Epilog

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Im Nachhinein war die Idee doch eher bescheuert gewesen.
Doch in dem Augenblick, als mein Kopf sie ausgebrütet hatte, hielt ich sie für etwas Besonderes.
"Owen Grady fragt eine Frau tatsächlich ob sie ihn heiraten will, das ich das noch erleben darf!"
Ambers Lachen hallte immer noch in meinem Kopf wieder.

Ich stand vor Elm Creek, den Ring in meiner linken Hand um ihn noch einmal, zu betrachten, bevor ich die Tür öffnete.
Ein besonderes Schmuckstück für eine besondere Frau - das Kleinod eines besonderen Ortes.
"Owen. Sie ist immer noch mit dir zusammen, nach all dem durch das du sie durch geschleppt hast, was euch widerfahren ist. Sie hat dir zwei Kinder geboren! Du wirst ihr keinen Grady - Kantholz - Antrag machen! Sondern dich gefälligst anstrengen und es kitschig tun! Frauen lieben das nunmal!"
Es war gut, dass sie mir half herauszufinden, welche die ungraydige Version war - denn eigentlich wäre es mir lieber gewesen, es einfach hinter mich zu bringen, in der Hoffnung sie würde "ja" sagen.
Natürlich wird sie das.
Die Sicherheit über ihre Antwort, in der ich mich wog, war ein wankelmütiges Ding denn sogleich ploppte auf meiner anderen Schulter das Teufelchen auf, das zu zischen begann: "Warum sollte sie denn? Es wäre schließlich nicht unbedingt die beste Partie an die sie sich bindet. Das weißt du selbst zu gut! Sie hat besseres verdient und kann es um einiges besser haben wenn sie es will. Da ist ein Ehering nur lästig."
Sie trug immer immer noch das von mir zurechtgebogene Drahtding um ihren Ringfinger, dass ich ihr angesteckt hatte, in meinem ersten Anfall von ungraydiger Romantik.
Clarie pinselte ihn hin und wieder mit durchsichtigem Nagellack ein, damit er ihr die Finger nicht schwärzte.
Doch sie schien stolz darauf, was mich ein wenig bestätigte, dass mein Vorhaben von Erfolg gekrönt sein würde.

Ich ließ den Ring in die Tasche meiner Jeans gleiten, schloss die Tür auf und schob die Kiste mit dem Zeug hinein, von dem meine Schwester überzeugt war, dass ich es brauchen würde.
Ich ließ die Stiefel wie gewöhnlich an der Tür stehen und ging hinein.
Es roch nach abgestandener Luft und als ich ein Fenster geöffnet hatte, um frische Luft herein zu lassen kam Winston mir nach.
Er hatte Fortschritte gemacht: In den Räumen, die er kannte, reichte ihm inzwischen ein gekipptes Fenster, doch im Augenblick des Neuen musste es erst einmal offen sein.
Es war draußen so warm, dass er, falls es ihm zuviel werden würde, ohne Weiteres die Nacht auf der Veranda verbringen könnte.
Beruhigte ich mich und sah zu, wie er sich umsah und dabei zufrieden wirkte.
Ich nahm die Kiste auf, trug sie zur Couch, ließ mich auf das Sitzmöbel fallen und schob die graue Plastikkiste neben mich.
Ich hatte einen Tag Zeit, den Amber mit verschafft hatte, weil sie mit Claire und den Kindern, Karen für eine Nacht besuchte.
Zeit, in der ich in Elm Creek meine Vorbereitungen treffen konnte, um anschließend mit ihr hier ein Wochenende zu verbringen, in dem sie nur mir gehören würde, während Hedy und Derek in Ambers Obhut blieben.
Doch davon ahnte sie nichts.
Für Claire setzte ich unser Grady - Häuschen einfach ein bisschen in Stand.
Ich hatte keinen Plan B, der mir sagen würde, was mit dem Rest des Wochenendes passieren würde, falls die Antwort "Nein" lautete.
Der Gedanke fühlte sich schrecklich an.
Ebenso hatte ich keine wirkliche Ahnung davon, wie meine Vorbereitungen aussehen sollten, und ich setzte alle meine Hoffnungen auf Antworten diesbezüglich auf die Kiste.

Ich starrte eine Weile an die Decke, dachte über unser zweites Date nach, dass genau hier stattgefunden hatte und hoffte, dass die Wahl der Örtlichkeit mir zu einem Vorteil verhalf.
Die Idee fand meine Schwester wunderbar - worauf ich sehr stolz gewesen war, dass sie mir tatsächlich selbst eingefallen war.
Ich überlegte kurz wie aberwitzig es gewesen wäre, das erste Date zu wiederholen, das so unglaublich in die Hose gegangen war - quasi um es zum Start in eine Ehe zu neutralisieren, den Gedanken verwarf ich aber wieder, in Ermangelung der passenden Örtlichkeit.
Also war mein letzter Inseltriumph, der Ring in meiner Tasche, den ich an dem Tag, als wir Mrs. 9 zurück nach Hause gebracht hatten, aus den Trümmern des Schmuckladens in der Mainstreet mitgenommen hatte.

Das Leben findet einen Weg - After we had a 2nd DateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt