Kapitel 6 - Taddls Clique

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Tatsächlich erwies sich die Nachhilfestunde mit Taddl besser als erwartet. Er war sehr geduldig und nahm sich die Zeit, mir dieses komische Thema zu erklären. Auch, wenn ich mir zwischendurch einbildete, einen Hauch von Langweile in seinen blauen Augen zu erkennen, wirkte er sehr entspannt und beobachtete mich dabei, wie ich mit rauchendem Schädel versuchte, seine Tricks bei einer besonders schwierigen Aufgabe anzuwenden. Ehrlich gesagt war es beinahe schon lästig, so angestarrt zu werden. Besonders, wenn man es nicht gewohnt war. Und das war ich wirklich nicht, da Micha, Dado und Klaus die einzigen in der Schule waren, die mich freiwillig anschauten. Nicht, dass ich hässlich wäre oder so, aber ich hatte die Vermutung, dass ich einfach nicht auffiel. Warum sollte ich auch?


"Manu, du schweifst wieder ab.", riss die tiefe Stimme meines Nachhilfelehrers mich aus meinen Gedanken. Ich warf ihm bloß einen Blick zu, der sich wohl verschieden deuten lassen konnte. Einerseits war ich sehr wütend, dass er mich gerade so aus meiner eigenen Welt gerissen hatte, doch anderseits war ich auch verbittert, da ich mir eingestehen musste, dass er Recht hatte. Egal an was ich dachte, meine Gedanken schweiften immer ab und irgendwann befand ich mich in einer inneren Diskussion über ein Thema, was mit meinem Ausgangsgedanken überhaupt nicht mehr zu tun hatte. Einmal zum Beispiel, hatte meine Mutter mich gebeten, über unsere neue Wandfarbe im Wohnzimmer nachzudenken, was ich auch getan hatte, nur dann war ich so abgeschweift, dass ich letztendlich darüber nachgedacht hatte, ob man Kakteen kochen kann. Aber eigentlich war das keine dumme Überlegung, weil Kakteen doch, genau wie Gemüse...

"Manu, du tust es schon wieder."

Taddl klang vollkommen ruhig, hatte aber inzwischen sein Handy rausgenommen und tippte darauf herum.

"Bitte konzentriere dich wieder auf die Aufgabe."

Doch eigentlich hatte ich gerade keine Lust an die Aufgabe zu denken, denn mir war eingefallen, dass Nachhilfe schließlich nicht wirklich der Grund war, dass ich gerade hier saß. Ich musste unbedingt T über Palle ausfragen. Schon bei dem Gedanken an den gutaussehenden, dunkelhaarigen Schüler wurde mir total warm und ich begann zu grinsen, als hätte ich gerade die Nintendo Switch zum halben Preis bekommen.

Der Junge mit den blauen Haaren zog etwas verwirrt eine Augenbraue hoch und legte das Handy beiseite.

"Na du Honigkuchenpferd, hast du die Aufgabe geschafft oder ist dir einfach nur Geld in den Schoß gefallen?", fragte er und beugte sich vor, um mein Dauergrinsen besser betrachten zu können.

"Nichts von beidem.", antwortete ich und schaffte es mein Strahlen zu bändigen, auch, wenn es nicht gerade leicht war.  "Ich habe mir nur gerade überlegt, wie es wäre, dich besser kennenzulernen."

"Wie meinst du das?", wollte Taddl verwirrt wissen.

"Naja, wie ich es meine. Erzähl doch mal was über dich", bat ich und setzte das süßeste Lächeln auf, was ich hatte.

Doch so leicht ließ sich T nicht um den Finger wickeln. Er lehnte sich bloß im Stuhl zurück und musterte mich mit zusammengezogenen Augenbrauen. Besonders begeistert wirkte er nicht. Zu gerne würde ich jetzt in seinen Kopf schauen, um zu sehen, was er dachte, reden tat er ja nicht.

"Also ich bin 16, habe vier ältere Geschwister, drei Brüder und eine Schwester. Doch meine Eltern sind getrennt und so lebe ich alleine mit meiner Mutter in einer Wohnung. Meine ältesten beiden Brüder sind schon erwachsen und ausgezogen, während mein Vater mit meiner Schwester und meinem anderen Bruder in Berlin wohnt. Jede Herbstferien fahre ich sie besuchen. Das ist bei uns so eine Art Ritual.", brabbelte ich los, in der Hoffnung, Taddl ein bisschen dahin zu bekommen, wo ich ihn wollte. Schließlich sollte er mir möglichst viele Infos über Palle sagen, ohne zu wissen, dass ich hinter ihm her war.

"Berlin?", hakte er interessiert nach. "Ich liebe diese Stadt, die ist so nice."

Ich nickte. "Ja, das ist sie."

"Also ich habe keine Geschwister und lebe mit meinen Eltern ganz normal in einem Einzelhaus mit großem Garten. Allerdings arbeiten sie viel und sind kaum zuhause, wegen Geschäftsreisen und so. Deshalb mache ich häufiger Hausparties. Wenn du willst-", er zwinkerte mir zu, "Kannst du ja auch mal kommen."

"Das wäre voll cool!", rief ich begeistert. Unglaublich, welche Möglichkeiten sich auftaten, wenn man sich mit jemandem, wie T anfreundete.

"Ich schreib dich dann an, wenn du willst.", bot Taddl an und mein Grinsen tat sich wieder auf.

"Wer kommt denn immer so zu deinen Parties?", fragte ich aufgeregt.

Taddl zuckte mit den Schultern. "Meine Clique und manchmal noch meine Kumpels von außerhalb. Die kennst du aber alle nicht."

"Wer ist denn so in deiner Clique?" Mein Puls ging immer höher und mir wurde immer heißer. Zentimeter war ich bloß von meinem Ziel entfernt. Bloß Zentimeter....

"Naja, wir sind sehr viele...", begann Taddl. "Aber viele kennst du wahrscheinlich auch vom Sehen. Wir sitzen immer in den Pausen auf der alten Eiche beim Eingang, kennst du die?"

Mehr als ein Nicken konnte ich dann doch nicht mehr herausbringen. Ich hatte Recht. Taddl gehörte zu Palles Clique!


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Hallu, meine einzigartigen Fäns!

Jetzt wird's interessanter! Wir kommen dem ersten Treffen von Palle und Manu immer näher!

Seid gespannt! c:

~Eure Zucchini




Palle, seine Freunde und ich / #kürbistumor #glpalleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt