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        AMALIA

Verschlafen öffnete ich meine Wohnungstür und hörte eine weinende Person die Treppen rauf kommen. Nejla kam auf mich zugelaufen und fiel mir schluchzend um den Hals. „Was ist los?", fragte ich sie, als ich die Tür geschlossen und sie ins Wohnzimmer geführt hatte. „Ich habe mich mit Samedin gestritten und jemanden zum Reden gebraucht." „Wieso? Was ist denn passiert?", hakte ich nach. „Er wollte, aber ich nicht. Ich will einfach warten, doch er konnte sich nicht beherrschen. Er hat so Sachen gesagt, wie dass ich nur Scheinheilig bin und deswegen nicht mit ihm schlafen möchte, dass ich das Warten nicht wert bin. Er hat mich verletzt woraufhin es einfach etwas eskaliert ist und ich dann beschlossen habe, dass ich eine Pause brauche. Er versteht mich einfach nicht. Meine Jungfräulichkeit ist mir wichtig. Wer garantiert mir denn, dass er mich auch zu 100% heiraten wird?", ich umarmte sie und strich ihr über den Rücken. „Er hat das bestimmt nicht so gemeint. Er ist ein Junge. Er will seinen Trieben folgen, weil er vorher nie eine ernste Beziehung hatte. Das musst du verstehen. Eine Pause reißt euch nur auseinander und bewirkt das Gegenteil von dem, was du eigentlich bewirken willst. Rede noch einmal mit ihm, erkläre ihm deine Gedanken und dass zu einer ernsten Beziehung gehört, dass er dir als Mann entgegenkommt bei deinen Wünschen und Prinzipien und du ihm. Was nicht heißt, dass du, auch wenn du es nicht möchtest, mit ihm schlafen sollst, um ihm entgegenzukommen. Es wird alles so kommen, wie es kommen soll. Mach dir keine Gedanken darüber."

Sie wurde ruhiger und wischte sich auch die letzten Tränen weg. „Magst du etwas trinken?", wollte ich von ihr wissen. „Hast du Tee?", ich nickte und ging in die Küche. Wieder machte ich Tee. Und dachte an das Gespräch mit Dominik. Wieso ausgerechnet ich? Wieso denn niemand anders? Es wäre doch so viel einfacher gewesen.

Mit zwei Tassen lief ich zurück ins Wohnzimmer. Eine überreichte ich Nejla, während ich die andere auf den Tisch stellte. „Danke.", bedankte sie sich. Ich setzte mich zu ihr und schon wieder waren meine Gedanken bei Dominik und seinem Geständnis. „Hallo, was hast du?", sie tippte mich an und ich sah ruckartig zu ihr. „Hm? Worüber hast du gesprochen?", fragte ich sie. „Wo warst du denn mit deinen Gedanken?", wollte sie wissen. „Dominik war heute hier.", sie riss ihre Augen auf. „Was? Wieso?", ich nahm meinen Tee zu mir und nahm einen Schluck. „Er wollte es mit mir versuchen.", sie fing an zu quieken. „Oh mein Gott. Amalia, das ist so cool.", freute sie sich, doch als sie merkte, dass ich mich nicht freute, beruhigte sie sich wieder. „Du hast ihn abgewiesen?", ich nickte. „Wieso?", hakte sie nach. „Nejla, kannst du es dir nicht erschließen? Er ist Albaner, ich Montenegrinerin. Er Christ, ich Muslima. Mein Vater würde es nie akzeptieren, er ist viel zu Stolz. Und Albaner sind sowieso sehr stolz und werden eine wie mich nie akzeptieren. Es ist schon vorher bekannt, dass es nicht klappen wird. Deswegen ist es am Sinnvollsten einfach alles so zu belassen wie es gerade ist.", erklärte ich ihr. „Amalia du denkst immer nur an die anderen. Was sie sagen könnten, was euch unterscheidet, was hier ist und was da ist. Aber mit keinem Mal hast du gesagt, dass du dich nicht bereit fühlst. Da musst doch etwas dahinterstecken.", ich ließ mir ihre Feststellung noch einmal durch den Kopf gehen. „Ich weiß gar nicht, was ich denke. Dominik ist attraktiv, hat Gott gegenüber dieselben Pflichtgefühle, wie ich. Ich fühlte mich in seiner Nähe nicht fehl am Platz und dennoch fühlt es sich falsch an.", sie strich mir über die Hand und versuchte mich anzulächeln. Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile lang, bis wir bemerkten, dass es schon 10 Uhr war. „Nejla dein Handy klingelt.", ich reichte es ihr und sie hob ab.

„Hallo?"

...

„Wieso weinst du?"

...

„Was? Wie geht das?"

...

„Schatz wir sind sofort da."

Das Band der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt