett sinken.
Ich schlug die Arme hinter dem Kopf zusammen und schaute mit einem breiten Grinsen an die Decke. Die Erinnerung daran, wie sich ihre Hand unter meiner angefühlt hatte, war noch zu frisch, so dass ich ihre Hand fast noch fühlen konnte. Es war so ein schönes Gefühl ihre Hand zu spüren, in ihrer Nähe zu sein.

Aber auch ihre Sorgen und ihre Traurigkeit, gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. So verbrachte ich die halbe Nacht damit, mich zu fragen, wie sie es alleine schaffen sollte mit dem Baby, wenn es erstmal auf der Welt war.

Wenn das Kind demnächst erstmal auf der Welt war, würde sich viel verändern. Würde sie es dann schaffen Kinder und Job unter einen Hut zu bekommen? Brennende Fragen, die mir auf dem Herzen lagen. Mir lag aber Helenas Wohlergehen und das der Kindes am Herzen. Ich wollte ihr helfen, für sie und die Kinder da sein, sie unterstützen. Einfach nur für Helena da sein, wenn sie mich brauchte. Das hatte ich ihr auch schon versprochen.

Die Monate vergingen. Wir telefonierten fast täglich und blieben über das Internet ständig in Kontakt. Zwischendurch hatte ich sie auch mal wieder besucht und mit ihr und Liv Zeit verbracht. Dann kamen die Feiertage rund um den Jahreswechsel. Leider gab es an diesen Tagen keine Möglichkeit uns zu treffen. Doch ich hatte noch Resturlaub und besuchte Helena für paar Tage Ende Januar.

Dies war ein weiterer Besuch bei Helena. Wir beide saßen in einem Restaurant und aßen zum Mittag. Mittlerweile war Sie am Ende des 6., Anfang des 7. Schwangerschaftsmonates angekommen. Sie kamen gerade von ihrem Geburtsvorbereitungskurs.

Ich blickte verstohlen zu ihr hinüber, die schon seit Ewigkeiten schweigend da saß und nur mit abwesendem Blick vor sich hin starrte.

>>Woran denkst du?<<, fragte ich sie.

Doch Helena schwieg und fixierte weiterhin stumm ihr noch nicht angerührtes Sandwich.

>>Ich habe an Mika gedacht!<<
, sagte sie nach einer Weile.

>>Was...?<<, fragte ich erstaunt.

Alleine bei dem Gedanken, dass sie an ihren Ex-Mann gedacht hatte, fühlte sich wie ein Stich in mein inneres an. Genauer gesagt wie mitten in mein Herz.


HELENA


Ich hatte mich sehr gefreut über den Besuch von Lena. Vielleicht hatte ich sie gerade mit dem Gesagten überrumpelt. Ich hatte damals bei den Besuch bei Lena, auch Mika getroffen. Dieser hatte mir ein Brief geschrieben, der sehr Gefühlvoll war. Er hatte mir geschrieben das er mich vermisst. Dann kam auch noch Weihnachten, wo ich ihn wieder sah. Liv freute sich sehr, dass die Mama und der Papa sich so gut verstanden. Dann war da noch der sehr intensive Blickkontakt beim Abschied, alles Sachen die mich Verwirrten.

Dabei waren meine Gedanken hier im Restaurant nicht nur bei ihm, sondern auch bei der Frau, die mir gerade gegenüber saß. Sie waren auch bei Lena. Aber das sollte sie nicht wissen.

Mir bedeutete die Freundschaft und Nähe mit ihr sehr viel, bei ihr hatte ich immer das Gefühl, sich fallen lassen zu können. Lena ihre Fröhlichkeit und ihr Optimismus hatten mir schon in vielen schweren Situationen Kraft und Halt gegeben. Neuer Mut wurd in mir geweckt. Sie war eine warmherzige, vertrauensvolle Frau, bei der ich mich wohlfühlen konnte.

Meine Gedanken wirbelten förmlich durcheinander, ja, ich war durcheinander. Ich war aufgewühlt und daran waren beide Menschen, Lena und Mika nicht ganz unschuldig.

In den letzten Monaten seit ich ihr plötzlich wieder viel näher war als zuvor, hatte ich wieder ein bestimmtes Gefühl.

Es war eigentlich ein schönes Gefühl, schoss es mir durch den Kopf. Es hatte sich schön und gut damals angefühlt, nicht nur das, ich hatte es auf eine Art sogar genossen.

Seufzend schloss ich meine Augen und gab mich meinen Erinnerungen und Gedanken hin. Ich glaubte, ich konnte gerade wieder spüren, wie Lenas warmer Atem meinen Nacken streifte, wenn diese Luft holen musste und sich mir näherte. Dieses Prickeln, das sich auf meinen Körper ausbreitete, an denen Stellen, die von Lena berührt wurden. Dann wiederum die warmen Worte von Mika, die Nähe und die Blicke zu Weihnachten, das gerade verwirrte mich alles.

Zwei Tage später befanden wir uns wieder bei meinen Geburtsvorbereitungskurs. Ich hatte Lena gefragt, ob sie mich begleiteten wollte. Sie hatte gleich zugesagt und mir erklärt, dass es eine Ehre für sie sei.

>>Ich freue mich, dich zu sehen<<
, kam eine schwarzhaarige junge Frau auf mich und Lena zu gelaufen. Sie fiel mir kurz freundschaftlich um den Hals, bevor sie sich an Lena wandte, die schweigend neben mir stand.

>>Du musst Lena sein, freut mich, dich kennen zu lernen<<, hielt sie ihr die Hand hin, während sie sich Lena, als Joanna Boley vorstellte.

>>Freut mich auch<<, sagte Lena.

>>Lena, du kannst dir ja schon mal einen Platz für uns suchen, noch sind ja ein paar Matten nicht belegt<<, erklärte ich ihr.

>>Ist gut<<, nickte sie und ging.

Jo war die Kursleiterin und hatte mich bei den Übung als zweite Person oft unterstützt. Wir hatten in kürzester Zeit ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut und ich hatte ihr auch schon von Lena erzählt. Sie sprach mich von der Seite an, doch ich reagierte nicht, weil ich viel zu sehr damit beschäftigt war und Lena wohl etwas verträumt hinterher schaute.

Diese dreht sich auch noch um, als sie einen Platz für uns gefunden hatte. Auf ihren Lippen breitete sich ein Lächeln aus, nicht nur irgendeines, nein, es war viel mehr, es war ein wunderschönes Lächeln, ein schmachtendes Lächeln.

>>Sie mag dich wohl sehr<<, schmunzelte Jo mich.

>>Ist das so offensichtlich?<<, fragte ich sie.

>>Nein, wie kommst du denn auf diese absurde Idee?<<, grinste Jo nun über beide Ohren.

>>Das ist nicht lustig<<, kam es leicht genervt zurück, als ich Jo finster anschaute.

Doch das änderte sich wieder schlagartig, als mein Blick den von Lena traf. Sofort erhellte sich meine Laune wieder. Ein Grinsen breitete sich auf meinen Gesicht aus, bevor es wieder ernster wurde. Lena hatte sich in mein Herz geschlichen und es mir gestohlen. Das war ein schöner Gedanke, der sich da in mir ausbreitete. Aber würde ich je mein Herz verschenken können.

>>Hey, wir beide schaffen das, Helena<<
, verkündete Lena grinsend, als sie hinter mir auf einer der Matten saß. Wir spielten die anderen Paare an die Wand.

Bei ihren Worten steifte sie mit ihren Atem etwas meinen Nacken.

>>Du weißt schon, dass das hier ein Geburtsvorbereitungskurs und kein Wettkampf ist?
<<, erklärte ich ihr.

>>Schon, aber wir wollen ja unseren Spaß, oder?<<, sagte sie.
>>Stimmt auch wieder<<, gab ich zu und blickte kurz hinter mir.

Unsere Blicke trafen sich und für diesen Moment und es schien einige Sekunden lang die Zeit still zustehen. Es war so, dass wir alles um uns herum vergaßen. Die komplette Umgebung, die anderen Paare, die Kursleiterin Jo, alles rückte in den Hintergrund.

Bis wir von einem leisen Räuspern wieder zurückgeholt wurden und dieser Moment zunichte gemacht wurde.

>>Ich will euch beide ja nicht stören, aber wir sind hier, um den werdenden Müttern bei der Geburt ihrer Babys zu helfen<<, grinste uns Jo uns entgegen.

Ich sah Jo sprachlos und mit einem bitterbösen Blick an.

Konnte sie nicht einmal ihre doofen Sprüche verkneifen? Vor allem wenn es um mein Leben ging.

>>Schau mich nicht so an, als wolltest du mich gleich fressen. Kümmere dich lieber um deine Partnerin<<
, sagte Jo zu mir.

Doch lange hatte ich keine Zeit mehr, Gedanken und Sprüchen von Jo nachzuhängen. Denn es standen Atemübungen auf dem Programm, die ich mit der Unterstützung von Lena ausführen musste. Wir sollten im gleichen Rhythmus ein- und ausatmen. Wenn Lena ausatmete, bekam ich immer wieder ihren warmen Atem ab, den sie mir in den Nacken pustete. Angestrengt versuchte ich ihre Brüste zu ignorieren, die sich bei jedem Atemzug hoben und senkten und sich gegen meinen Rücken pressten. Ich spürte wie sich im Nacken bei jedem Atemstoß, eine weitere Gänsehaut bildete. Sie saß so dicht bei mir, dass ich bei jedem ihrer Atemzüge deutlich Lenas süßen und zugleich etwas würzigen Duft wahrnahm, der mir in die Lungen stieg.

Wärme breitete sich in mir aus. Schon lange hatte ich mich nicht mehr so sicher und geborgen gefühlt.

>>Helena, alles gut bei dir?<<, ertönte in dem Moment Lenas Stimme hinter mir.

>> Sag, wenn was ist, hm?<<

>>Mir geht es gut<<, kam es Murmelnd über meine Lippen. Seufzend ließ ich mich zu ihr nach hinten sinken und schmiegte mich sich noch mehr an Lena heran. Dies fühlt sich schon irgendwie schön an.

In diesen Moment schloss ich die Augen und blendete das Stimmengewirr um mich herum aus, die ganze Umgebung, bis es nur noch uns gab. Nur noch uns beide in diesem Raum, sonst niemand mehr.

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In Love - Frau Jordan Teil 2 -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt