6. Was hat er getan?

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"Doch Violette. Es hätte alles geändert, weil ich dich damals noch nicht vergessen hatte", widerspricht er ihr leise. Eine Träne findet ihren Weg über Violettes Wange. Es gab eine Zeit in der sie auf jene Worte gewartet hat. Doch das ist lange her.

"Das ändert aber jetzt nichts mehr. Alles was zwischen uns war, ist vorbei. Und das bleibt es auch", betont sie und beendet damit das Gespräch.

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Genervt dreht Violette sich wieder weg. Leider will Steve das nicht einfach so hinnehmen. Er geht um sie herum, sodass sie ihn wieder ansehen muss.

"Können wir nicht einfach Freunde bleiben?", fragt er und klingt dabei enttäuscht.

"Um es zu bleiben, müssten wir es sein. Und ich glaube nicht, dass wir es noch sind. Wir beide haben uns verändert. Ich bin nicht mehr das hilflose Mädchen, was du damals in Stuttgart kennen gelernt hast. Und wer ich heute bin, kann ich dir nicht mal sagen. Wie also sollten wir noch Freunde sein?", verweigert sie sich und versucht um ihn herum zu gehen, doch er stellt sich wieder in ihren Weg.

"Wir können es wieder werden", versichert Steve ihr.

"Schon, aber ich weiß nicht, ob ich das wirklich will. Wir werden, ob wir es wollen oder nicht, zusammen arbeiten müssen. Und das ist okay für mich. Aber ich halte es für besser, wenn wir es dabei belassen", betont Violette nachdrücklich. Er nickt, wirkt dabei aber nicht zufrieden. Dann dreht er sich um und geht zurück in den Jet. Violette dreht sich weg und wischt sich übers Gesicht, wo Tränen sich ihren Weg zu bahnen drohen. Dabei versucht sie sich zu beruhigen, als mit einem Mal Tony vor ihr landet.

"Was ist passiert? Was hat er getan? Weißt du was, egal was es war ich bring ihn sowieso um", meint Tony wütend und will schon in den Jet stürmen. Violette packt ihn am Arm und zieht ihn zurück, sodass er sie ansehen muss.

"Ist schon okay, Tony, er hat gar nichts gemacht. Er hat mich gefragt, ob wir wieder Freunde werden können und ich hab nein gesagt. Er hat mich nicht verletzt, das war ich selbst", erklärt Violette ihm. Sofort verraucht Tonys Wut. Wortlos nimmt er Violette in den Arm und tröstet sie.

"Es ist besser so. Wenn du nicht in seiner Nähe sein willst, solltest du es auch nicht sein", bemüht er sich sie aufzuheitern.

"Es ist nicht so, dass ich es nicht will. Ich hab nur einfach Angst. Davor, dass all das von vorne anfangen könnte", gesteht Violette leise. Tony wird einen Moment nachdenklich, ehe er wieder spricht.

"Könnte es das denn?", fragt er leise.

"Ich fürchte...ja", seufzt Violette leise.

"Dann ist es besser so. Komm lass uns nach Hause fliegen", lenkt Tony ab. Violette nickt und löst sich. Gemeinsam betreten sie den Jet. Das Bild drin hat sich nicht sonderlich verändert. Nur sitzt Steve jetzt an der gegenüber liegenden Seite von Natascha und Clint. Sein Blick geht starr zu Boden.

"Was ist denn mit denen passiert?", fragt Tony irritiert beim Anblick der Anderen.

"Die Hexe ist passiert", flüstert Natascha leise.

"Sie hat ihnen Halluzinationen vorgespielt. Ich weiß nicht was genau, aber es war wohl nicht schön...", erklärt Violette leise. Tonys Blick wird düster und er nickt. Dann flüchtet er gerade zu ins Cockpit und startet den Motor. Schnell geht Violette hinter her und setzt sich auf den zweiten Stuhl.

"Du kennst das oder? Sie hat es auch bei dir gemacht, hab ich Recht?", fragt Violette besorgt.

"Ja", gibt er zu.

"Als wir das Zepter geholt haben, hat sie mich erwischt", setzt er hinten an und startet den Jet.

"Was hast du da gesehen?", fragt Violette vorsichtig.

"Nichts Gutes", knurrt er und fliegt den Jet auf die richtige Höhe.

"Erzählst du es mir?", harkt Violette nach.

"Ich hab euch alle gesehen. Ihr wart tot, alle waren tot. Du lagst ganz oben und hast mich mit leeren Augen angestarrt...", bringt Tony nach einer Weile hervor.

"Tony... Das war nicht real! Und das wird es auch nie sein!" Er lächelt ihr schwach zu und greift nach ihrer Hand.

"Ich weiß. Das werde ich auch nie zulassen." Dann schaut er wieder nach vorne. Clint kommt in dem Moment nach vorne und übernimmt das Steuer. Tony startet einen Anruf an Maria Hill. Das Chaos was sie verursacht haben, hat kein gutes Licht auf sie geworfen. Am Ende beschließen sie besser erst Mal unterzutauchen.

"Wir müssen also in ein Safe House", sagt Clint.

"Hast du eins im Kopf?", fragt Violette und Clint nickt. Daraufhin ändert er den Kurs. Der Flug wird noch etwas dauern, daher beschließt Violette nach Bucky zu sehen. Sie geht nach hinten und legt sich auf den Boden vor Natascha.

"Bin gleich wieder da, weck mich wenn wir vorher zurück sind", sagt sie zu ihren Freunden und schließt die Augen. In wenigen Sekunden ist sie in einer anderen Welt. Sie findet sich in einer kleinen Stadt in Afrika wieder. Sofort weiß Violette wieder wann sie zusammen hier waren. Nur dass es diesmal Menschenleer ist. Bucky steht in Alltagskleidung vor ihr.

"Hey", sagt er und lächelt sie an.

"Hey", erwidert sie und geht auf ihn zu. Sie legt ihre Arme um seinen Hals und zieht ihn zu sich heran. Auch wenn es keine zwei Tage her ist, wäre sie gerne wirklich bei ihm. Weit weg von Steve und dem Chaos, welches er immer mit sich zieht. Er spürt sofort, dass etwas nicht stimmt und drückt sie fester an sich.

"Was hat er getan?", fragt er. Irgendwie klingt er enttäuscht und zugleich wütend. Violette weiß, dass er nicht verstehen kann, dass sie Steve nie ganz vergessen konnte. Doch sie ist sich nicht sicher, ob das von seiner Sorge um sie oder seinen Gefühlen für sie kommt. Auch wenn sie nie darüber reden, ist ihr klar, dass sie ihm mehr bedeutet als er zugeben würde. Aus der gelegentlichen Ablenkung durch Küssen und Sex, während ihrer Flucht ist irgendwie mehr geworden. Nur wie viel mehr?

"Gar nichts." Sie erzählt ihm trotzdem was geschehen ist und was sie mit Steve beredet hat. Er hört ihr dabei aufmerksam zu.

"Du hast die richtige Entscheidung getroffen. Es ist das Beste wenn du dich von ihm fern hältst", meint Bucky schließlich und lächelt sie an.

"Ich vermisse dich", gibt sie ehrlich zu, was sein Lächeln kurz breiter werden lässt. Es ist schön ihn lächeln zu sehen. Als sie damals zusammen los gezogen sind, hat er kaum gelächelt. Er konnte es einfach nicht. Zu viel war geschehen und es hat eine lange Zeit gedauert, bis er angefangen hat sich selbst zu verzeihen. Auch wenn er das vermutlich nie vollständig tun wird.

"Wir sehen uns bald wieder. Da bin ich mir sicher", versucht er sie aufzuheitern. Vorsichtig nimmt er ihr Gesicht zwischen seine Hände. Dabei liegt der Metallarm kalt auf ihrer Haut, während seine andere Hand dadurch umso wärmer erscheint. Doch irgendwie genießt Violette diesen Unterschied mittlerweile. Kurz darauf spürt sie bereits seine Lippen auf ihren. Es war nie ein Feuerwerk, doch es ist ein tolles Gefühl, genug um ihr gute Laune zu verschaffen. Da spürt sie das altbekannte Ziehen im Bauch.

"Ich muss los, sie wecken mich, bis dann!", sagt sie gerade noch, dann schlägt sie die Augen auf. Tony hockt über ihr.

"Wir sind da", meint er und lächelt. Violette nickt und lässt sich von ihm auf die Beine ziehen.

"Wo genau sind wir?", fragt sie unsicher wie lange sie weg war.

"Keine Ahnung. Barton hat uns zu diesem Safe House gebracht. Komm, wir sehen es uns an." Sie sammeln sich alle zusammen an der Klappe des Jets. Natascha wird noch leicht von Clint gestützt. Die anderen sind in der Lage selbst zu gehen. Dann öffnet sich die Klappe und gibt den Blick auf ein hübsches, großes Landhaus preis. Nicht gerade das was Violette erwartet hätte.

"Kommt", meint Clint und geht voraus.

Dreamdancer - Ich träum nicht mehrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt