Ein Engel

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HELENA

>>Konzentriere dich<<, wurde ich von Victoria ermahnt. Doch meine Kehle fühlte sich plötzlich wie zugeschnürt. Ich spürte, wie mir Tränen kamen. Tränen der Angst, Tränen der Schmerzen. Ich durfte es aber nicht zeigen, ich wollte Stark sein.

Ich Versuchte an Lena zu Denken und hoffte, dass dieser Gedanke mir die Kraft geben könnte, die ich so nötig brauchte, um die Geburt zu überstehen. Ich brauchte etwas, woran man sich festhalten konnte und das war nun mal die Tatsache, dass Lena mich in letzter Zeit so toll unterstützte.

>>Pressen<<
, forderte die Rothaarige vor mir.

>>Immer weiter pressen<<
, verlangte sie von mir. Ich presste und schrie und presste wieder dabei.

>>Weiter, weiter!<<, rief Victoria. Ich presste gegen die höllischen Schmerzen an. Ich bäumte mich auf und presste mit aller Kraft, die mir verblieben war.

>>Ja!, der Kopf ist da!<<, rief Victoria aus und meine Schwester Magda eilte herbei.

Ich schrie auf, als ein allerletzter Schmerz mich durchfuhr. Ich weinte vor Glück und unendlicher Erleichterung, als der Schmerz endlich nachließ.

>>Es ist da!<<
, jubelte meine Schwester und Victoria. Sie befreite das Neugeborene, dann durchdrang ein quiekendes Schreien den Raum.

Mehr bekam ich nicht mehr mit. Ich sackte fix und fertig in mich zusammen. Ich schloss die Augen, während ich in meiner Erleichterung immer wieder ein Wort in meinen Gedanken wiederholte.

>> Geschafft, Geschafft.<<

Ich war viel zu erschöpft, um mich freuen zu können. Ich war froh, nur noch unendlich froh, es überstanden zu haben. Ich brachte ein schwaches Lächeln zustande.

>>Helena, hier ist jemand, der dir Hallo sagen will<<, hörte ich Magda sagen.

Erst in diesen Moment öffnete ich meine Augen. Meine Schwester legte mir den Säugling in die Arme.

Mit tränennassen Augen sah ich lächelnd auf das Kind hinab.

>>Hallo, meine Kleine<<
, hauchte ich ihr zu und legte behutsam meine Arme um das kleine Geschöpf.

>>Sie ist wunderschön<<, sagte Victoria zu mir. Auch meine Schwester stimmte ihr zu.

>>Stimmt, das ist sie<<
, gab ich mit schwankender Stimme zurück und küsste mein Kind sacht auf die Stirn. Alle meine Ängste und Schmerzen, die ich ausstehen musste, waren vergessen. Sie waren bedeutungslos, nun wo ich mein Kind in den Armen hielt.


LENA


Nach den Anruf von Helenas Schwester Magda , bat ich meine Chefin darum für den restlichen Tag frei zu nehmen. Auch für die nächsten Tag bat ich um eine Freistellung. Da meine Chefin sehr offen und spontan war, stimmte sie ohne längere Überlegung zu.

So verließ ich das Geschäft, machte mich kurz nach Haus und packte ein paar Sachen in meine Reisetasche. Dann ging es ab zum Bahnhof und ich hoffte das ich den Nachmittagszug noch erwischte. Ich hatte Glück und so konnte meine Zugfahrt beginnen. Ich informierte meine Eltern per SMS, damit sie sich keine Sorgen machen müssten.

Dann kam die Information von Magda, dass die kleine da ist. Mir Kullerten tränen über meine Augen.

Magda wollte mich vom Bahnhof abholen und dann gemeinsam mit mir zur Klinik fahren.

Der Zug fuhr ein und ich sah vom Fenster sofort Magda, die auf mich wartete.

>>Nah da ist ja endlich der zweite Elternteil der kleinen Maus<<
, sagte sie und grinste mich an.

Bei diesen ausgesprochenen Worten legte sich eine verräterische Röte auf meine Wangen.

>>Wie geht es Helena denn?<<, fragte ich nach einer Weile im Auto.

>>Ihr Körper muss sich erst von den Strapazen der Geburt wieder erholen. Wir werde gleich sehen, ob sie wach ist. Solange kannst du dich mit der kleinen Maus schon vertraut machen<<, erklärte mir Magda.

>>Darf ich sie sehen und halten ohne Erlaubnis, eine Fremde?<<, fragte ich. 


>>Eine Fremde, bist du ja für die kleine nicht, aber ich bin ja dabei und habe die Erlaubnis der Schwestern<<, sagte Magda zu mir.

In Love - Frau Jordan Teil 2 -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt