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AMALIA

Müde, erschöpft und ausgelaugt, lag ich auf dem Bett. Ich wusste nicht, wie ich Papa überreden sollte, dass Demir lügt und ich nichts mit einem Albaner hatte. Ich verstehe Demir einfach nicht. Was war sein verdammtes Problem? Wieso konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Er hätte keine glückliche Ehe mit mir führen können und ich mit ich auch nicht.

„AAAAAHHHH", schrie ich ganz laut, um meine Wut rauszulassen. „ICH HASSE ES!" Ich stand von meinem Bett auf, lief ins Badezimmer und sah mich im Spiegel an. Was ein Wochenende aus mir gemacht hat. Ich fuhr zwar noch zur Arbeit, aber auch da ließ ich mich gehen. Ich schminkte mich nicht, ich machte meine Haare nicht besonders, sondern trug immer einen Zopf und ich verschwand von der Arbeit sobald ich die Möglichkeit dazu hatte.

In der Stadt sprach sich einiges schon rum. Ich wollte es nicht wahrhaben, aber als mich eine, die meine Eltern kannte, auf die Worte von Demir ansprach, traf es mich mitten ins Gesicht. Ich nannte ihr nur schnell meine Sicht der Dinge, versuchte mich aber nicht weiterhin zu rechtfertigen, sondern suchte denn schnellsten Weg zu meiner Wohnung auf.

Es war mir einfach nur zu viel. Er versuchte meinen guten Ruf kaputt zu machen und ihm waren alle Mittel recht. Eigentlich war meine erste Idee, dass ich das mache, was er auch macht und Lügen über ihn in die Welt setzte, aber es wäre falsch. Deswegen richtete ich meine Bitten an ALLAH und bat ihn Demir wenigstens in gewissen Dingen den Weg zu weisen.

Ich riss mich zusammen und nahm die Gebetswaschung, dann zog ich mir eine Hose mit weiten Hosenbeinen an, dazu eine langärmlige Bluse, die ich in die Hose vorne reintat, dann band ich mir mein Kopftuch und lief raus. Ich setzte mich ins Auto und fuhr zur Moschee. Ich setzte mich zu den Frauen, bete mit ihnen und als sie sich in Gruppen zusammensetzten, um sich zu unterhalten, machte ich es mir gemütlich, öffnete meine Hände, schloss meine Augen und sprach erst einmal einige Suren aus dem Koran, bis ich mich dann an mein persönliches Bittgebet widmete.

„ALLAH, beschütze mich vor diesen bösen Zungen. Lass sie einsehen, dass sie falsch liegen und dass Demir nicht recht hat. Bitte verhilf mir aus dieser misslichen Lage. Was soll ich nur machen? Wie soll es weitergehen? Sie können doch nicht ewig über mich spreche und Demirs Worten glauben.", flüsterte ich vor mich hin. Nachdem ich keine Worte mehr übrighatte, die ich in ein Bittgebet hätte formen können, stand ich auf, verabschiedete mich von den Frauen, die ich da kannte und verließ die Moschee. Doch das Bedürfnis in meine Wohnung zu gehen, verspürte ich noch nicht, weshalb ich mich zu meinem Stammplatz begab und einfach nur stillschweigend in die ferne sah und an 100 Sachen dachte.

„Darf ich mich zu dir gesellen?", riss mich eine sehr angenehme Stimme aus meinen Gedanken. Ich blinzelte einige Male und drehte dann meinen Kopf zu der Stimme hin. Eine mir unbekannte Person saß neben mir. „Wir kennen uns nicht und ich bin Alen, um deine Frage zu beantworten.", ich zog meine Augenbrauen zusammen und musste lächelnd. „So offensichtlich?", hinterfragte ich und er nickte. „Wie heißt du?", wollte er wissen. „Amalia.", entgegnete ich. Es grinste und ich muss ehrlich sagen, dass er wirklich gut aussieht und sehr sympathisch ist. „Du bist mir aufgefallen, weil du hier alleine sitzt. Da dachte ich mir so ein hübsches Mädchen darf man nicht alleine lassen, geh und gesell dich zu ihr.", ich konnte über seine Worte weder lachen noch grinsen. „Erzähl mal etwas über dich.", ich schüttelte meinen Kopf. „Je weniger du weiß, umso besser. Vertrau mir.", er sah mich verwirrt an. „Wieso das denn? Ich würde dich gerne kennenlernen.", ich wurde stutzig. Auch wenn ich Single war und durchaus offen für eine Beziehung schien es mir falsch diesen Jungen kennenzulernen. Etwas hielt mich davon ab, doch ich wüsste nur zu gerne was. „Alen hör zu, du schein wirklich nett zu sein, aber ich bin gerade nicht in der Verfassung oder Lage einen Jungen kennenzulernen.", sagte ich ihm ehrlich. „Auu, das war ein Stich mitten ins Herz.", scherzte er. „Damit habe ich schon gerechnet, aber einen Versuch war es wert.", ich lächelte leicht und stand dann von der Bank auf. „Hat mich gefreut Alen. Vielleicht sieht man sich noch einmal.", er stand auch auf. „Dessen bin ich mir sicher, man sieht sich nämlich immer zwei Mal im Leben.", er reichte mir die Hand und ich nahm sie entgegen. Dann drehte ich mich um und ging, ohne auch nur einmal hinter mich zu blicken, den Weg nach Hause.

Das Band der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt