33. Zurück

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"Wie lange noch?", fragt sie und richtet sich auf, damit sie nicht mehr nachdenken muss.

"Wir sind gleich da", sagt Bucky freundlich und Steve lächelt sie an. Was macht ihr Kopf nur wieder mit ihr?

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Als sie endlich in ihrem Versteck in Wakanda angekommen sind, fällt die Anspannung spürbar von allen ab. Lächelnd umarmt Violette ihre Freunde, die sich bei ihr für die Hilfe bedanken.

"Ich finde das müssen wir heute Abend feiern", verkündet Sam und beschließt es damit mehr oder weniger. Sie haben zwar nicht allzu viele Sachen für eine Party, aber es wird schon reichen. Später steht Violette mit Wanda zusammen in der Küche und kocht für alle. Nach dem Essen setzten sie sich zusammen und reden.

Es ist ein schöner Abend und Violette hat viel Spaß. Doch wiedermal zieht Bucky sich weiter zurück. Er sitzt etwas Abseits und sagt den ganzen Abend lang nichts. Es ist fast, als würde er in seiner eigenen Welt sein. Allmählich beginnt Violette sich Sorgen zu machen. Sie dachte es läge an der Anspannung wegen dem Ausbruch, aber offensichtlich ist es etwas Anderes das ihn belastet. Nur was? Manchmal würde sie alles dafür geben wie Wanda Gedanken lesen zu können. Es würde alles so viel einfacher machen. Sie starrt gedankenverloren zu Boden, als eine Hand am Arm sie zurück holt. Wanda lächelt sie an und Violette lächelt schwach zurück.

"Tut mir leid, ich war wohl in meinen Gedanken", entschuldigt sie sich.

"Ich wollte dir nur mitteilen, dass Bucky immer wieder zu Steve schaut, welcher dich zu beobachten scheint", flüstert ihre Freundin ihr leise ins Ohr.

"Bist du sicher?", fragt Violette nach und beginnt unbewusst auf ihrer Lippe zu kauen.

"Ganz sicher. Hast du etwa wieder was mit Steve?", will die Rothaarige neugierig wissen.

"Nein, nein... Nur mit Bucky. Auch wenn ich nicht genau weiß, was das zwischen uns ist." Wanda nickt, doch zieht zugleich die Stirn kraus. Als würde es ihr widersprüchlich erscheinen. Nachdenklich schaut Violette zu Bucky. Tatsächlich wirft er immer wieder einen Blick zu Steve. Als sie zu ihm schaut, erwischt sie ihn dabei wie er sie tatsächlich anstarrt. Als er ihren Blick bemerkt, lächelt er sie an. Sie lächelt schief zurück, ehe sie schnell wieder wegblickt. Dabei muss sie wieder an ihren Traum denken. Schnell verstrickt sie sich in ein Gespräch mit Clint, damit sie nicht mehr drüber nachdenken muss. Im Hinterkopf beschließt sie Wanda vielleicht öfter mal auf solche Beobachtungen anzusetzen. Immerhin bekommt die Rothaarige offensichtlich weitaus mehr mit als Violette selbst.

In einem Moment wo Bucky sich unbeobachtet fühlt, steht er auf und verschwindet. Würde Wanda sie nicht daraufhin weisen, würde Violette es in dem Moment wohl wirklich nicht bemerken. Doch so steht sie schnell auf und läuft ihm hinterher. Als er bemerkt, dass sie ihm folgt, bleibt er stehen und lehnt sich gegen das Geländer vor der Glasfront, von der man über den Djungel blicken kann.

"Was ist los?", fragt sie und stellt sich daneben.

"Nichts, ich bin müde und wollte schlafen gehen", lügt er ihr vor. Es ist mittlerweile nicht mehr schwer für Violette zu erkennen, wenn Bucky lügt. Immer wenn er es tut, hat er diesen bestimmten Ausdruck in den Augen.

"Du lügst", seufzt Violette enttäuscht darüber, dass er ihr offensichtlich nicht die Wahrheit sagen will. Er schweigt und weicht ihrem Blick aus.

"Du bist schon seit einer ganzen Weile so komisch drauf. Was ist los, Buck? Rede mit mir!", verlangt sie und zwingt ihn sie anzuschauen. Er zögert. Eine ganze Weile schaut er sie nur an, ehe er anfängt zu reden. Ihm ist klar, dass sie nicht nachlassen wird, bis er ihr sagt was los ist.

"Ich werde zurück gehen", eröffnet er ihr leise.

"Zurück? Wohin zurück? Nach Bulgarien? New York?", harkt sie etwas verwirrt nach.

"Zurück in die Kryostase." Ungläubig starrt Violette ihn an. Macht er etwa einen schlechten Scherz? Soll das ein Witz sein? Alles in seinem Gesicht lässt darauf schließen, dass er es ernst meint, dass es kein Witz ist.

"Aber warum denn?", fragt Violette verzweifelt. Er kann doch nicht einfach gehen...

"Weil ich eine tickende Zeitbombe bin. Siehst du es denn nicht? Ein paar Worte haben gereicht um mich wieder zu ihrem Werkzeug zu machen! Ein paar Worte! Es könnte wieder passieren. Sie könnten mich finden und mich wieder zu ihrer Waffe machen. Ich hätte in dem Moment alles getan, was sie mir befehlen. Ich hätte jeden der mir was bedeutet verletzt oder umgebracht, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Ich hätte sogar dich töten können...", bringt Bucky beinahe verzweifelt hervor.

"Aber das ist vorbei! Keiner weiß welche Worte das waren und keiner wird es je erfahren", versucht Violette ihn von seinem Plan abzubringen.

"Das weißt du nicht", erinnert er sie jedoch.

"Du aber auch nicht! Du... Du kannst doch nicht einfach gehen..." Tränen beginnen sich in ihren Augen zu sammeln.

"Ich muss. Ich bin eine Gefahr für alle, besonders für die die ich liebe. Daher auch besonders für dich." Violette greift nach seiner Hand.

"Aber du kannst mich doch nicht einfach allein zurück lassen!", fleht sie, während die erste Träne über ihre Wange läuft.

"Ich kann dich aber noch viel weniger mitnehmen. Außerdem bist du nicht allein. Du hast die Anderen und du hast Steve." Er zieht seine Hand aus ihrer und wischt ihr die Träne von der Wange. Besonders der letzten Teil klingt auf Buckys ganz eigene Art verbittert.

"Was soll das heißen?", verlangt Violette daher empört zu wissen.

"Bitte, tu doch nicht so", schnaubt Bucky und zieht sich wieder etwas zurück. Er blickt erneut in den Djungel hinaus.

"So als wäre was?", fragt Violette tatsächlich verwirrt nach. Ihr ist einfach nicht klar worauf er anspielt.

"So als wäre da nichts mehr zwischen euch!" Wütend geht Bucky einen Schritt zurück und schaut sie an.

"Buck das ist vorbei! Das hab ich dir schon so oft gesagt...", betont Violette ernst.

"Wem versuchst du das weis zu machen? Mir oder dir? Du bemerkst es vermutlich nicht mal, aber du hast sogar schon sein Spitznamen für mich übernommen." Kurz stockt Violette. Ihr ist wirklich nicht aufgefallen, dass sie ihn schon seit einer Weile immer Buck statt Bucky nennt.

"Das hat nichts zu bedeuten. Ich liebe dich!", winkt sie ab und versucht erneut nach seiner Hand zu greifen, doch er zieht sie erneut weg.

"Ich liebe dich auch. Aber nur weil du mich liebst, heißt das nicht, dass du ihn nicht auch liebst. Er ist mein bester Freund. Ich weiß, dass er sich dir niemals annähern würde, solange noch etwas zwischen uns ist. Aber ich sehe auch, wie ihn das jeden Tag quält. Neben dem Menschen zu stehen den er liebt und zu wissen, dass er nichts machen kann, machen darf... Es zerreißt ihn langsam. Genau wie es dich zerreißen wird. Vielleicht kannst du dir jetzt noch einreden, dass da nichts zwischen euch ist, aber je mehr Zeit du wieder mit ihm verbringst, desto schwerer wird es dir fallen. Du hast ihn die ganze Zeit über geliebt und wirst es auch weiterhin tun. Da werde ich nicht derjenige sein, der euch beide trennt und unglücklich macht." Tränen fließen nun ungehalten über Violettes Gesicht angesichts seines Vorwurfs. Sie schüttelt entsetzt den Kopf.

"Nein, das ist nicht wahr! Ich bin nicht unglücklich, ich bin glücklich! Mit dir...", bringt sie hervor, während ihre Stimme zittert.

"Vielleicht, aber bestimmt nicht so glücklich wie du es mit ihm wärst", beharrt Bucky auf seiner Meinung.

"Du kannst mich doch nicht auch noch verlassen... Ich hab schon so viele verloren."

"Wir alle haben durch diesen Krieg verloren. Mehr als wir bereit waren zu verlieren." Seine Worte verwirren sie, aber in dem Moment ist es ihr egal. Alles was zählt ist, dass er sie nicht allein lassen kann.Dass sie ihn bei sich braucht.

"Wann?", fragt sie ihn verzweifelt. Wie viel Zeit bleibt ihr noch, um ihn umzustimmen?

"Morgen", sagt er, ohne sie anzublicken. Dann dreht er sich um und lässt Violette fassungslos zurück.

Dreamdancer - Ich träum nicht mehrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt