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Die ersten Tage verbringe ich damit mein Haus mit meinen nichtvorhandenen Möbeln einzurichten. Aber ich mache das Beste daraus, das habe ich mir geschworen. Davon abgesehen dass ich mich die letzten Tage immer wieder beobachtet gefühlt habe, läuft es gut. Meine Therapeutin spricht mir gut zu und nach meinem Bericht mit diesem komisches beobachtendem Gefühl, meinte auch sie dass dies ganz normal nach meinen erlebten Ereignissen  ist und sich alles legen würde. So verbringe ich die Tage und es ist tatsächlich auch nichts des Weiteren passiert.
An dem ersten Samstagmorgen in meinem Haus, schieße ich schon sehr früh aus dem Schlaf. Zu früh. War da ein Geräusch? Nein, Stopp Jen nicht gleich am frühen Morgen durchdrehen. Ich schüttle meinen Kopf und schwinge mich aus dem Bett. Jetzt bin ich sowieso schon wach, wieso nicht das Beste draus machen. Das Sage ich mir die letzen Tage andauernd, warum auch nicht, es hilft.
Die letzten Tage musste ich öfters wieder an Louis und Harry denken, obwohl ich sie am Anfang meines Neuanfangs sogar relativ gut verdrängen konnte, bemerke aber mit Medikamenten und Therapie wo ich mir die Sorgen von der Seele reden konnte. Ich hatte ja niemanden.
Die Gedanken prasseln auf mich ein, während ich dusche. Siehe da und schon wieder denke ich ungewollt an sie.
Ich schnappe mir gerade mein pinkes Handtuch vom Ständer als ich von unten ein lautes Krachen höre. Das war meine neue Vase, die ich mir gestern gekauft hatte, da bin ich 100 prozentig sicher. Verängstig zucke ich zusammen und wickle mich schnell ins Handtuch. Plötzlich ist es eiskalt in dem eigentlich warmen Badezimmer. Angestrengt lausche ich nach weiteren Geräuschen, und als ich dann wirklich ein leises, fast kaum wahrnehmbares Gemurmel höre, reiße ich ohne zu zögern die Tür zum Flur auf und sprinte in mein Schlafzimmer, mit nur einem Ziel: meinem Smartphone. Meine ganze Energie, ich ich nie glaubte zu haben, schießt in mir auf. Ich versuche hastig die Tür zu verriegeln und sehe mich dabei auch schon hektisch nach meinem Handy um. Und da passiert es, der Schlüssel fällt mir einfach aus der Hand und die Tür ist immer noch nicht abgeschlossen.
Die Panik steigt aber erst recht in mir auf, als ich laute Schritte im Flur höre die direkt auf mein Zimmer zukommen. Laut atmend starre ich auf den Schlüssel der am Boden liegt. Ich bekomme keine Luft und die Schritte kommen immer näher.
Schnell, tu was Jen! Ich reiße mich aus meiner Trance und schnappe mir den Schlüssel. Die Schritte sind mittlerweile verstummt und ich kann regelrecht schweres Atmen durch die Holztüre hören. Und ich kenne dieses Atmen, ich kann darauf schwören, es ist Harry. Ich stecke schnell den Schlüssel ins Schloss und drehe ihn herum.
Sie haben mich gefunden. Ich darf mir keine Pause gestatten, schnell haste ich zu meinem Bett und suche nach meinem gottverdammten Handy. Komm schon, wo ist es?! Und plötzlich wird mir klar, es ist gar nicht hier oben sondern unten im Wohnzimmer auf der Couch wo ich gestern Abend noch Tv gesehen habe.
Nein Jen nicht zusammenklappen. Ich balle meine Hände zu Fäusten und atme tief durch. Nicht aufgeben, nein. Ich möchte auf gar keinen Fall zurück. Gerade als ich zum Fenster sprinten will und mir wirklich überlege aus dem 1. Stock zu springen, höre ich etwas an der Tür hinter mir. Eigentlich will ich gar nicht gucken aber ich wage einen Blick. Ein zusammengefalteter Zettel wird gerade von der anderen Seite unter der Türe durchgeschoben. Ich ringe mit mir selbst, aber ich gehe zügigen Schrittes zur Türe und nehme den Zettel zögernd in die Hand.
Was machst du da, nimm deine Beine in die Hände und renn! Ohne auf meine innere Stimme zu hören, falte ich den Zettel auseinander und fliege über die paar Wörter die darauf gekritzelt sind. Ich halte die Luft an und lasse den Zettel einfach auf den öBoden gleiten. Die Wörter schallen mir durch den Kopf: komm nach Hause, Engel -H & L

AdoptedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt