AMALIA
Es tat mir in der Seele weh ihn wegzuschicken, doch ich konnte ihn in diesem Moment nicht ertragen. Er ist mein Ehemann und er hat genauso wie ich sein Kind verloren, aber ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Er hat recht, wir haben so lange versucht schwanger zu werden, dann haben wir ganz plötzlich von der Schwangerschaft erfahren und kaum wussten wir es war es irgendwie auch schon vorbei. Ich schloss meine Augen für einen Moment und spürte, wie ein Teil meiner Seele und meines Herzens sich einfach so von meinem hier und jetzt verabschiedete und verschwand. Es verließ mich einfach und es würde nie zurückkommen. Mein Herz zerbrach und in meinem Hals bildet sich ein Kloß. Wie ist es bloß so weit gekommen? Vorsichtig setzte ich mich auf und sehe aus dem Fenster. Wenn ich ehrlich sein soll hasse ich Krankenhäuser. Wieso musste ich überhaupt hierbleiben? „Wie geht es dir?", mein Handydisplay leuchtete auf und ich bekam diese Nachricht zu lesen. Ich hatte aber wirklich keine Kraft, um ihm zu antworten. Dies hinderte ihn aber nicht daran mir weiter zu schreiben. „Ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe dir nicht glauben können, aber ich hätte dir glauben sollen. Als ich dich so leblos auf dem Boden gesehen habe, bin ich 1000 Tode gestorben. Mit Recht bist du noch immer sauer auf mich. Ich habe es nicht anders verdient. Ich habe weder auf dich noch auf unser gemeinsames Kind aufpassen können. Bitte verzeih mir, wenn es auch nur irgendwie möglich ist. Ich liebe dich.", ich wählte seine Nummer und rief ihn an.
„Ja."
„Domi ist Tante noch da?"
„Ja, ist sie."
„Pack mir bitte eine Tasche mit einigen Klamotten von mir und bring sie mir. Ich gehe in unsere alte Wohnung."
„Tu mir das bitte nicht an. Ich kann ohne dich weder richtig schlafen noch leben. Ich brauche dich an meiner Seite."
„Ich halte es mit ihr in einem Haus nicht aus. Das kannst du wirklich vergessen. Das klappt einfach nicht. Ich brauche diesen Abstand. Sie hat unser Kind auf dem Gewissen."
„Das lass ich aber nicht zu."
„Domi ich frage dich nicht nach deiner Erlaubnis, ich habe es schon beschlossen. Ich bitte dich lediglich um etwas Verständnis. Mama weiß auch schon Bescheid. Aber sie konnte es dir einfach nicht sagen, weil sie wusste, dass du es nicht gut aufnehmen wirst."
Er legte einfach auf, ohne auch nur noch irgendetwas dazu zu sagen, was mir darauf schließen ließ, dass er verletzt ist. Aber das bin ich auch. Ich muss mit mir selbst dieses Thema ausmachen, da kann mir niemand helfen außer vielleicht Dominik selber. Aber er kann seine Tante nicht loslassen, was es mir erschwert ihn an meiner Seite zu haben, denn solange seine Tante in diesem Haus ist, möchte ich nicht zurück. Sie ist schuld daran, dass ich eine Fehlgeburt erlitten habe. Die Ärzte haben gesagt, dass es durch den Aufprall auf den Boden zu den Komplikationen und schließlich zu der Fehlgeburt gekommen ist. Und deswegen kann ich vorerst ihre Nähe nicht ertragen.
...
„Amalia du musst leider noch einige Tage hierbleiben.", sagte die Ärztin zu mir. „Wieso? Kann ich nicht nach Hause gehen. Ich halte es hier nicht aus.", die Ärztin schüttelte ihren Kopf. „Leider nicht. Wir müsse sie noch zur Beobachtung hierlassen.", ich nickte betrübt und schon verabschiedete sie sich auf von mir. Ich gehe ein, das kann doch nicht wahr sein. Meine Schwiegermutter hat mir gestern meine Tasche gebracht und die Schlüssel der alten Wohnung. Ich wollte so schnell wie möglich aus dem Krankenhaus raus, ich mag es hier einfach nicht. Alles erinnert mich an meinen Verlust und damit kann ich einfach nicht leben.
...
„Ich habe schon wieder nicht schlafen können. Du fehlst mir sehr und ich brauche dich an meiner Seite. Ich vermisse dich jetzt schon. Aber ich respektiere deine Meinung und ich freue mich auf den Tag an dem du wieder in meinen Armen liegst. Ich liebe dich.", schrieb mein Ehemann mir. „Ich liebe dich, bitte vermiss mich nicht all zu sehr.", ein leichtes Lächeln huschte auf meine Lippen, welches jedoch schnell verschwand, als es an der Tür klopfte und ich in die Realität gezogen worden bin. „Herein.", die Tür ging vorsichtig auf meine Schwägerin trat ins Zimmer. „Elif.", sagte ich völlig aufgebracht. „Wie geht es dir?", fragte sie mich und trat ein mein Bett. „Nicht sehr gut. Wieso bist du hier? Woher weiß du, dass ich hier bin?", wollte ich wissen. „Deine Schwiegermutter hat es mir gesagt.", ich nickte. „Danke.", entgegnete ich. „Ich habe noch mehr Besuch mitgebracht. Magst du ihn sehen?", ich sah sie fragend an. „Wenn mein i draußen wartet hol ihn doch rein, ich habe ihn so sehr vermisst." „Nein nicht dein Neffe ist draußen, sondern wir.", ich sah zur Tür und erkannte meinen Bruder und hinter ihm meine Mutter. Früher wäre ich vor Freude aufgesprungen, doch dieses Mal hatten sie mich wirklich gebrochen. „Wieso seid ihr hier, um mir noch mehr Schmerzen zuzufügen.", meine Mutter kam weinend auf mich zu und nahm meine Hand in ihre. „Ich möchte, dass du mit zu uns kommst. Wir werden dir alles erklären und dann kannst du dich entscheiden, ob du in die Wohnung gehen möchtest, oder ob du bei uns bleibst.", ich sah nach unten. „Wollt ihr mich nach Hause mitnehmen, um mich wieder zu demütigen und mich an meine Verwandten zu verfüttern.", mein Bruder räusperte sich wütend. „Bitte mein Kind. Wir wissen, dass wir das Fass zum Überlaufen gebracht haben, aber lass es uns wenigstens erklären.", ich sah zu meiner Schwägerin, die mich warm anlächelte. „Komm mit zu uns, zu Hause wartet jemand darauf seine Hala kennenzulernen.", ich lächelte sie an und bekam Gänsehaut als ich an meinen kleinen Neffen dachte. „Ich komme mit.", meine Mutter umarmte mich sofort, doch ich konnte es einfach nicht erwidern, doch das störte sie nicht sonderlich, denn sie gab mir einen Kuss auf die Stirn und entfernte sich dann von mir. „Ich muss Domi nur Bescheid geben, damit er sich keine Sorgen macht.", mein Bruder ballte seine Hände zu Fäusten und sah wütend aus, doch ich ignorierte es und nahm mein Handy zur Hand. „Schatz bin bei meiner Mutter, sie will mit mir reden. Wenn alles gut läuft bleibe ich bei ihr, dann brauchst du dir keine Sorgen machen.", ich schickte die Nachricht ab und sah lächelnd zu meiner Schwägerin, denn ich wusste, dass sie ihre Finger im Spiel hatte und ich muss gestehen, dass ich insgeheim sehr froh darüber bin und nicht weiß, wie ich das jemals wiedergutmachen kann.
DU LIEST GERADE
Das Band der Liebe
Romance"se̱e̱·len·ver·wandt", Adj. -so, dass zwei Menschen sehr ähnliche Gedanken und Gefühle haben und sich deshalb sehr gut verstehen. (Google-Definition) "Seelenverwandtschaft" -Als Seelenverwandtschaft bezeichnet man eine Verbindung zwischen zwei Per...