***Wenn***

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"Du hast Recht - es geht dich nichts an!"
"Du hast Recht - es geht dich nichts an!"
"Du hast Recht - es geht dich nichts an!"

Wie ein dumpfer Widerhall hatte sich der letzte Satz, der an sie gerichtet war, immer wieder in ihren Kopf geblinkt.
Einem defekten Blitzlicht gleich.
Obwohl Katherine selbst die Vorlage dazu geliefert hatte, war er ihr vorgekommen wie ein Schlag ins Gesicht.

Erst am zweiten Tag hatte sie sich getraut, eine erneute Textnachricht zu senden.
Katherine :
...und doch bist du mir nicht egal...denn, es lässt mich nicht los. Der Rotschopf hat es nicht verdient auf die gleiche Weise zu leiden! "
...hatte sie getippt und überlegt, vielleicht sogar eine Entschuldigung für ihre Anmaßung hinterher zu schicken, was sie dann aber dann doch verwarf, denn DAS wäre möglicherweise zu dick aufgetragen gewesen.
Einen weiteren Tag danach hatte sie festgestellt, dass er sie gelesen hatte.
- Ohne zu Antworten -
Es war schon im höchsten Maße pubertär, dennoch tat es weh, dass er es nicht getan hatte.

Es wäre alles so verdammt gut gewesen, wenn er nicht im Winter in diesem verdammten Restaurant aufgetaucht wäre.
Die Informationen von Amber oder Lindsay hatten völlig ausgereicht zu wissen, dass er den Rausschmiss scheinbar gut verkraftet hatte.
Er kam doch auf dieser Insel wunderbar zurecht und hatte sich ein neues Leben aufgebaut, fernab von der Navy Gefahrenzone.
Eigentlich war es doch für alle eine gute Entscheidung gewesen, die sie getroffen hatte!
Der Schmerz der Erinnerung hörte von Jahr zu Jahr auf zu stechen und es war bis zu diesem Abend einfach nur gut gewesen hin und wieder zu hören, dass es Owen Grady nach wie vor gut ging.

Sie bekam kaum etwas davon mit, wenn er kurze Besuche in Buffalo machte.
Er machte sie nicht oft - und sie wusste, dass ihn die geballte Ladung Familie bei diesen Besuchen manchmal überforderte.
Zumindest was Lindsay und Matthew betraf.
Weshalb Owen eigentlich ausschließlich bei seiner Schwester wohnte, wenn er für ein paar Tage zurück nach Minnesota kam.
So kamen sie sich nicht einmal in die Quere, als Katherine die Verwaltung von Elm Creek übernahm.
Dass wusste sie.
Wenn er auch nicht oft kam, so war es doch vorgekommen, dass sich Lindsay bei ihr genau darüber beschwert hatte : "Er hält es nicht einmal für nötig in Erwägung zu ziehen in seinem Elternhaus zu übernachten! Als würden wir ihn in ein Turmzimmer sperren oder soetwas.
Unmöglich - Dabei würde es sich einfach bloß gut anfühlen ihn nocheinmal unter unserem Dach zu haben.
Aber Neiiin! - Er geht lieber in die Winzwohnung seiner Schwester, als fünftes Rad am Wagen und hängt, zwischen Couch und Esszimmertisch herum. Es würde Amber doch wirklich entlasten, wenn er hierher käme..."
Theatralisch waren ihre Augen in den Höhlen gerollt, so als könnte sie es tatsächlich nicht verstehen.
Katherine hatte kurz überlegt ihr zu sagen, das die volle Portion der Überbemutterung einfach zuviel sein konnte, doch sie wollte sie nicht verletzten.
Es war nicht selbstverständlich, dass Lindsay und Matthew sie weiterhin in ihr Haus ließen und mit ihr umgingen, als hätte sie lediglich einen Ausrutscher gehabt, nachdem sie ihren heißgeliebten Sohn derart vor den Kopf gestoßen hatte.
Außerdem fühlte es sich gut an, ein bisschen von Lindsay bemuttert zu werden, wenn sie es schon an ihrem Sohn nicht tun konnte und ihre Tochter es schlichtweg ebensowenig zu ließ, wie alles auf die Enkelkinder zu projizieren.
Also hatte Kat lediglich geantwortet: "Naja, er vermisst Amber und die Kids eben auch..."

Es wäre sogar auch noch so lange gut gegangen, nachdem der Rotschopf den Laden verlassen hatte, um Winterkleidung zu kaufen.
Kathrine hätte es lächerlich finden können, dass er dieses zerbrechliche Etwas tatsächlich auf den Berg schleppte zum Ski Fahren.
Es war so lange amüsant, bis zu dem Augenblick, als er im Restaurant aufgetaucht war.

Katherine hatte geglaubt sich noch niemals so gefühlt zu haben.
Sein Blick und die kalte Abweisung, waren unerträglich. So zu tun, als seien die Gradys Gäste wie alle anderen, hatte ihr alles an Schauspielkunst abverlangt, was ihr Repertoire hergab.
Natürlich war es ihr zu Ohren gekommen, dass es in dem Freizeitpark zur Katastrophe gekommen war - man kam ja in den Nachrichten nicht drum herum.
Doch auch der Gedanke an ihn in diesem Zusammenhang, hatte lange nicht solch ein Chaos mit ihren Gefühlen angerichtet wie ihn an DIESEM Abend zu sehen.
Mit IHR!

Er hatte jemand Anderen gefunden, der ihn offensichtlich glücklich machte, während sie immernoch herumlief und nach ihrem GLÜCK suchte.
Und damit hatte sie niemals gerechnet.
Alles was in ihrem Leben passiert war, seit dem regnerischen Abend vor fünf Jahren war irgendwie alles andere als gut gewesen.
Als würde sie ein unsichtbares Schicksal für ihre Entscheidung bestrafen.

Und zwar so RICHTIG, als sie schlussendlich erfuhr, dass es nun auch noch Kinder geben würde.
Kleine, makellose wahrscheinlich zuckersüße Kinder mit roten Kringellöckchen und genauso grauen Augen wie die SEINEN.
IM DOPPELPACK!!!!
Es war nicht zu fassen!
Sie würden sogar HEIRATEN! Kein Wunder - Was auch sonst - altmodisch und traditionell wie er nunmal war......

Das Klingeln an der Tür riss sie aus ihren Gedanken.
Brittany brauchte ewig um die Treppe heraufzukommen, oben an der Tür japste sie.
"Meine Güte warum ausgerechnet die Bude mit dem kaputten Fahrstuhl Kat?"
"Weil ich sie mir leisten kann!" fauchte sie schnippisch.
Brittany verdrehte die Augen, als sie sich auf der Couch niederließ und auf Katherines Handy das offene Foto entdeckte.
Ich hab es noch immer nicht gelöscht Shit!
"Katherine!", sagte Brittany strafend, " Seit der Typ wieder aufgetaucht bist, bist du völlig durch den Wind..."
Kat drehte sich zu ihr um und schnappte nach ihrem Handy.
"Ich weiß... es wäre leichter wenn das nicht passiert wäre...." seufzte sie und schloss den Bildschirm.
Brittany erhob sich von ihrem Platz genauso flink wie sie sich gesetzt hatte.
"Wir gehen aus...und schauen mal was dein Marktwert hergibt..." lachte sie und funkelte sie unternehmungslustig an und zückte ihr Handy, "Du musst mal auf andere Gedanken kommen!"


* * *

"Warum ausgerechnet hier?" maulte Katherine als Brittany vor Bricks Bar anhielt.
"Meine Güte Kat... das nennt man kompensieren, nach einer so langen Beziehung wird es schwer im letzten gemeinsamen Wohnort KEINEN Laden zu finden den ihr NICHT schoneinmal besucht habt!"
So allmählich ging ihr das auf die Nerven.
Es war schließlich alles gut gewesen, bis dieser Mensch mit seiner neuen Liebschaft zurück auf sein Territorium gekehrt war.
Wenn auch bloß kurz.
Seit dem war Katherine nicht mehr Dieselbe.
Es war ihr sowieso unverständlich warum sie ihn überhaupt fortgeschickt hatte.
Immerhin war er ja kein schlechter Kerl gewesen.
Im Gegenteil, wahrscheinlich war er einfach zu gut gewesen und das waren Dinge vor denen Katherine gerne einen Rückzieher machte.
"Komm schon... Ich habe Sam und Ike bescheid gesagt, sie sind schon da... " meinte sie sorglos.
Sie hoffte, dass es Katherine versöhnlicher stimmen würde, wenn sie wusste, dass sie noch ein paar Freunde eingeladen hatte, um sich mit ihnen zu treffen, doch statt erfreut zu sein gab Katherine bloß einen tiefen Seufzer von sich.


Dafür gab es ein großes " Hallo", als die Beiden entdeckt wurden und sie sich zu den Jungs an den Tisch setzten.
Sie hatten eine große Grillplatte vor sich stehen und Sam rutschte beiseite, damit Katherine sich neben ihn setzen konnte.
Sie versuchte freundlich zu sein.
Immerhin hatte Brittany sich wirklich Mühe gegeben, alles zu tun um sie zu zerstreuen.

Es war sogar ganz schön, als Sam ihr etwas von seinem Essen abgab.
Ihre Laune hob sich zusehends, je länger sie zusammensaßen, als das Essen beendet war und sie sich ein paar Drinks bestellten, hatte sie schon fast vergessen, dass sie noch vor einigen Stunden zuhause gesessen und Trübsal geblasen hatte.
Bis zu dem Augenblick, als ihr Handy über den Tisch vibrierte und eine Messenger Nachricht ankündigte:
Owen:
Damit es dich beruhigt: Ich werde bloß nach Kitsap gehen!

Katherine nahm das Handy und las die Nachricht zweimal, bevor ihr klar wurde, dass er ihr allen ernstes eine Nachricht geschickt hatte, um sie zu beruhigen!

Nach der langen Funkstille.
Ihr Herz tat ungewollt einen kleinen Hopser und ein Lächeln überflog ihr Gesicht.
"Na wer hat dir geschrieben...?" fragte Sam neugierig und beugte sich zu ihr, doch Katherine Kippte den Bildschirm weg.
Was wusste er schon?
Im Augenblick fand sie es einfach bloß erleichternd, zu wissen, dass er nichts unüberlegtes Tat.
Auf eine sonderbare Art und Weise fühlte es sich gut an ihn in Sicherheit zu wissen.
Selbst wenn diese einer Anderen gehört!
Sie grub die Zähne in die Unterlippe und antwortete:

Katherine: Vermissen dich die Fische? :-D
Owen: Es sind immer noch keine Fische!
Katherine: Sorry! Rotschopf wird es lieben um den Tank herumzustöckeln! ;-)
Owen: Ich hätte dir besser nicht geantwortet!
Katherine: Es war bloß ein Scherz. Reg dich ab!
Owen: :-X
Katherine: Oho du benutzt Smileys! ;-)
"Kat!!" , drag nun Brittanys Stimme zu ihr durch und sie wusste nicht, wie lange sie wohl schon gerufen hatte.
Irgendwie hatte sie in den paar Minuten völlig ausgeblendet, wer oder was sich um sie herum ereignete.
"Was?" murmelte sie abwesend und legte das Smartphone zurück auf den Tisch.
"Gehen wir noch ins American Legion...?"
"Hmhmmm.. wegen mir...", murmelte sie und wandte sich wieder ihrem Handy zu.
"Vorausgesetzt du schaffst es, dass Teil beiseite zu legen..." knurrte ihre Freundin.
Katherine legte das Telefon schuldbewusst auf den Tisch, nicht ohne vorher auf der Leiste in dem Messenger zu registrieren, dass Owen im Begriff war etwas zu antworten.
Eine ganze Weile schielte sie auf die unsäglichen Wörter, hinter dem blau erleuchteten Hintergrund:
Owen Grady... schreibt...
Bis Sam mit einem Mal ganz nah an ihrer Wange flüsterte: "Wenn etwas in diesem Ding dich derart fesselt.. sollte ich dir wohl auch mal schreiben!"
"Nein, Sam... du sitzt ja hier... ihr wolltet ins Legion..?", meinte sie dann beflissen, um sich nicht anmerken zu lassen, dass sie mit den Gedanken ganz woanders war.
"Ja das wollten wir...", meinte Ike und legte Brittany den Arm um die Schultern, als sie sich erhoben hatten.
"Na dann, was hält uns dann noch hier...?" lachte sie und warf den Pferdeschwanz in den Nacken und schob ihr Handy in die hintere Tasche ihrer Jeans.

Es war 1 Uhr, als Brittany sie endlich von ihrem Haus abgesetzt hatte.
Auch wenn der Abend nett gewesen war, so war Katherine froh, sich nun wieder zurück in ihre vier Wände zurückziehen zu können.
Es hatte einige Mühe gekostet, den angetrunkenen Sam davon zu überzeugen, dass es die bessere Idee war, vor seinem eigenen Haus auszusteigen und nicht noch auf die obligatorische " Willst -Du -noch - n -Kaffee - Aktion" mit zu ihr zu kommen.
Sie war froh darüber, dass es ihr gelungen war ihn abzuwimmeln.
Vor der Wohnungstür zerrte sie zunächst ihren Schlüssel aus der Handtasche, um dann nochmal einen Blick auf ihr Handy zu werfen, in dessen Leiste immer noch die Ankündigung zu lesen war:
Owen...schreibt...

Das Leben findet einen Weg - After we had a 2nd DateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt