Akademie

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LENA

Ich wollte meinen nächsten Lebensabschnitt also doch selbst in die Hand nehmen. Ich stellte eine größere Bewerbungsmappe zusammen mit allen wichtigen Unterlagen und ein paar künstlerischen Werken von mir. Helena hatte dabei mir geholfen, aber den nächsten Schritt ging ich alleine.

Ich nahm die Bahn, die zum Rande der Stadt fuhr und lief quer durch einen Park, um vor einem größeren Haus zu landen. Die Front des Hauses war komplett aus Holz und wirkte im Gegensatz zu den Hochglanzbauten in der Stadt ringsherum schäbig, aber gleichzeitig auch gemütlich.

Ich war fasziniert von diesem Gebäude. Es hatte zudem noch eine feine Ironie, wenn man bedachte, dass ich vorhatte hier meinen künstlerischen Durchbruch zu packen und nun hier an dieser Akademie lernen sollte.

Aber gut, ich machte, dass ich von der triefenden Überdachung weg kam. Der Regen tropfte mir von dort unangenehm in den Nacken. An diesem Tag im Juni war es eindeutig noch zu kalt und ich freute mich schon auf die hoffentlich wärmenden Räume.

Mit diesem Gedanken trat ich ein. Das Haus sah von innen aus wie von außen. Auch hier waren die Wände mit Holz verkleidet. Dieses Haus würde einem Feuer nicht mal annähernd standhalten. Es würde brennen wie Zunder. Das dies in unseren Land überhaupt noch steht und zugelassen ist, dachte ich kurz.

Die Holzdielen knarrten unter meinen Schritten, mit denen ich mich auf das Sekretariat zubewegte. Die Tür war offen und ich ging hinein. In der Mitte des Raumes, saß eine ältere Frau hinter dem Tisch und las eine bekannte bunte Zeitung wo es vieles aus Film und Fernsehen zu sehen war. Sonst war anscheinend nicht viel los.

Auf der linken Seite gab es einen Durchgang, der in ein weiteres riesiges Zimmer führte. Überall standen Sessel und Sofas, in die man einsinken konnte. Rechts führte eine große, hölzerne Treppe nach oben. Dort saß wahrscheinlich die Leitung der Akademie.

Ich wusste schon, wie es da oben aussehen würde. Holz, garantiert nur Holz. Ich musste aufpassen, dass ich nicht dachte, ich würde in einem Wald leben. Neben der Treppe befand sich noch eine türloser Durchgang, durch den man in den Speisesaal sehen konnte. Ich hatte beim Hereinkommen eine Glocke geläutet, doch es kam mir wie eine Ewigkeit vor, seit ich eingetreten war. Mir war, als würde hier die Zeit stehen bleiben.

Die Frau die gerade noch intensiv in der Zeitung lass, sah mich plötzlich über ihren Brillenrand hinweg an.

>>Hallo, junge Frau seien Sie so gut und machen bitte die Tür zu. Das Wetter möchte ich doch gerne draußen lassen<<, erklärte sie mir.

 Ich tat wie geheißen. Sie hatte eine freundliche Stimme, ich mochte sie jetzt schon. Sie erinnerte mich an eine ältere Tante von meinem Vater.

>>Guten Tag<<, ich lächelte zaghaft.

  >>Ich heiße Lena Maier.Ich habe einen Termin wegen der Bewerbung für das kommende Semester<<, erklärte ich.

>>Aah, Sie sind das. Ich habe mich schon gefragt, wann Sie kommen würden. Aber nun ja, jetzt sind Sie da<<, sagte diese etwas verwundert.

>>Dann schaue ich mal, ob von der Leitung jemand zu sprechen ist<<, sagte die Frau.

Diese Frau beobachtete mich, als sie den Telefonhörer in die Hand nahm und die Tastatur drückte.

Ich senkte schüchtern und nervös den Blick und blätterte in meine Unterlagen.

>>Gehen sie die Treppe dort rauf bis in den zweiten Stock. Melden Sie sich dort, dann wird man sie Begrüßen<<, sagt sie.

In Love - Frau Jordan Teil 2 -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt