Gegen die Regeln

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Owen war froh, als das er den letzten Hering für das große Gruppenzelt in den Boden schlug und sich dieser fürchterliche Tag endlich dem Ende neigte.
Seit er am Morgen mit Claire telefoniert und sie davon unterrichtet hatte, dass er hier festsaß und außerdem Katherine noch aufgetaucht war, hatte sie das Telefonat einfach abgebrochen und er kein weiteres Lebenszeichen erhalten.
"Es war ja nicht geplant, dass ausgerechnet ICH hier bleiben muss." Hatte er geseufzt, als er schon ihre Aufregung durchs Telefon wahrnahm.
Er war hilflos, als es vorwurfsvoll aus dem Hörer kam: "Was soll denn das heißen nicht geplant?"
Er konnte sie sekundenlang atmen hören - in gespannter Erwartung auf eine vielleicht weniger ernüchternde Antwort - als die Einzige, die ihm einfliel:
"Meine Güte Claire, sie hat doch nicht dafür gesorgt, dass ich zu dieser behämmerten Veranstaltung auf der Base bleiben muss!"
"Wers glaubt..?" war ihre schnaufende Antwort gewesen und es klang resigniert.
"Was denn SONST?!?" hatte er geknurrt und dafür ein Wütendes:
"Tzeh!" geerntet.
Sie war wirklich sauer.
Zurecht.
Er wusste, dass ihr im Augenblick vieles schwer fiel, auch wenn sie es nicht zugeben mochte, deswegen konnte er sich annähernd ausmalen, was seine Nachricht in ihr ausgelöst haben musste.
Und das lag nicht nur daran, dass Unvorhersehbarkeiten nach wie vor immer noch nicht ihr Ding waren.
"Ich komm runter, sobald die mich gehen lassen", hatte er versucht sie zu besänftigen.
"Wir werden ja sehen..." hatte sie entgegnet und mit diesen Worten einfach das Gespräch beendet.
Er hatte sogar nochmal versucht wieder anzurufen.
Doch ihr Handy war ausgeschaltet.

Selbiges nahm er seit dem nun erstmals wieder in die Hand, als er seine Sweatshirtjacke aufnahm, die er auf der Wiese, die den Zeltplatz darstelle, abgelegt hatte.
Sie fühlte sich klamm ab, durch das immernoch regenfeuchte Gras, weshalb er sie sich bloß über die Schulter warf.
Er wischte über das Display und standardmäßig erschien als Widget über dem Startbildschirm die Wetterapp, die die Wetterdaten zweier ausgewählter Orte wiedergab:

- Bangor Base, Washington USA 23°C / Sonnig -
Isla Nublar, AMZ 24,4° C / Niederschlag / schwül -

Beim Einrichten des Widgets in Costa Rica hatte die App Automatisch als "In der Nähe befindliche Örtlichkeit" Isla Nublar vorgeschlagen und er hatte es einfach angeklickt, ohne großartig nachzudenken.
Hin und wieder ertappte er sich selbst dabei, dass er sich erinnerte, wie sich das dort angegebene Wetter anfühlte.
Zudem unterschied es sich nicht großartig von dem in Costa Rica und sein Handy suchte sowieso, mittels Ortung, die aktuellen Wetterdaten des Aufenthaltsortes heraus.
Warum sollte er es also nicht bei diesem Ort belassen?
Es war eine Verbindung die er einfach nicht kappen wollte.

Kein Anruf!
Keine Nachricht!
---!


Gerade als er nochmal versuchen wollte, Claire zu erreichen spürte er, dass Jemand neben ihm aufgetaucht war.
Es war die Nähe einer anderen Person, die man wahrnimmt, bevor man diese tatsächlich sieht.
Er blickte auf und direkt in Katherines Gesicht, das Seinem näher war, als er vermutet hatte.
Owen wich unwillkürlich einen Schritt zurück.
"Was macht dein Hangover?", fragte sie freundlich.
"Besser..." murmelte er und kniff die Augen zusammen, so als müsse er prüfen, ob der Kopfschmerz noch da war.
Kat hielt ihm eine Dose Eistee hin, die offensichtlich in einer Kühlbox gelegen hatte, denn an dem Weißblech schlug sich leichter Reif nieder.
Owen blickte sie fragend an.
Lachend drückte sie ihm die kalte Dose auf die erhitzte, freie Haut seines Armes und er zuckte erschrocken durch die Kälte zurück.
"Hey...." protestierte er nach Atem schnappend.
Dann griff er nach der Getränkedose.
"Hab ich dir mitgebracht..." ließ sie ihn überflüssigerweise wissen und öffnete für sich selbst eine weitere Dose unter leisem Zischen.
Dann titschte sie mit einem leisen, dumpfen Klicken an den Rand von Owens Getränk.
"Cheers...", meinte sie und nahm einen tiefen Schluck, " ... du solltest mehr trinken..."
Owen versuchte ein Lächeln, doch es wurde nur ein blödes Grinsen daraus.
Endgültig schob er nun sein Handy in die hintere Tasche seiner Jeans.
Er öffnete die Dose, prostete ihr ebenfalls zu und setzte sie an die Lippen.
"So is' brav...", zog sie ihn auf, "Ärger im Paradies?" fragte sie und nickte zu der Hosentasche in der das Smartphone verschwunden war.
Owen nahm zunächst wortlos noch einen Schluck und blickte sie etwas irritiert an.
"Wieso...?" begann er, doch Katherine unterbrach ihn : "Ich weiß wie du aussiehst, wenn es so ist..." sie zwinkerte und es erzeugte bei ihrem Gegenüber ein missmutiges Gesicht.
"Katherine...", setzte er abermals seufzend an, um erneut von ihr unterbrochen zu werden: "...hör auf zu seufzen Owen. So ist es nunmal. Sag einfach, dass es mich nichts angeht und dann ist's gut..."
Ihre Schlagfertigkeit entlockte ihm schließlich ein richtiges Lächeln.
"Es geht dich nichts an." sagter fest und leerte die Dose während er auf einen nicht auszumachenden Punkt in der Ferne blickte.
"Wunderbar..." meinte sie und lächelte zurück, " wir haben noch diese eine Nacht zusammen in deinem wunderbaren Haus..." raunte sie verschwörerisch viel zu nah an seinem Ohr und für den Moment war sich Owen nicht so ganz sicher, ob sie noch herum flachste.
Estrecht nicht, als sie seinen Arm umklammerte.
"Es ist nicht MEIN Haus sondern das von Claire UND MIR, Kat... " verbesserte er sie deshalb laut und schüttelte ihren Arm ab, "...und es stehen genug Zelte hier, wenn du mir noch weiter auf den Nerv gehst, darfst du gern vor allen anderen eines davon beziehen..." es klang ein bisschen wie eine Drohung.
Doch Katherine lachte nur, " Ich weiß, lass uns einfach was zu Essen bestellen und 'n Film gucken..." schlug sie dann vor. "...jeder auf seiner Seite des Zimmers...Danach werde ich wohl nie wieder mit dir in eine solche Situation geraten. Ich rufe Claire auch gerne an und.."
Jetzt war er es, der sie nuschelnd unterbrach: " Ja mach das, bei dir wird sie gewiss rangegehen..."
"Ahhhh... also doch Ärger im Paradies..." resümierte sie.
Statt einer Antwort ließ er sie stehen und stapfte grummelnd zu seinem Motorrad.

"Sie wissen, dass ich nicht auf einer Naval Base landen kann. Mrs Masrani, ich muss den regulären Flughafen anfliegen. Dafür müssen sie eine Genehmigung einholen..."
Der Pilot wackelte mit dem Stechschritt eines Kommandeurs, zurück zum Hangar,vor seiner Chefin her, .
"Außerdem ist das schon fast kein Mittelstreckenflug mehr..." gab er zu bedenken, "... es gibt Gründe warum eine gewöhnliche Fluggesellschaft Personen in einem solchen Zustand nicht mehr befördert."
Er schüttelte den Kopf und drückte, ihr weiterhin energisch vorraus schreitend, die Tür zum Büro auf, und setzte sich postwendend hinter seinen Schreibtisch.
"Erzählen sie mir doch was Neues..." flapste Anamika ihn an, " ich bezahle sie schließlich dafür und wenn sie diesen Flug machen bekommen sie das Doppelte..." versuchte sie ihn zu locken.
"Soll ich dann vielleicht auch noch als Geburtshelfer einspringen, wenn das alles schief geht...?" meinte er schnippisch.
" Dafür kriegen sie dann eine Prämie als Klapperstorch!", meinte Anamika frech und verließ mit diesen Worten das Büro.

Es war bereits Nacht, als Claire zusammen mit Anamika den ACJ319 bestieg.
Ausgelegt für neunzehn Passagiere hatte ihn Simon nach seinen Wünschen umgestalten lassen, um auch jeden Augenblick seiner Zeit effizient nutzen zu können, und sei es für ein geschäftliches Meeting in der Luft.
Jedoch waren Claire und Anamika heute die einzigen Fluggäste, neben dem Personal, die heute im Airbus flogen.
Es gab sogar eine Schlafkabine an Bord des Luxus Fliegers, die jedoch, wie Anamika versicherte, noch niemals zum Schlafen genutzt worden war.
"Doch falls du heute deine Babies zwischen Costa Rica und Washington State bekommen willst, darfst du dich gern drauflegen..." hatte sie gefrotzelt, während Clarie sich in einen der bequemen Sessel fallen ließ.
Nachdem sich die Luken der weißen Maschine mit der Aufschrift:
Masrani Privatair
geschlossen hatten.
Was machst du eigentlich da Claire?
Findest du es nicht ziemlich überstürzt in deinem Zustand entgegen der ärztlichen Anordnung einen mehrstündigen Flug anzutreten?
Nur weil du ...
weil...
- Ja was eigentlich- ?
Ich weiß es doch auch nicht... Ich komme mir auch gerade sehr dumm vor - aber ich muss das tun!
Etwas in mir sagt das ich das tun MUSS!
Etwas in dir findet es gerade garnicht gut, dass es zuwenig Luft bekommt durch die Höhe!

Das zeternde Ich und das Strampeln in ihrem Bauch machte sie darauf aufmerksam, wie bescheuert diese Idee eigentlich gewesen war.
Als sie endlich die Reiseflughöhe erreicht hatten beruhigten sich die Beiden in ihrem Bauch etwas, allerdings beschlich sie damit eine unterschwellige Besorgnis, dass genau DAS auch andere Gründe haben konnte.
Doch sie schaffte es, tapfer diesen Gedanken beiseite zu schieben, so dass die innere Claire sie lediglich nur noch leise beschimpfen konnte:
Unverantwortlich!
Du bist doch sonst so vernünftig!
Der Reptiliendompteur wird begeistert sein!
Du bist wirklich nicht ganz bei Trost, Clarie Joylene Dearing!

"Hey... du sagst mir doch, wenn es dir nicht gut geht oder?!" hörte sie Anamika, die nun ihre Hand sanft berührte.
"Klar..." gab sie angespannt zurück und versuchte ihren Blick aus dem kleinen, runden Fenster auf die winzigen Lichtpunkte zu richten, die zwischen den Wolkenfetzen nur noch schemenhaft zu erkennen waren.
Clarie wand sich ein Lächeln ab und streichelte die Rundung, in der sie einen kleinen Körper fühlen konnte, der sich gegen ihre Handfläche schmiegte.
Es war ganz bestimmt das Mädchen.
Sie drängte sich immer an die Seite, an der eine Berührung stattfand.
Sie hatte es auf dem Ultraschall oft genug gesehen.

Ein neugieriges, vorwitziges Mädchen... " hatte Dr. Plant gesagt und auf den schwarzen Bildschirm getippt, auf dem eine kleine Hand deutlich zu erkennen war.
Sie hatte an Owens Lächeln gesehen, wie sehr es ihn freute, dass der Arzt ihr diese Eigenschaften jetzt bereits zusprach.
Mehrfach hatte er gefragt ob alles in Ordnung sei.
"Alles in bester Ordnung, Mr. Grady..." hatte er gelächelt und der Schallkopf war auf die andere Seite gerutscht, "ihr Sohn hält gerade ein Schläfchen...", war seine lapidare Bemerkung gewesen und es hatte sie zum Lachen gebracht.


Es war einer dieser Augenblicke, in denen Claire besonders fühlte, wie sehr ihr Herz an ihm hing und das es kein Problem sein würde, dass nun noch um zwei Wesen zu erweitern.
Etwas, das sie nie für möglich gehalten hätte, doch genau dass hatte sie in diese Maschine steigen lassen.


" Kat...!", die Stimme von Travis schlich sich in ihr Bewusstsein, bevor sie richtig wach war.
Er stand neben ihrer Schlafstatt, mit geschultertem Rucksack und grinste ihr voller Tatendrang entgegen.
"... wir müssen los..." informierte er sie.
Katherine blinzelte: "Jetzt schon?" sie langte nach ihrem Handy und warf einen Blick auf die Uhr im Display:
5.30!
Der Kerl hatte eindeutig zuviel Enthusiasmus.
"Es geht doch erst um Acht los..." gähnte sie protestierend.
"Schon, aber wenn wir dann erst dort sind, haben sie alle Plätze schon aufgeteilt..."
Offensichtlich hatte Pfadfinder Travis ihr einiges an Erfahrungen voraus.
Katherine zog sich ihren Schlafsack über den Kopf.
"Ist mir egal..." murmelte sie müde, " halt mir was frei..."
" Das hättest du wohl gern..." antwortete er empört und stemmte die Arme in die Seiten.
"Ja..." gab sie stöhnend ehrlich zu und versuchte sich nicht, der unwiderstehlichen Macht des erneuten Einschlafens hinzugeben.
Doch es war sehr verlockend.
Was zur Folge hatte, dass sie ihn bloß noch murmeln hörte:"--- ist sowieso besser---- weil diese sonderbare Konstellation mit deinem Ex - Freund muss ich nicht länger haben---- Katherine...?! --- Hmmach! -- Bis später---"
Das darauffolgende Zuklappen der Eingangstüre trug sie sanft zurück in einen dämmrigen Schlaf, von dem sie nicht sagen konnte, ob er lange gedauert hatte, oder bloß einige Minuten.

Doch als ihr Bewusstsein sie zurück an die Oberfläche holte, hörte sie erneut Geräusche, doch diesmal war es Niemand, der sie mit Absicht aus dem Schlaf holen wollte.
Denn, es war nicht Travis Stimme, die erneut nervig neben ihr quakte.
Es war überhaupt Niemand, der sich unmittelbar neben ihr befand.
Vielmehr war es das Rufen aus einem anderen Raum, von dem sie das Gefühl hatte, das Ganze bereits schon einmal erlebt zu haben.
"Blue!"
Es war ein undeutlich klingender, halblauter Ton aus dem Nebenzimmer.
An weiteren Schlaf war nun nicht mehr zu denken.
Katherine richtete sich auf und lauschte.
"Nicht...!Nein...!"
Es waren dieselben Rufe wie am vergangen Morgen und sie kamen eindeutig aus Owens Schlafzimmer.
Scheinbar suchte ihn derselbe Traum erneut heim und es erfüllte sie dieses Mal mit einer merkwürdigen Art Mitleid.
Etwas über Das zu wissen, was er scheinbar über einen längeren Zeitraum mit in seine Träume nahm, dass so verborgen zu sein schien, dass er es möglicherweise nicht einmal Selbst wusste.
Vorsichtig erhob sie sich und lauschte in die Stille.
Hatte er sich beruhigt?
"... Blueee!"
Wohl nicht...
Sie schlüpfte aus dem Zimmer und öffnete lautlos die Tür zum Nachbarraum.

Owen lag bäuchlings in den Kissen und in selbiges hatte er seine linke Hand fest hineingegraben.
Unwillkürlich schlich Katherine ein kleines Stück näher und fuhr erschrocken zusammen, als er sich bewegte und stöhnend hin und her wand.
"Nein...nein..." murmelte es nun undeutlich über seine Lippen und die Muskeln seines nackten Oberkörpers waren wie in großer Anstrengung angespannt.
Seine Stimme klang merkwürdig, rau, belegt und erfüllt von einer sonderbaren Angst, die ihr unbekannt war.
Katherine überlegte, ob sie eine Möglichkeit hatte ihn zu erlösen...
ihn zu wecken...
....aus dem Traum herausholen, der ihn auf solch grausame Weise gefangen hielt...
Doch sie würde erklären müssen, weshalb sie überhaupt dieses Zimmer betreten hatte. Schließlich ging es sie nichts an, was sich hinter dieser Tür ereignete.
Was auch immer es sein mochte.
Auch wenn sie den Abend gemeinsam wirklich friedlich vor dem Fernseher verbracht hatten, bei einer behämmerten Gameshow und Lieferantenpizza, wie eingefleischte Kumpel.
Er war früh zu Bett gegangen - viel zu früh für ihren Geschmack - jedoch die vorangegangene Nacht und der darauf folgende Tag, hatten ihren Tribut gefordert .
Ein weiteres Rufen aus seiner Kehle, ließ sie nun endgültig aus ihrer Starre erwachen:
"Claire!! Nein...!"
Gut... Jetzt sollte ich wirklich gehen, denn was auch immer dich quält Owen.... es ist EUER Problem!

Der Landeanflug auf Tacoma / Seattle erfolgte bei dem strahlendsten Sonnenschein des Spätsommerwetters von Washington State.
"Wir haben 23°C und es weht ein leichter Wind Mrs. Masrani..." tönte es aus den Lautsprechern und Claire erwachte aus ihrem leichten Dämmerschlaf.
"Wie geht es dir?", fragte sie besorgt als Claire sich aus dem Sitz hob. Froh das Dröhnen und den Druck auf den Ohren endlich los zu sein.
Es schien als wollte sie einen Moment in sich hinein hören um ihre Antwort sorgfältig dem Wahrheitsgehalt zu unterziehen, doch ein leichtes Rucken in ihrem Inneren verriet ihr: Fester Boden gefiel ihren Kindern scheinbar besser als Flughöhe!
Gott sei dank ist alles gut gegangen!
"Alles bestens..." gab sie zurück und hievte sich aus dem Sessel.
"Bitte besorgen sie uns einen Wagen, der uns zur Naval Base bringt..." raunte Anamika dem Steward, der sie begleitet hatte, zu während Clarie die herangeschobene Gangway betrat.
Sie fühlte sich tatsächlich etwas wackelig auf den Beinen.
" Reiches Mädchen sein ist wunderbar was?..." gab sie zurück und zwinkerte siegessicher, als Anamika ihr folgte.

Ein fröhliches: "Guten Morgen! " katapultierte Kat aus ihren Gedanken, denen sie nachgehangen hatte, während sie ihre Klamotten zusammen packte.
Der Hausbesitzer stand lächelnd in der Tür und Katherine konnte nicht verhindern ihn zu mustern. Angefangen bei seinen nackten Füßen, die ihr näher waren als sein Gesicht, da sie nach wie vor auf dem Boden hockte.
Ihre Augen wanderten über die karierte Boxer an seinem Körper nach oben, hielten kaum merklich an der winzigen Narbe auf seiner Brust an...
Was ist da bloß mit dir geschehen?
... und landeten schließlich in seinem Gesicht: Unrasiert und vielleicht ein bisschen Schlafzerknautscht, jedoch war genau das die Art alte Vertrautheit, die ihn für Katherine immernoch attraktiv machte.
Genug Jetzt!!!
Sie schüttelte den Kopf, um die Gedanken in Ordnung zu bringen und wendete sich wieder ihren Sachen zu, während sie in den Rucksack murmelte: "Guten Morgen... "
"Danke für den Kaffee... " sagte er ehrlich und hielt die Tasse hoch, in die er sich aus der von Katherine bereits früh gekochten Kaffee, aus der Thermoskanne, eingeschenkt hatte.
"Sieh es als Zeichen meiner Dankbarkeit, dass du mich gegen deinen Willen ertragen musstest... " erst jetzt erhob sie sich, "ab heute gibt es keinen Katherine - Kaffee mehr, wenn du aufstehst. "
Er grinste leicht.
"Ich hoffe du hast trotzdem gut geschlafen... "
meinte er.
"Ja...vielleicht etwas...", sie zögerte kurz bevor sie weitersprach, "... unruhig... "
Er lächelte bloß, ohne darauf einzugehen. Vielleicht wollte er es aber auch bloß nicht preisgeben.
Woher sollte er wissen, dass sie sich sogar zweimal in sein Zimmer geschlichen hatte?
Schließlich war es ihr Geheimnis, dass sie in der Tat beobachtet hatte, wie ihn seine Träume heimsuchten.
Inzwischen kam es ihr mehr als Psycho vor.
Doch als er sich streckend reckte und frech antwortete:"Also ICH hab geschlafen wie ein Stein.... " war Katherine sich fast sicher, dass er WIRKLICH keine Ahnung davon hatte, dass er von einer Art unsichtbaren Dämon außerhalb seines Bewusstseins heimgesucht wurde.
Wahrscheinlich spielte er darauf an, dass er in einem richtigen Bett geschlafen hatte und nicht wie sie auf dem Boden.
Aber, es musste doch etwas hängen geblieben sein?
Wer sich derart quält, kann doch nicht morgens aufwachen und keinen blassen Schimmer mehr davon haben.

"... Tatsächlich...? "sprang es ungewollt über ihre Lippen und sie erhob sich.
Als sein sein Gesicht sah, sag es ahnungslos aus, wie ein leeres Blatt Papier.
Er hat wirklich keine Ahnung!
"... das freut mich..." setzte sie schnell hinzu und verließ mit gepackten Sachen das Zimmer.
Owen folgte ihr und bog aber dann in die Küche ab, in der er die Tasse abstellte und nach seinem Handy griff.
Immernoch keine Nachricht .
Er verschwand im Bad und Katherine zog ihre Jacke an, um das Haus nun endgültig zu verlassen.
"Ich bin dann weg! "teilte sie ihm durch die halboffene Tür mit.
Mit inzwischen einem T-Shirt bekleidet, kam er zu ihr.
"Okay... wir sehen uns dann... " sagte er und es hatte den Anschein, dass die unfreiwillig tragische Komik, die das Ganze in sich barg, nicht so ganz zuließ, sich in einer angemessenen Weise voneinander zu verabschieden.
Also berührte er sie nur vorsichtig an der Schulter und das musste reichen.
"Ja... später... " sagte Owen und hielt seine putzbereite Zahnbürste hoch, die er sich in den Mund steckte sobald die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war.

Nachdenklich schmeckte er den minzigen Schaum, der sich in seinem Mund ausbreitete und wischte mit der freien Hand über das Display seines Handys zu seinem Messenger, um eine Nachricht an Claire zu schreiben, denn allmählich machte er sich echte Sorgen darüber, warum sie kein Lebenszeichen von sich gab und bei einem erneuten Anruf an Schnösel Paul zu geraten wollte er nicht riskieren.
Sein Unterbewusstsein registrierte ein Geräusch an der Tür, noch bevor das Zuklappen derselben tatsächlich bei ihm angekommen war.
"Ich war jetzt davon ausgegangen, dass du den Schlüssel hingelegt hast...."murmelte er mit dem Mund voll Zahnpastaschaum und legte das Handy auf den Waschbeckenrand.
Verärgert stapfte er hinaus, um Katherine endgültig die Meinung über persönliche Grenzen zu Geigen.
Sich mit dem geliehenen Schlüssel nochmal Zutritt zu verschaffen, um diesen schlussendlich abzugeben, gehörte eindeutig dazu!
Er trat energisch in den Flur und blickte in funkelnde, grüne Augen, die ihn aus dem Puppengesicht entgegenschauten, um das sich das fuchsrote Haar wild wellte.  

Das Leben findet einen Weg - After we had a 2nd DateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt