Die Schneise, die mittlerweile zwischen den großen Palmen entstanden war, zeugte weiterhin von der Existenz jener Kreatur, die Anamika nur schemenhaft zu Gesicht bekam, seit sie die Insel verlassen hatte, um das Imperium ihres Vaters zu übernehmen und sich um alle weiteren Unternehmen zu kümmern, die nichts mit diesem Eiland zu tun hatten.
Dennoch ihr Versprechen war ungebrochen: Regelmäßig Futtertiere zu liefern.
Wie sooft fragte sie sich, ob es wohl gelingen würde, erneut einen Fuss auf die Insel zu setzen?
Es war Barry immerhin gelungen, Owens Motorrad zu holen.
Wie auch immer er das geschafft hatte.
Er hatte es mit viel Akribie und Liebe zum Detail restauriert. Und doch war sie dieses Inselflair niemals losgeworden und sie wusste , dass es Owen genauso empfunden hatte, als er sie wiederbekam.
Jedesmal wenn er zu Besuch kam, war da dieses Gefühl , dass sie in seinen Augen sehen konnte:
Die Sehnsucht nach der Insel.
Mehrmals hatte sie ihm angeboten wieder für Masrani Global zu arbeiten.
Doch ebenso gehörte sein Herz ihrer Managerin, die er mit allen Möglichkeiten schützen wollte.
Und Clarie brauchte diese Sicherheit, die seine Arbeit bei der Navy ihnen gab.
Es war gut, dass sie nichts genaues davon wusste, dass Henry bestens informiert war was sich auf der Insel tat.
Aber sie hielt ihn wohlweislich fern.
Meine Insel... und deine Schlauheit tut gut daran, sich nicht überrumpeln zu lassen von Gefühlen. Das einzige worauf du dich verlassen kannst, ist dein Misstrauen
"Wie lange willst du sie noch sich selbst überlassen Ana...?"
Henry seufzte.Er fuhr sich durch sein angegrautes Haar und blickte sehnsüchtig hinüber.
"Solange sie kommt...." antwortete sie und sah, wie der große Körper von Rexy kurz durch die Bäume zu sehen war. Es war jedes Mal ein atemberaubender Moment, wenn sich ihr massiger Körper vom sonstigen Grün der Pflanzen urplötzlich abhob.
Ein unwirkliches Trugbild.
Eine wahr gewordene, optische Täuschung aus Schuppen und Zähnen.
Dann verschwand die Grand Dame wieder im Dickicht des Dschungels, so schnell wie sie herangekommen war.
Manchmal ließ sie ihren unverwechselbaren Ton vernehmen, der wie das Signal eines Güterzuges zu ihnen herüber schallte, doch heute war sie still.
Die Versorgungsboote kamen im Eiltempo zurück, die Fahrer konnten dem Ganzen nicht schnell genug entkommen.
Lediglich die gute Bezahlung ließ sie bis fast ans Ufer fahren und und die Futtertiere freigeben.
Es war jedes Mal dasselbe.
Sie machten große Augen, wenn sie die Verschwiegenheitserklärung unterschrieben, doch das viele Geld lockte sie für eine Weile.
Natürlich fragte die Presse hin und wieder nach, doch in ein Boot gestiegen, um sich selbst ein Bild der Situation zu machen, war seit der Katastrophe niemand mehr.
Es war genug, wenn sie sich sicher sein konnten, dass sämtliche Vorkehrungen getroffen wurden, dass die übrigen Kreaturen auf dem Eiland verblieben, auf dem sie waren.
"Die Raptoren...",begann Henry doch Anamika unterbrach ihn: "...sind am Leben...!"
Ihre Stimme klang beharrlich,"Ich weiß, dass sie leben. Wenn Rexy es tut..."
"Du weißt, dass sie sie gefressen werden könnten und..." begann er neu.
"Raptoren Henry....", fiel sie ihm grinsend ins Wort und gab den Kapitän den Hinweis beizudrehen.
"Ich würde nur zu gerne einen Blick riskieren..."
Henry klang wehleidig wie immer.
"Es gibt einen Grund, warum ich das noch nicht zulassen kann.... Das weißt du...Bisher hat dich keiner mit dem Biosyn Vorfall in Verbindung gebracht und das soll auch so bleiben. Wie bist du bloß auf die Idee gekommen...?" begann sie, doch diesmal unterbrach Henry sie
"Das war VOR allem dem hier...Wie oft denn noch...?"
"Meinen Insel.... Meine Regeln!" antwortete Anamika unerbittlich.
Dann lenkte das Klingeln ihres Smartphones sie ab.
Es musste schon mehrere Male einen Anruf gegeben haben, als sie auf das Display blickte, doch seit kein Sendemast auf der Insel mehr einen Kontakt herstellte, hatte man erst ab einem gewissen Punkt auf dem Ozean wieder einen sicheren Empfang.
"Anamika Masrani?"
"Claire hier.... Wo steckst du...?"
"Hey...", sie lächelte weil es jedes Mal eine Wohltat war ihre Stimme zu hören.
"Können wir uns heute mittag treffen, ich muss etwas mit dir besprechen...?"
Es fühlte sich an, als habe man seinen Schädel in einen Schraubstock geklemmt, als Owen zum ersten mal bewusst wahrnahm, dass die Sonne bereits hell im Zimmer stand.
Langsam und vorsichtig öffnete er die Augen.
Die Helligkeit stach, wie mit einem Messer, in sein schmerzendes Hirn.
Zusätzlich zu den Dehydrierungserscheinungen, die sein Körper aufgrund des Exzesses vom Vorabend zeigte, fühlte es sich an, als sei er von einem Bus überrollt worden.
Mit einem Schnaufen schloss er die Augen wieder und hoffte, dass unangenehme Gefühl würde vorbei gehen.
Stattdessen kämpfte sich nun ein unglaublicher Durst an die Oberfläche seines allmählich wieder den Betrieb aufnehmenden Bewusstseins.
Er rollte sich bis zur Bettkante und ließ einen Fuß willenlos auf den Fußboden vor dem Bett sinken.
Irgendwie schaffte er es in eine aufrechte Position, von der er sich nicht sicher war, ob sie ihm gut bekommen würde.
Doch mühsam erhob er sich und wankte schließlich, sich tapfer am Geländer der Treppe Halt suchend, ins Untergeschoss seiner Behausung in Richtung Küche, wo er sogleich den Kühlschrank ansteuerte, um eine Flasche Soda heraus zu nehmen, mit der er seinen Durst stillen konnte.
Dass er nicht allein in der Küche war, bemerkte er an den leisen Geräuschen die zu ihm durchdrangen , als er die Flasche ansetzte und tiefe Schlucke daraus nahm.
WER es eigentlich war, verriet ihm seine schwache Erinnerung allerdings erst, als er die Kühlschranktür zuwarf und in die Gesichter, der zwei Gestalten blickte, die an seiner Küchentheke sassen und zu ihm herüber schauten, als habe sich ein scheues Waldtier aus seinem Refugium gewagt.
Owen setze die Flasche ab und die Dichtung der Kühlkombination zischte mit einem ansaugenden Ton wieder an ihren Platz.
Sekundenlang starrten sie einander an.
Oh meine Güte...
Meine Güte...
Die hatte ich nicht mehr auf dem Schirm!
Verflucht!
"Guten Morgen..." erhob Katherine als erste das Wort. Ihr Lächeln war sanft und nur ganz leicht spöttisch.
Owen kniff die Augen zusammen, in der Hoffnung es würde seinen Kopfschmerz lindern und ganz vielleicht dass, wenn er die Augen öffnen würde, alles bloß ein Traum wäre.
Doch als er es tat, saß sie immer noch an der Theke.
Wie eine vergessene Puppe blickte sie ihn an:
Eine Kaffeetasse in der Hand mit dem Pfadfinder von gestern, dem die Situation sichtlich unangenehm war.
Schnell ließ der seinen Kaffeebecher schuldbewusst sinken, als Owen den Deckel wieder auf seine Flasche drehte und neben dem Kühlschrank auf der Anrichte abstellte.
"Nicht halb so gut wie du denkst..." antwortete er schließlich auf ihren Gruß mit rauer Stimme und fuhr sich durch die Haare, "aber wir müssen wohl das Beste daraus machen..."
"Lt. Grady.... ich ehm...", begann Travis und rutschte auf seinem Stuhl herum.
"Warum denn so förmlich Travis...? Andere fühlen sich doch auch hier wie zu Hause... " grummelte er und lehnte sich an den Kühlschrank, weil es ihm sicherer erschien sich für diesen Moment Halt zu suchen, während sein Gehirn fieberhaft versuchte, sich die Einzelheiten, des vergangenen Abends ins Gedächtnis zu rufen.
Wie bin ich in mein Schlafzimmer gekommen?
Ich weiß es nicht mehr, verdammt!
Und WO hat SIE wirklich geschlafen?
Habe ich Claire erreicht?
Weiß sie, dass ich heute Abend nicht auftauche?
Ich hab sie doch angerufen, oder?....
Ich habe mit Saul telefoniert....
dieser Idiot...
"... bin ihnen immer noch dankbar..." drang es wieder zu ihm hindurch, was Owen dazu veranlasste, wieder am Geschehen um ihn herum teilzunehmen.
"... jah ist ja gut. DU bist ja auch nicht das Problem..."schnaufte Owen und seine linke Hand umklammerte die schwarze Arbeitsplatte hinter ihm.
Travis hob verständnislos die Brauen und Katherine warf Owen einen bösen Blick zu.
"WAS?!" gab Owen zurück, "... an Abstrusitäten, die mir bisher so untergekommen sind, ist das hier echt die Schrägste und ich habe mich von Genhybriden durch den Urwald jagen lassen. Wer beherbergt schon seine Ex gerne freiwillig in seinem Haus...?"
Travis atmete geräuschvoll aus und blickte nun von einem zum Anderen.
"...die noch zu allem Überfluss aus Minnesota..."
"Ich habe NICHT bedacht, dass es SO kommen wird!" verteidigte sich Kat und funkelte ihn an," ich dachte, du bist dann sowieso nicht hier... Das kannst du glauben, oder lassen!"
"Fein!!" machte Owen und hasste sich dafür, dass sein Kopf so sehr schmerzte, dass ihm die Argumente fehlten.
"Fein..." entgegnete Katherine etwas ruhiger.
In diesem Moment kämpfte sich schlagartig eine noch nie zuvor gespürte Übelkeit nach oben.
Scheiße verdammt!
Bitte nicht!.
Es war einfach unmöglich dem noch länger Stand zu halten, also stürzte er aus der Küche und verschwand im Bad, wo Owen sich tatsächlich augenblicklich übergeben musste.
Das absolut erbärmliche Gefühl, dass er in sich trug, erreichte seinen Gipfel, als Katherine in der Tür auftauchte und sich mit übereinandergeschlagenen Armen in den Rahmen lehnte.
Es kann wirklich nicht Schlimmer kommen, als dass du hier tatsächlich auf dem Boden in seinem Bad hockst, in dein Klo kotzt, weil du dich letzte Nacht absolut übernommen hast, und dir deine Ex dabei zusieht!
Meine Güte... wo sind die alles verschlingenden Katastrophen, wenn man sie mal braucht?
Am Rande registrierte er eine zuklappende Haustür.
"Travis ist zum Zeltplatz gegangen, beim Aufbau helfen..." erklärte Katherine ohne gefragt worden zu sein, "...es war ihm wohl alles ein bisschen seltsam..." meinte sie vorsichtig.
Owen kam wieder nach oben und drückte die Toilettenspülung.
Dann ging er zum Waschbecken und spülte sich den Mund aus.
Auch wenn er sich körperlich - für den Moment wenigstens - besser fühlte, so änderte das leider nichts an dem erbärmlichen Zustand, der seinen Geist gefangen hielt, wie ein Karnickel in der Grube.
Er spuckte einen Wasserschwall ins Waschbecken.
"Er hat vollkommen Recht... Seltsam ist noch harmlos..." stöhnte er und ließ sich anschließend kaltes Wasser in die Hände laufen und schüttete es in sein Gesicht.
Warum kann sie nicht einfach auch verschwinden?
Hau einfach AAAAB!
"... bist du okay?", und diesmal klang Katherine wirklich besorgt.
Es geht doch niemanden etwas an wie es mir geht!
"Seh ich so aus?!", antwortete er verzweifelt und Katherine bedachte sein Rufen im Traum letzte Nacht.
Ob er davon etwas wusste, oder war es einer jener Träume gewesen, die beim Aufwachen mit dem Dunkel der Nacht einfach verschwunden waren?
Er sah wirklich Elend aus und es tat ihr leid ihn so zu sehen.
Blass und irgendwie traurig.
Seine schönen, dunkelgrünen Augen hatten tiefe Ränder und auch wenn es ihn durchaus einfach attraktiv machte, dass er unrasiert war - so ließ es ihn für den Augenblick zumindest - noch mitgenommener aussehen.
Dennoch versuchte sie, sich klar zu machen, dass es lediglich am Kater lag.
Du musst nicht mehr herumspinnen, oder interpretieren, als dass was du siehst Katherine.
Oh diese Reise war genauso schlecht für dich wie für ihn. Siehst du das nicht?
Auch wenn es nur bedingt an dir liegt... das ist leider eine Tatsache
"Ich fühle mich, als hätte mich ein verdammter Laster überfahren!" meinte Owen und zog sich den Sweater, den er von gestern immer noch trug, über den Kopf.
Für einen Sekundenbruchteil blieb Katherines Blick an seiner blanken Haut hängen.
Macht er das wirklich OHNE Absicht?
Er hat sich mal so gut angefühlt...
Achtlos warf der das Kleidungsstück auf den Boden.
Owen machte Anstalten die Sporthose auch noch auszuziehen und warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu.
"Ich würde gerne duschen..." verkündete er,"...möchtest du vielleicht dabei zusehen?", setzte er scherzhaft fort, jedoch ohne zu Lächeln und nickte dabei zur Tür.
Da ist ja nichts, was ich nicht schon gesehen habe... - Außer vielleicht ein paar Narben, die es vorher noch nicht gab
- Erstaunlich,dass ich das registriert habe! -
"Außer deinem Hangover, meine ich... ob es dir gut gut geht... " beharrte sie stattdessen.
"Es würde mir besser gehen, wenn ich gleich wie geplant, in meinen Flieger steigen könnte..." gab er zu und versuchte sich zusammen zu nehmen, denn dafür, dass er dazu verdonnert worden war, auf der Base zu bleiben, konnte Katherine nun wirklich nichts.
"...das tut mir ehrlich leid...", sagte sie schuldbewusst.
"Ist ja nicht deine Schuld." erteilte er ihr zumindest eine kleine Absolution, weil sie ihm in diesem Augenblick tatsächlich leid tat, wie sie dort mit hängendem Kopf in der Tür stand.
Hätte doch der beschissene Flyer einfach nicht im Ferienhaus gelegen!
"Ich hoffe sie spannen dich nicht zu lange ein." versuchte sie erneut und blickte wieder zu ihm herauf.
"Bis das hier vorbei ist schon. Meiner Vorgesetzten ist es eine Genugtuung..." seufzte er.
"Deine Mom hat mir Cookies für dich mitgegeben..." fuhr sie zusammenhanglos fort, ich sollte sie dir vorbeibringen bevor du abreist..." dann lachte sie, " aber ich hätte sie selbst gegessen, wenn uns das Sckiksal nicht auf eine solch merkwürdige Weise zusammengebracht hätte..." meinte sie ehrlich.
Er ließ ein leises, schnaufendes Lachen vernehmen.
Doch bei dem Gedanken an Nahrungsaufnahme hatte Owen das Gefühl, sein Magen würde erneut die Rebellion antreten.
"Ahm... lässt du mich jetzt duschen...?" sage er matt und seine Zähne gruben sich in die Unterlippe, um das Gefühl erneut aufkommender Übelkeit zu kompensieren.
"Sicher. Ich mach dir nen Kaffee und dann bist du mich den Rest des Tages los."
Der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee stieg in seine Nase und dämpfte den Kopfschmerz etwas, als er aus dem Bad trat.
Sie hat wirklich Kaffee gekocht.
Owen war nur in frische Boxershorts geschlüpft und rubbelte sich mit dem Handtuch über die Haare, als er erneut an diesem Tag seine Küche betrat.
Katherine war gerade dabei einen Kaffee Becher zu befüllen.
"Hier...", meinte sie, beflissen, "...trink das, dann geht es dir besser..." Dann hielt sie ihm die schwarze Tasse hin.
Owen griff danach und nahm einen vorsichtigen Schluck.
Der Kaffeegeschmack der sich in seinem Mund ausbreitete, milderte tatsächlich das Gefühl von Übelkeit ab und zurück blieb eine unglaublich bleierne Müdigkeit.
"Danke..." sagte er bloß und rutschte auf einer der Hocker an der Theke.
"Fühlst du dich besser...?"
"Ein bisschen schon...", dann lachte er kurz und nahm noch einen Schluck, "Sowas wie gestern ist mir seit Ewigkeiten nicht mehr passiert. Verdammt! Wie bin ich bloß heim gekommen?", er schien sich das Ernsthaft zu fragen und es ließ Katherine unwillkürlich grinsen, "Es ist gut, dass mich Claire nicht so sehen kann.Es reicht schon , dass ich ihr sagen muss, dass ich heut nicht in Costa Rica eintrudeln werde... " dem folgte ein herzhaftes Gähnen.
"Vielleicht kann sie ja herkommen..."
"Der Arzt lässt sie nicht mehr fliegen.", damit deutete er auf seinen Bauch, ".. und das ist auch gut so, unsere Kinder sollen ruhig Costa Ricaner werden... es war die beste Zeit meines Lebens, die ich dort verbracht hab...und es hat mich zu dem Besten geführt, dass mir je passiert ist..."
Kat ignorierte die leisen Stich, den ihr diese Aussage verpasste und registrierte gleichzeitig wie unglaublich müde er auf sie wirkte.
Stattdessen schob sie ihm eine Dose hin, auf der ein Zettel klebte:
Für Owen und Claire, in Liebe Mom.
"Danke..." nuschelte er und schob die Dose beiseite.
Es war schön, dass seine Mutter inzwischen wirklich sie Beide bedachte, doch immernoch bereitete ihm der Gedanke an Essen Unbehagen.
"Ich muss los..." ließ Katherine ihn wissen und berührte sanft seinen Arm.
"Hmm.. machte er, " ..ich muss dringend noch eine Runde ins Bett. Du hast ja den Schlüssel..." , mit diesen Worten verzog er sich erneut nach oben ins Schlafzimmer und Kat war froh, dass er ihr gegenüber nun viel wohlwollender klang als am vergangenen Tag.
Er ist und bleibt einfach ein guter Kerl!
Claire lavierte sich ungelenk hinter den Tisch im Restaurant der Lodge, in der sie mit Anamika zum Mittagessen verabredet war.
Sie war ungeduldig, denn wenn ihr eines Zuwider war, dann Leute die ihr sagten, was das Beste für sie sei.
Es musste doch einen Weg geben diesem Arzt klarzumachen, dass sie bloß schwanger war und es keinen Grund gab, sie deswegen aus dem Verkehr zu ziehen.
Eine Weile spähte sie zum Ausgang, dann nahm sie ihr Handy auf und erinnerte sich an das sonderbare Telefonat, dass sie gestern zuletzt geführt hatte, oder vielmehr offensichtlich mit Owens Hosentasche.
Oder wo auch immer das Mobiltelefon gesteckt hat?
Was hat er gemacht, ich hab seit gestern kein Lebenszeichen?
- Party hat er gemacht Claire -
Du Dummerchen, während du hier hockst und darauf wartest, dass der Tag herumgeht!
Sie scrollte hektisch mit dem Daumen über das Display und ihrem Chatverlauf im Messenger, den sie zuletzt mit Owen geführt hatte.
Er hatte ihr nicht gesagt, dass er vorhatte noch auszugehen.
Kontrollfreeeaaaahhk
Dennoch bohrte sich in ihren Kopf dieser kleine Nagel, geschaffen aus der Erinnerung an den höchst seltsamen Telefonkontakt des vergangen Abends.
Saul hatte ihr gesagt, dass er angerufen hatte und sie dringend sprechen wollte.
Ein weiteres Mal für heute ließ sie ihr Handy seine Nummer wählen, jedoch erfolglos.
Vielleicht ist er mit seinem Delfin abgesoffen!
Noch bevor sie sich mit ihrem inneren Selbst anlegen konnte, sah sie endlich, dass Anamika den Kiesweg herunterkam und auf ihren Tisch zu schritt.
Sie legte das Mobiltelefon unverrichteter Dinge auf der Tischplatte ab.
"Du bist zu spät." grummelte sie während Anamika sich auf den gegenüberliegenden Sitzplatz fallen ließ.
"Entschuldige... ich wollte deinen Zeitplan nicht durcheinander bringen...", meinte Anamika und blickte zurück in die Richtung aus der sie gekommen war.
Claire kam nicht umhin ihrem Blick zu folgen und sah ein Auto davon fahren, an dessen Steuer sie eine Person ausmachte, die ihr allzu bekannt vorkam.
Sie kniff die Augen zusammen.
"Bist du mit diesem Wagen gekommen?" fragte sie unverblümt, "...das war doch Henry oder nicht...?"
"Ja, er hat mich hergebracht, " gab Anamika zu und seufzte.
"Er war mit dir an der Insel?!", in Claires Augen spiegelte sich ein Hauch von Entsetzen.
"Er war bloß mit im Boot."
" Anamika, du bleibst doch nach wie vor auf diesem Boot...? Oder...?"
"Möchtest du das überprüfen? Ich nehme dich gerne mit... Immerhin fahre ich bloß dorthin, um mein Versprechen einzulösen, das dein Allerliebster mir abgenommen hat...?" gab sie voller Trotz zurück.
Claire verzog abwertend das Gesicht.
"Laut deinem Arzt habe ich bald sehr viel Zeit für solche Unternehmungen..." grummelte sie weiter und jetzt erkannte Anamika den Grund für Claires Misslaune. Dr. Plant hatte ihr offenbar das Arbeiten untersagt.
Erst die Flugreisen und jetzt auch noch ihre geliebte Arbeit.
So wie sie es schon die ganze Zeit befürchtet hatte.
Ein unhaltbarer Zustand für Mrs. Business.
"Es ist doch nur zu deinem Besten...", sagte sie nun sanft und berührte ihren Arm, "Wenn es nach Owen ginge, hätte er dich schon viel früher in Watte gepackt...Wie du weißt. Ich werde dafür sorgen, dass du auf keinen Fall vergessen wirst. Deine Mitarbeiter lieben dich..." lachte Anamika.
"Naja ob das so erstrebenswert ist, lassen wir mal dahingestellt sein...", und Claire dachte daran, dass Barry einer dieser Mitarbeiter war, der sicherlich auch dafür sorgte, dass seine Chefin gut bei den restlichen Angestellten gelitten war.
In Jurassic World hatten die Uhren anders getickt, doch das war lange her.
Auch wenn sich die Insel immer wieder zurück in ihr Bewusstsein kämpfte - und sei es nur in Form des Wissenschaftlers, der all das urzeitliche Leben dort erschaffen hatte.
"Hältst du es tatsächlich für klug, Henry mitzunehmen?", stellte Claire nun in Frage, "... ich weiß, wie gern er mitgekommen wäre allein schon, um das Motorrad zu holen...Oder zumindest aus diesem Anlass heraus einen Fuß dorthin zu setzen. Ich halte das für kein gutes Zeichen. Ich möchte dich daran erinnern, dass er mit einem Koffer in einen Hubschrauber gestiegen ist, in dem er Genmaterial weggeschafft hat, von dem DU bis heute auch noch nicht weißt wohin genau... oder WOFÜR! Oder hat er dir das mal gesagt?"
"Hat er nicht.... ich habe ihn aber auch nicht gefragt, noch nicht...Claire, er hängt dran, genau wie ich. Wie mein Vater... und wie..." sie zögerte bevor sie weitersprach, weil sie wusste die weitere Aufzählung von Personen würde Claire nicht gefallen.
"Owen..." meinte Claire und für einen Moment zuckte Anamika zusammen, das Claire das so offen aussprach , bis sie sah, dass Claires Handy einen Anruf von ihm ankündigte und sie keinesfalls ihre Liste ergänzen wollte.
Ein Foto von ihnen Beiden klappte auf.
Es zeigte das Selfie eines fröhlichen Paares in einer Schneelandschaft und für einen kurzen Augenblick, dachte Anamika daran, dass sie sie den ganzen Tag beobachtet hatte, bevor sie am Abend in die Ski - Hütte in Elm Creek eingebrochen war, um etwas zu stehlen, von dem sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal wusste, dass es sich dort nicht befand.
Es war merkwürdig dieses Bild zu sehen.
Bis heute hatte sie es in ihrer Erinnerung verwahrt, nie davon erzählt, dass sie sie tatsächlich wie eine Agentin verfolgt hatte.
Claire würde ihr den Hals herumdrehen.
Inzwischen war es auch nicht mehr wichtig.
Doch für den Augenblick kam sie sich selbst gruselig vor.
Während Claire den Anruf entgegennahm, konnte Anamika nicht verhindern, dass ihre Gedanken dorthin zurück schweiften: Sie hatte Owen gesehen, wie er die Ski - Pässe gekauft hatte und es war ihr schwer gefallen, sich nicht einen kurzen Moment darüber zu amüsieren und sich vorzustellen, wie Claire sich auf Skiern machen würde.
"Welchen Anfänger schleppst du mit Owen...?" hatte der Ski Verleiher gefragt - man kannte ihn hier offensichtlich, oder seine Familie vielmehr - was ihr Vorhaben sicherlich erschweren würde.
Er hatte glücklich gelächelt als er ihm sein Geld über die Theke schob und antwortete: "Jemand ganz Besonderen..."
"Oh, jemand ganz Besonderen.. da kann es sich nur um die Mutter deiner Kinder handeln. Du solltest bei Kitty einen Tisch bestellen..." dann hatten sie zusammen gelacht.
Wer hätte geahnt wieviel Wahrheit in der flapsigen Bemerkung des Skiverleihers einst stecken würde?
Sie hatte ihm nachgeblickt, wie er ins Restaurant gegangen war, seine Skier geholt hatte und dann mit der ganzen Ausrüstung wieder den Berg hinauf geklettert war .
"... das ist jetzt bitte nicht dein Ernst?" drang Claires aufgebrachte Stimme zu ihr durch und ließ ihre Gedanken abreißen wie ein Kalenderblatt.
Anamika blickte sie fragend an, statt einer Antwort, erntete sie Stirnrunzeln und die höchst verärgerte Mine ihres Gegenübers, aus ihrem Gesicht wich sämtliche Farbe, doch bevor es Anamika Sorge bereiten konnte, wechselte sie chamäleonartig zu zornigem Rot.
"... Was soll denn das heißen nicht geplant... wers glaubt... Tzeh!" stöhnte sie und ihr rechter Fuß wippte nun nervös auf ihren übereinandergeschlagenen Beinen auf und ab.
"... wir werden ja sehen..." schnaubte sie und drückte grußlos den Auflegen - Knopf.
Einen Moment lang beherrschte Stille die Situation.
In den Palmen, die den Garten der Lodge säumten zwitscherten ein paar exotische Vögel und das leise Murmeln und Geschirrklappern der übrigen Gäste belebte das Szenario.
"Was ist?!" fragte Anamika besorgt und es dauerte endlose Sekunden, bis Clarie Luft holen konnte, um ihr etwas zu entgegnen: "Ich MUSS nach Kitsap Bangor. .."
"WAS?!" kam es aus Anamikas Mund und blickte ihr zuerst ins Gesicht, dann auf ihren unübersehbaren Bauch, "... willst du rudern? Die Fluggesellschaften transportieren keine hochschwangeren, super zornigen Managerinnen. Und Dr. Plant hat gesagt.... also die Vorschrift..." begann sie stammelnd, als spräche sie mit einer Verrückten, Doch Claire unterbrach sie: "...Vorschriften.. pah... Regeln sind doch zum Brechen da. Lass dir gefälligst etwas einfallen. Sonst werde ich RUDERN!"
DU LIEST GERADE
Das Leben findet einen Weg - After we had a 2nd Date
FanfictieTo be continued - ...again....Endlich ein normales Leben nach Jurassic World. So wie es sich Clarie immer gewünscht hat.Endlich Zeit, um einander kennen zu lernen und etwas Neues zu beginnen...Fernab von Dschungel und Dinoschuppen hat bereits etwas...