26

364 32 2
                                    

        AMALIA

„Kenan lass das.", ich lachte und lief weg von ihm, jedoch kam er mit hinterher und schnappte mich von hinten. Er wirbelte mir rum und ließ mich dann ab. Eine Umarmung von hinten und sein ruhender Kopf auf meiner rechten Schulter rundeten alles ab. Ich platzierte einen Kuss auf seiner Wange und legte meine Hände auf seinen ab. „Ich habe doch gesagt, dass ich dich fangen werde.", flüstert er mir ins Ohr und verpasste leichte Küsse in meinen Nacken und meinen Hals entlang. „Kenan.", hauchte ich seinen Namen beschämt aus und er drehte mich zu sich um mir in die Augen blicken zu können. Vorsichtig legte ich meine Handflächen auf seine Brust und konnte seinen Herzschlag deutlich spüren, was man von meinem nicht gerade behaupten konnte, sollte das nicht anders sein? „Ich liebe dich Amalia.", flüsterte er und lehnte seinen Kopf gegen meinen. „Kenan, ich...", ich brach ab. „Ist schon gut Amalia.", entgegnete er, nahm meine Hand in seine uns so spazierten wir gemeinsam in den Sonnenuntergang.

...

„Ich bin aufgeregt Kenan.", sagte ich und mir kamen die Tränen. Er betätigte die Klingel und drückte meine Hand. Es dauerte etwas, bis die Tür aufging. Vor mir, mein Vater. Sein Kühler Blick sagte mir alles. „Babo.", sagte ich trat einen Schritt nach vorne, doch er hob die Hand. „Wer sind sie?", ich schluchzte und sah zu Kenan und anschließend wieder zu meinem Vater. „Papa.", ich wollte ihn umarmen, doch er ergriff meinen Arm. Er drückte mich so weg von sich, dass ich auf den Boden fiel und knallte dann die Tür laut zu. Mit dem zufallen der Tür wurde mein Weinen nur noch lauter. Ich stand auf und schlug gegen die Tür.

„Mama mach du wenigstens auf wenn Papa es nicht will. Bitte Mama.", Kenan wollte mich von der Tür halten, doch ich drückte ihn weg und schlug weiter dagegen. „Amalia, es nützt nichts. Lass es.", ich weinte und rief nach meiner Mutter. Kenan aber, hob ich hoch und trug mich zum Auto. „Lass mich runter Kenan. Lass es.", ich weinte und konnte mich nicht beruhigen. Er setzte mich ins Auto und nahm auch selber dort Platz. „Null Trauer war in seinen Augen zu sehen nur Kälte und blanker Hass. Und meine Mutter. Sie war zu Hause, aber auch sie hat es nicht interessiert.", dann verstummte ich. Kenan brachte mich nach Hause und wollte mit hoch. „Bitte nimm es mir nicht übel, aber ich möchte gerne alleine sein.", er nickte, gab mir nur einen Kuss auf die Stirn und fuhr dann weg. Ich hingegen ging rauf in meine Wohnung und nahm die Gebetswaschung. Dann zog ich mich um und fuhr zur Moschee.

Dort angekommen setzte ich mich in eine Ecke, zog meine Knie an mich und schwieg vor mich hin. Hier im Hause Gottes, suche ich Zuflucht bei ALLAH. Er soll mir nah stehen.

Ich schloss meine Augen und öffnete meine Hände gen Himmel.

„BISMILLA HIRRAHMAN NIRRAHIM RABBI JESSIR VE LA TUASSIR RABBI TEMMIM BI-L-HAJR. (Gott erleichtere, aber erschwere nicht, erlaube, dass alles im Guten endet) ALLAH, bitte hilf mir. Ich weiß nicht weiter. Ich kann einfach nicht mehr. Meine Kraft scheint mich zu verlassen, obwohl der Glaube an dich meine Kraft ist und du mich niemals verlassen wirst. Ich möchte endlich eine Lösung für alles finden. Wieso hast du die Kälte in das Herz meines Vaters kommen lassen. Er ist mein Vater, er kann mich doch nicht hassen. Ich bin seine Tochter, sein Fleisch und Blut. Er kann mich doch nicht verstoßen. Haben meine Tränen ihn wenigstens nicht erweichen lassen können. Ich weiß nicht weiter. Mehr als mich auf dich zu verlassen und an dich und deine Macht zu bleiben, bleibt mir nicht übrig. AMIN"

...

„Amalia bitte iss was, du hast schon abgenommen. Ich kann dich so nicht sehen.", sprach Kenan sanft zu mir, doch mir war der Appetit vergangen, seit der Zurückweisung meines Vaters. Ich konnte einfach nichts in mich aufnehmen und wenn ich was aß, kämpfte mein Körper dagegen an und wehrte sich etwas in sich zu behalten. „Kenan lass mich bitte.", er versuchte es nicht mehr und gab nach. „Komm lass uns spazieren gehen.", schlug er vor. Ich nickte, zog mich um und somit verließen wir meine Wohnung. Ich versuchte nicht mehr an den Vorfall von vor zwei Wochen zu denken, doch mein Verstand ließ mir keine Ruhe. Kenans Anwesenheit lässt mich zwar für einen Moment vergessen, was geschehen ist, doch auch das hält nicht lange an. Was soll ich machen? Auch ich sehne mich nach einer Umarmung meiner Mutter, nach einem Kuss auf die Stirn von meinem Vater. Wenn es mir schlecht geht, brauche ich den Klang der Stimme meiner Mutter und ihre heilende Hand auf meiner Schulter. „Kenan, können wir uns etwas setzen?", fragte ich ihn. „Natürlich Liebling.", die nächste freie Bank gehört uns, wir setzten uns drauf, doch lange konnten wir nicht die Ruhe genießen. „Bitte tu mir das nicht an. Ich bekomme ein Kind, wie soll ich es ohne Mann an meiner Seite großziehen.", hörten wir eine weibliche Stimme mehr schreien, als normal reden. „Das ist mi egal, es ist nicht mein Kind, ich liebe dich nicht. Du solltest die Verlobung von alleine auflösen. Ich gebe dir diese Chance, damit du nicht beschuldigt wirst, sondern ich, wenn du sie nicht nutzt, dann muss ich es verkünden und dann redet man über dich.", die Stimme verpasste mir eine Gänsehaut. Mir war direkt klar, dass es Dominik war, doch man konnte ihn nicht sehen. „Komm Kenan lass uns gehen.", sagte ich und ergriff seine Hand. „Wer das wohl war?", hinterfragte ich, doch ich zuckte mit meinen Schultern. „Nicht wichtig.", ich schenkte ihm ein lächeln und so liefen wir zu mir nach Hause. Stillschweigend platzierten wir uns auf meiner Couch und schauten fern. Ich fühle mich in seiner Nähe wohl, aber er ist mehr ein bester als ein fester Freund für mich. Kann das richtig sein? Wieso fühlt sich das so komisch an, wenn ich in seinen Armen liege. Sollte ich nicht einfach ruhig sein und an nichts Anderes denken? Stattdessen mache ich mir so große Gedanken, obwohl ich das gar nicht will. 

Das Band der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt